Moschee mit Minarett, aber ohne Muezzin

Ein Wermutstropfen fiel am Samstag bei der Grundsteinlegung für die erste „richtige“ Moschee Bremens dann doch in die Freude der Fatih-Gemeinde: AnwohnerInnen hatten wegen Ruhestörung die Polizei angerufen. Dabei waren nur ein paar Reden gehalten worden.

Und auch nach der Bauzeit wird sich die Moschee in der Waltjenstraße gegenüber den alten Verwaltungsbauten der AG Weser leise in den Stadtteil Gröpelingen einfügen: Kein Muezzin wird jemals vom 27 Meter hohen Minarett die Gläubigen zum Gebet rufen. Nicht für einen einzigen Feiertag im Jahr bekam die Fatih-Gemeinde die Genehmigung.

Die Moschee der Fatih-Gemeinde wird die erste mit Minarett und Kuppel in Bremen sein. Bislang beten Bremer Moslems in umgebauten Tankstellen, Lagerhäusern, gar in Kasernen wie in Huckelriede. Für die größte moslemische Gemeinde in Bremen, die als eher fundamentalistisch orientiert geltende Fatih-Gemeinde, ist die Zeit des Provisorischen endlich vorbei. Vier Jahre bereitete sie den Bau der Moschee vor, sammelte über drei Millionen Mark Spenden. Nächsten Sommer hofft man, Einweihung feiern zu können.

Eine Moschee muß übrigens keine bestimmte Bauform haben, nur eine Bedingung muß sie unbedingt erfüllen: Die religiöse Reinheit muß möglich sein. Deshalb wird es in der neuen Moschee ausgedehnte Waschtrakte geben, wo sich die Gläubigen Hände, Gesicht und Füße waschen können. Ob eine Moschee eine Kuppel hat und ob die aus Kupfer oder Holz ist, ist nicht vorgeschrieben, sondern hängt allein vom Geldbeutel der Gemeinde ab.

Die Moschee wird drei Stockwerke haben. Im Keller liegen Waschräume und Toiletten, im Erdgeschoß eine Bücherei, ein Saal für die Jugend, ein etwas kleinerer für die Frauen, ein allgemeiner Versammlungsraum und ein Lebensmittelladen. Denn die Moschee soll nicht nur Gebetsort sein. Die Gebetshalle nimmt den ersten Stock ein – unten knien die Männer, auf einer Terrasse darüber die Frauen. Die Moschee soll übrigens auch für Andersgläubige offenstehen.

cis/Foto: Menke