Eggert kommt zum Gehen

Sachsens Innenminister wird aus dem Urlaub zu Biedenkopf zitiert / Spekulationen um Rücktritt  ■ Aus Dresden Detlef Krell

Heinz Eggert ist vorzeitig aus dem Urlaub in der Türkei zurückgekehrt. Sein erster Weg führte direkt zu Dirk Neumann, der untersuchen soll, ob der sächsische Innenminister seine Mitarbeiter im Amt sexuell belästigt hat. Heute oder morgen wird Heinz Eggerts Weg dann zwangsläufig zu seinem Dienstherrn Kurt Biedenkopf führen.

Der Chef der sächsischen Staatskanzlei, Günter Meyer, stellt in einer lapidaren Pressemitteilung gestern klar, er habe „von Anfang an die Meinung vertreten, daß Staatsminister Heinz Eggert als Minister in dem Fall nicht mehr zu halten sei, daß die Vorwürfe gegen ihn zuträfen“. Zur Darstellung, die das ARD-Magazin „Panorama“ vorgstern verbreitet hatte, erklärt der Biedenkopf-Vertraute zweideutig: „Ich bin gefragt worden, ob ich mit dem Rücktritt von Minister Eggert an diesem Wochenende rechne. Ich habe das verneint.“ Doch laut „Panorama“ war der Kanzleichef schon deutlicher geworden: „Der muß weg“, habe er zu Eggert-Mitarbeitern gesagt, die ihn von der angeblichen sexuellen Belästigung unterrichtet hatten.

Gegenüber der Tageszeitung Die Welt kündigte Eggert an, er wolle den Vorwurf der sexuellen Belästigung von Mitarbeitern „durchstehen und meine angeschlagene Ehre wiederherstellen“. Nach den erneuten konkreten Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiter bei „Panorama“ dürfte ihm das schwerfallen. Einer der Betroffenen erklärte, Eggert habe sich in seinem Beisein „völlig ausgezogen“ und ihn aufgefordert, „seine Genitalien zu berühren“. Belastende Aussagen gegen Eggert liegen auch von dessen früherem Redenschreiber, Uwe Seifert, sowie vom Ex-Referenten Oliver Lang vor. Seifert beklagte, sein Chef habe „seine fehlende homosexuelle Neigung nicht respektiert“. Lang hatte in der Wochenpost von „Auswirkungen auf das weitere Berufsleben“ und anderen Drohungen des Chefs berichtet, falls Vorwürfe der sexuellen Belästigung an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Eggerts Rückhalt schwindet auch in der CDU-Fraktion. Zwar hat sich der sächsische CDU-Generalsekretär und Fraktionsvorsitzende Fritz Hähle wiederholt gegen „eine Vorverurteilung“ ausgesprochen; intern wünschen Fraktionsmitglieder längst, „der Schwule“, der für seine Partei im Heimatwahlkreis Zittau mit 65,2 Prozent das beste Erststimmenergebnis von Sachsen erzielt hat, solle doch lieber gehen.