Die Kunst des Neinsagens im Projekt

■ Einblick: Wie managen Frauen Projekte erfolgreich?

Erwartungsvoll blickten sie alle in die Runde. Die Landschaftsplanerin mit feuerroter Lockenpracht, die ökologische Gutachten für den Straßenbau erstellt; auch die Berlinerin in Schwarz mit angepunkter Frisur, die jahrelang Alphabetisierungskampagnen initiiert hatte; die bieder und mausgrau wirkende Datenverarbeiterin und die Arzthelferin, die sich hochgearbeitet hatte und jetzt Theatertreffen organisiert. Jede der 15 Teilnehmerinnen hatte irgend etwas mit Projekten zu tun, aber die Erfahrungshintergründe waren so grundverschieden wie die Typen.

Vor dem Kurzlehrgang in Organisation, Moderation und Systematik in der Planung mußte aber noch ein Nenner gefunden werden: Was ist überhaupt ein Projekt? Können so unterschiedliche Vorhaben wie die nötige Umstellung einer schnell wachsenden Abteilung auf Computer, freie Projektarbeit mit Kindern und Jugendlichen oder eine Ausstellung im Museum mit dem gleichen Konzept vorbereitet werden? Ein Projekt, so die Kursleiterin Sabine Baran, sei alles, was einmalig ist. Sogar ein selbstgestrickter Pullover enthalte Kriterien eines Projekts. Er ist in seiner Einmaligkeit nicht wiederholbar und hat komplexe Strukturen durch komlizierte Strickmuster.

Zeit und Geld, beides festgelegt durch den Auftraggeber, waren die größten Schwierigkeiten der Frauen. Notfalls „nein“ sagen zu können, erklärte Baran, sei das Wichtigste. Wenn ein Projekt in der vorgegebenen Zeit mit den beschränkten Mitteln nicht durchführbar sei, müsse frau den Mut zu diesem Schritt haben.

Mut und klare Grenzen setzen waren auch am Nachmittag die zentralen Themen. Wie gehe ich mit einem Kollegen um, der mich nicht ausreden läßt, gegen dessen zeitvergeudende Reden ich mich nicht durchsetzen kann? Mit einem Kartenspiel lernten die Frauen ihre Eigenschaften besser kennen. Gehe ich an Aufgaben eher analytisch, detailliert, mitfühlend oder phantasievoll heran? Die meisten Frauen, auch wenn sie detaillierte oder analytische Typen waren, kannten die „weibliche“ Verhaltensweise, sich eher zurückzuziehen und den Konflikt vermeiden zu wollen. Sie hatten eine Menge Ratschläge für die „Freundin“ parat. Nach sieben Stunden saßen die Frauen teilweise am Boden oder hatten ihre Schuhe ausgezogen und plauderten, als ob sie sich schon Jahre kannten. Und sie sind froh zu wissen, daß alle die gleichen Probleme haben. Elke Eckert