Kulturlöcher gestopft

■ Bonner Mitfinanzierung der Berliner Kultur: Substanzerhalt jetzt - institutionelle Beteiligung ab 1997

Die 28 Millionen Mark Bundesgeld für die Berliner Kultur dürfen nun doch für den Erhalt bestehender Institutionen ausgegeben werden. Das ist das aktuell wichtigste Ergebnis der ersten Sitzung des aus Vertretern des Bundes und des Landes bestehenden Kuratoriums zur Finanzierung der Hauptstadtkultur am Dienstag.

Von der ursprünglichen Bedingung Bonns, daß diese Summe keinesfalls den Berliner Kulturhaushalt entlasten dürfe, sondern für Sonderprojekte auszugeben sei, hat das sechsköpfige Gremium, zu dem unter anderen Bundesinnenminister Manfred Kanther und der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gehören, stillschweigend Abstand genommen. Finanzlöcher in den Etats der Deutschen Oper, der Staatsoper, des Deutschen Theaters und auch des Hauses der Kulturen der Welt können jetzt von diesem Geld gestopft werden – alles Häuser, die zur inoffiziellen Liste sogenannter Leuchttürme gehören.

Nach wie vor wird auch 1996 noch zur „Anlaufphase“ der Bonner Hauptstadtfinanzierung gezählt, wenngleich der Bundesbeitrag im nächsten Jahr immerhin 60 Millionen Mark beträgt. Entscheidende strukturelle Veränderungen sind indes für 1997 geplant. Ab dann wird sowohl eine institutionelle Beteiligung des Bundes an den „Leuchttürmen“ festgeschrieben als auch ein von Bonn und Berlin gemeinsam bestückter Kulturfonds für Projekte mit nationaler Ausstrahlung eingerichtet. Als dritte Maßnahme zur Hauptstadtkulturförderung des Bundes ist für 1997 der Ausbau des Martin-Gropius-Baus zu einer repräsentativen Ausstellungshalle geplant. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin – ebenfalls Mitglied des Kuratoriums –, ist über den Ausgang der ersten Sitzung erfreut, erinnerte aber daran, daß 60 Millionen Bundesmark jährlich für die Berliner Kultur kaum ausreichen würden (zum Vergleich: Bonn erhält rund 90 Millionen Mark Bundeskulturförderung). Schon für 1995 hatte Roloff-Momin eigentlich 148 Millionen Mark beantragt. Mit einer Aufstockung der gewährten Summe ist jedoch frühestens ab 1998 zu rechnen.

Erschwert werden die Verhältnisse speziell im Osten Berlins ab 1996 durch die Tariferhöhungen in Höhe von 17,2 Prozent. Die Institutionen müssen diese Mehrkosten aus den laufenden Etats bestreiten, davon ausgenommen sind nur die Staatstheater. Petra Kohse