Design für die Mittagspause

■ Unser Dorf soll schöner werden: Alternative Straßenmöbel, z.B. für die Teerhofbrücke, made in Huchting

Für die einen ist es die Teerhofbrücke, für die anderen die wahrscheinlich längste Betonrampe der Stadt – öde, zugig, ungastlich. Dabei könnte alles so schön sein. Fanden die Schülerinnen und Schüler der Huchtinger Fachoberschule für Gestaltung und entwarfen Mobiliar, mit dem die Brücke einladender würde. Gestern stellten sie die Prototypen ihrer alternativen Brückenmöbel vor Ort aus: Sitzbänke und Holzgestühl, einfach und billig und trotzdem ziemlich bequem. Einen halben Tag lang konnten die Brückengängerinnen und -gänger die Modellmöbel testen und ein bißchen drauf herumlottern.

„Uns nervt das einfach, wie die Stadt uniformiert wird“, sagt Projektleiter Dieter Schmal. „Jeder Poller wird einfach aus dem Katalog bestellt.“ So sehen die Ruhebänke, die Fahrradständer und all die anderen „Straßenmöbel“ in Bremen aus wie die in Lüdenscheid und wie die in der Fußgängerzone Bochum. Nur der Bremer Teerhof prangt noch gänzlich unmöbliert, Ausnahme: die Straßenlaternen am Brückengeländer. So hasten die Bremerinnen und Bremer über die teure, leere Brücke – und hätten doch so einen schönen Platz zum Verweilen, finden die Schülerinnen und Schüler.

Schließlich gibt es eine lange Tradition des Brückenlebens. Noch im 19. Jahrhundert benutzen die Städter ihre Brücken zum Schwadronieren, Sinnieren, Plaudern – kurz: zum gekonnten Herumlungern. Die gediegene Form und den Zierrat früherer Tage haben die Möbel der neueren Bauart freilich abgeschüttelt. Einfache geometrische Formen werden bevorzugt: Dreieckige Hocker, rechteckige Sitzbank-Elemente. Das wäre nicht nur von der Herstellung her einfach, sondern auch praktisch, sagen die Schülerinnen und Schüler. So nämlich können die einzelnen Elemente immer wieder nach Bedarf gruppiert werden. Wer einfach aufs Weserwasser starren will, kann sich seinen Sitz einfach wegdrehen; wer in der Mittagspause mit ein paar Leuten klönen will, kann sich seine Sitzgruppe zurechtrücken.

Vor allem müßten Brückenmöbel bequem sein, war die Überlegung – nicht so einfach, wenn als Baumaterial in der Schule nur Metall- und Holzplatten zur Verfügung stehen. Trotzdem gelang das Kunststück. Hohe Rückenlehnen z.B. dienen zugleich als Windfang, wenn eine steife Brise über die Weser fegt. Nach Windrichtung und Sonnenstand läßt sich auch der „Treppen-Liegestuhl“ aus Huchting ausrichten. Die einfache, aber geniale Idee: Die Liege hat keine eigenen Füße; stattdessen wird sie einfach irgendwo auf die Stufen des breiten Treppenaufgangs gelegt und hält sich dort durch ihr Eigengewicht.

So könnte aus dem monumentalen Treppenaufgang eine Art Tribüne werden, auf der die Mittagspausierer vom Teerhof die Flaneure am Weserufer grüßen.

Für Gregor Johannsen, der das gute Stück entworfen hat, ist diese erste öffentliche Präsentation ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu seinem Berufsziel: Produkt-Designer. Er ist einer von 24 Schülerinnen und Schülern, die an dem bundesweit einzigartigen „Modellversuch Produktdesign“ teilnehmen. Vom Bund unterstützt, wird hier jungen Leuten die Chance gegeben, zwei Jahre lang gestalterische und handwerkliche Grundkenntnisse zu erwerben – um dann fürs Design-Studium fit zu sein. Vielleicht geht eines der Brückenmöbel dann sogar mal in Serie – bis dahin verschwinden die Prototypen im Schulmagazin. Und über die teerhofbrücke darf wieder gehastet werden. tw