Srebrenica – die Silberstadt

Vor dem Krieg gab es außerhalb Jugoslawiens wohl fast niemanden, der Srebrenica kannte. Dabei war die heutige UN-Schutzzone während der Hochzeit des Mittelalters die „Silberstadt“ Europas, hier wurde eine der ergiebigsten Silberminen der damaligen Zeit ausgebeutet. Damit war Srebrenica aber auch das Rückgrat des bosnischen Königtums, in dieser Zeit hatte der bosnische Staat die größte Ausdehnung in seiner Geschichte und dementsprechend auch in Europa einiges Gewicht. Nicht zuletzt Dubrovnik profitierte von dem Handel mit der bosnischen Gesellschaft, damals wurde der Grundstein für die „Perle der Adria“ gelegt.

So ist Srebrenica nicht nur irgendein Ort auf der Landkarte des Landes. Er ist auch ein Symbol für dessen Unabhängigkeit. Wenn Srebrenica fällt, „wird dem freien Bosnien ein Teil seines Herzens ausgerissen“, wie dies ein bosnischer Freund kürzlich formulierte. Auch heute noch wären die Erzminen des Distrikts Srebrenica ein wirtschaftlich wichtiger Faktor für die Zukunft. Und weiterhin ist die ehemals 37.000 Einwohner zählende Stadt von strategischer Wichtigkeit. Denn wie die weiter südlich liegenden Enklaven Goražde und Zepa ist Srebrenicas ein Symbol für die Existenz eines Bosniens, das Ostbosnien bis hin zum Fluß Drina, der alten historischen Grenze Westroms zum byzantinischen Reich, einschließt. Der serbische Nationalismus jedoch hat seit dem 19. Jahrhundert diese Grenze verschieben wollen. Mit dem Fall Srebrenicas wäre er diesem Ziel einen Schritt nähergekommen.er