Clinton spielt Cowboy auf den Weltmärkten

■ USA drohen Japan mit Handels- sanktionen, diesmal wegen Fotos

Washington/Berlin (AFP/dpa/ taz) – Die USA setzen ihren erpresserischen Kurs in der Handelspolitik fort. Gerade eine Woche nach der Beilegung des Autohandelskonflikts steht jetzt der nächste Handelskrieg mit Japan ins Haus, diesmal wegen Foto- und Filmprodukten. Die Regierung in Washington leitete am Montag offiziell eine Untersuchung zu Klagen des US-Konzerns Eastman-Kodak ein – der erste Schritt zu Handelssanktionen. Kodak hatte im Mai bei dem US-Handelsbeauftragten Mickey Kantor eine 250 Seiten dicke Beschwerde wegen angeblich unlauteren Wettbewerbs gegen seinen japanischen Konkurrenten Fuji eingereicht.

Nach Artikel 301 des US-Handelsgesetzes hat Kantor nun ein Jahr Zeit, den Fall zu untersuchen und mit der japanischen Seite zu verhandeln. Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder – das wäre der korrekte Weg – legt die US-Regierung Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) ein. Oder – die wahrscheinliche Variante – die USA gehen erneut den bilateralen Weg und verhängen Handelssanktionen gegen Japan.

Kodak behauptet in seiner Klage, dem Konzern seien wegen unfairer japanischer Handelspraktiken seit Mitte der 70er Jahre 5,6 Milliarden Dollar durch die Lappen gegangen. Bei Filmen und Fotos habe Fuji in Japan einen Marktanteil von 75 Prozent, Kodak dagegen nur sieben Prozent. Das liege vor allem daran, daß die japanischen Konzerne mit Preisabsprachen arbeiteten, den Händlern Rabatte oder Barzahlungen böten oder sie unter Druck setzten, nur heimische Produkte zu verkaufen.

Fuji kontert, Kodak wolle durch seine Beschwerde nur eigene Managementfehler kaschieren. Schließlich habe umgekehrt Fuji in den USA mit lediglich 12 Prozent auch nicht gerade einen sonderlich hohen Marktanteil. Das von Kodak angefertigte Dossier über Fuji sei voller „falscher Zahlen und Fakten“, hieß es in einer ersten Reaktion. Die Glaubwürdigkeit der WTO werde durch das US-Vorgehen immer weiter untergraben.

Sogar die europäische Konkurrenz wundert sich – wie schon im Falle der Autos – über die Probleme der US-Firmen. Die Leverkusener Firma Agfa-Gevaert verzeichnet in Japan ein glänzendes Geschäft mit Fotoartikeln. Einen Handlungsbedarf sehe man nicht; Handelsbarrieren habe es früher gegeben, doch nun sei das Geschäft von zunehmend freier Konkurrenz belebt.

In der japanischen Regierung stehen nun offenbar einige Kragen kurz vor dem Platzen. Handels- und Industrieminister Ryutaro Hashimoto sagte kurz und bündig, seine Regierung wolle unter der Drohung mit Handelssanktionen nicht mit der Clinton-Regierung verhandeln. Innenminister Hirohu Nonaka interpretierte die Haltung der USA wohl nicht zu Unrecht als Teil des Wahlkampfes von Präsident Bill Clinton. lieb