"Aus gegebenem Anlaß bunt"

■ Fummel zur Love Parade: Was um Gottes willen ziehe ich an? / Trend geht zu Klamotten, die altpraktisch, normalbequem, aber trotzdem supersexy sind

Panik macht sich breit. Der Kleiderschrank steht offen. Die zwanzigste Kombi wurde soeben ausprobiert. Würg! – nichts paßt. Ein dicker Haufen türmt sich auf. Herr, hilf! Was ziehe ich bloß an?! Was, um Himmels willen, ist heuer hip? Was gehört besser in die Altkleidersammlung?

Eines ist klar: Hauptsache auffallen. Denn die Konkurrenz schläft mit Sicherheit nicht. Der Trend geht eindeutig zu „bequem, praktisch, aber trotzdem supersexy“, sagt Bettina vom „Scenario“ in der Schönleinstraße. Dazu empfiehlt sie: „Viele Taschen an Hosen, Röcken und Oberteilen, Bauch frei, Bein frei, schön enge Shirts oder einen Bustier aus Stretch-Satin.“ Die Herren der Schöpfung sind bestens beraten mit „Herrenröcken in allen Variationen, meist Karo oder Hemdkleidern, knielang, bis oben geschlitzt“. Accessoires wie Federboas, Handbags aus Waschpulverschachteln und Spritzpistolen liefern zusätzliche Würze. Ganz wichtig: Schön bunt muß es sein.

Heike, Auslandskoordinatorin des Berliner Off-Modepapstes Frank Schütte („3000“): Haach, da kann ich dir 'ne Liste von 15 Seiten liefern. Also: kurze Röcke, lange Röcke, kurze Hosen, lange Hosen, kurze T-Shirts, rote T-Shirts, grüne T-Shirts, blaue T-Shirts, gelbe Hosen ...“ Die Liste ist auf Anfrage in der Redaktion erhältlich. Mit 20 Pluspunkten ist im Rennen, wer Teile der folgenden Mega-Hip-Labels besitzt. Also bitte mal vergleichen: Mecca, stupid, Pearl of trash, X-gril, x-large, Sabotage, heiko London, 3000, Pfefferkorn, crow, World oder E-Play. „Wer sich hingegen richtig schön bis aufs Knochenmark blamieren will, der läuft heute nachmittag auf mit Klamotten von H&M, Trillerpfeifen, weißen Handschuhen.“ Das meint jedenfalls Petey vom „Planet“ in der Mommsenstraße.

Martin Wuttke vom Recycling- Label „Next G.+U.R.+U. Now“ hat die passende Idee, wie man viel zeigt, aber eben nicht alles. Schließlich sollte man sich immer Steigerungsmöglichkeiten offenhalten. Er favorisiert „knappe String-Tangas, sowohl für die Dame als auch für den Herren“. Dazu sehr hübsch: „Paketkreppklebeband über die Brüste“.

Ach so, sollte sich wider Erwarten nichts von alledem in ihrem Kleiderschrank befinden – auch egal. Spätzünder können mühelos improvisieren. Martin dazu: „Einen alten Schlüpfer nehmen und mit dem Textmarker vorne ein großes Herz draufmalen. Ist doch wunderbar.“ Und Damir vom In- Laden „DNA/DNS“ gibt folgenden heißen Tip: „Na ja, dann müssen halt Omas Blümchengardinen herhalten, oder man reißt den Duschvorhang von der Stange.“ Thomas Enslein