Für eine „Stadt des Friedens“

Israelische und palästinensische Politiker, Künstler, Publizisten und Intellektuelle wollen die Einheit Jerusalems enthalten: Mit je einem Regierungszentrum für Israel und Palästina  ■ Aus Jerusalem Amos Wollin

Ein geeintes, friedliches Jerusalem fordern 400 Israelis und PalästinenserInnen. In einem am Dienstag abend vorgestellten Aufruf „Unser Jerusalem“ skizzieren sie die Vision einer „Stadt des Friedens“. Unter den ErstunterzeichnerInnen sind namhafte israelische und palästinensische Persönlichkeiten, wie der Publizist Uri Avneri und der Vertreter der palästinensischen Autonomiebehörden in Ostjerusalem, Faisal Husseini.

Husseini setzte seine Unterschrift demonstrativ während der Vorstellung des Aufrufs bei einer Pressekonferenz unter das Papier. Er lehne die Teilung der Stadt ab und wolle „Jerusalem als eine wirklich geeinte Stadt sehen“, erklärte Husseini. Auf dem Gebiet der geeinten Stadt könnten dann Israelis und Palästinenser jeweils ihre eigenen Regierungszentren errichten. Die gesamte Stadt solle „in Frieden geeint sein, so daß jeder in der Lage ist, zu sagen: Dies ist mein Jerusalem.“

Avneri, einer der Initiatoren des Aufrufs verlangte die sofortige Eröffnung der Verhandlungen über die Zukunft der Stadt. Inzwischen solle nichts geschehen, was Konsequenzen für den Ausgang der Verhandlungen haben könne. Die israelische Regierung müsse jedwede Siedlungstätigkeit in den palästinensischen Teilen der Stadt und ihrer Umgebung einstellen. Die geplante Umzingelung Ostjerusalems mit einem Gürtel jüdischer Siedlungen müsse eingestellt werden. Den Versuch der israelischen Behörden, mit dem Bau eines neuen jüdischen Wohnviertels am Dschabal Renaim, im südöstlichen Teil der Vorstadt zu beginnen, würden Massen von Israelis und Palästinensern verhindern, kündigte Avneri an.

Der in Israel bekannte Dichter Dan Almagor unterstützte den Vorschlag, im September eine internationale Konferenz „5.000 Jahre Jerusalem“ einzuberufen. Das Motto ist als Antwort auf die von der israelischen Regierung geplanten Feiern unter dem Titel „3.000 Jahre Jerusalem“ zu verstehen. Sie blenden 2.000 Jahre Stadtgeschichte vor dem Wirken König Davids aus. „Wir müssen endlich anerkennen, daß wir Juden nicht die einzigen Söhne Jerusalems sind“, sagte Almagor: „Hier hat es vor und neben uns immer andere gegeben, die ebenfalls Rechte haben.“

Der israelische Bühnenautor Jehoschua Sobol erklärte, es sei einfacher „Friedensverträge zwischen Regierungen zustandezubringen, als wahren Frieden zwischen Völkern zu stiften.“ Ohne wirkliche Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern könne „kein Vertrag von Dauer sein. Israelis und Palästinenser müssen ihre Rechte gegenseitig anerkennen und respektieren.“ Gerade in Jerusalem müsse „der Anfang der wahren Aussöhnung und des Friedens geschaffen werden.“