Es wird weiter gefeuert

■ Serben setzen Offensive bei Srebrenica fort

Sarajevo (taz/AFP) – Die Drohung der Vereinten Nationen, mit Nato-Luftangriffen auf die bosnisch-serbische Offensive bei Srebrenica zu reagieren, hat die Aggressoren bisher wenig beeindruckt. Panzer und Artillerie setzten das Sperrfeuer auf die 44.000 Einwohner der UN-Schutzzone gestern fort. Ihre Truppen umgingen den Posten der Blauhelme. Nach Angaben aus Sarajevo kamen bei den Angriffen allein am Sonntag mindestens 100 Menschen ums Leben. Weitere sieben starben gestern vormittag, 25 wurden verletzt. Auf die Forderung der UNO, die 30 festgehaltenen niederländischen Blauhelme freizulassen, reagierten die Serben nicht. Am vierten Tag ihrer Offensive waren sie am Sonntag abend mit Panzern bis auf einen Kilometer auf die Stadt vorgerückt.

Trotz der sich ständig verschärfenden Lage bei Srebrenica plant die Nato bisher keine Sondersitzung. Ihre Diplomaten in Brüssel teilten mit, die Allianz werde nicht auf eigene Faust aktiv werden, halte sich aber „jederzeit“ für Luftangriffe bereit. UN-Generalsekretär Butros Ghali sagte in Athen, die UNO sei „im Bedarfsfall“ zur Anforderung von Nato-Luftangriffen bereit. Näher festlegen wollte er sich jedoch nicht. Allerdings geht es der UNO bisher vor allem um die Sicherheit ihrer Blauhelme. In einem Brief an den Kommandeur der bosnischen Serben drohte der UN-Sonderbeauftragte Yasushi Akashi Luftangriffe der Nato vor allem für den Fall an, daß die UN-Posten bei Srebrenica erneut angegriffen würden.

Von den Serben beschossen wurde außerdem die südlich von Srebrenica liegende UN-Schutzzone Zepa. Hier explodierten mehrere Granaten, verletzt wurde aber niemand. Seiten 8 und 10