Die Glotze macht gesund

■ "Fernsehen aus Berlin" sendet den Wunderheiler Professor Lasch: "Ich weiß auch nicht, wie das funktioniert" / Ärztekammer: "Eine unwürdige Scharlatanerie"

Spätestens seit Dr. Brinkmann aus der Schwarzwaldklinik, Dr. Frank, dem Arzt, den die Frauen so lieben, dem Tieronkel Willi und etlichen anderen Serien-Docs, sind Halbgötter in Weiß im Fernsehen ein Wundermittel für die Einschaltquote. Der Berliner Regionalsender FAB setzt jetzt noch eins drauf. Statt klinischer Seifenopern sendet er ab dem 1. August „Heilfernsehen“ als Reality-TV, und zwar live.

„Das wird die allererste Heilsendung im deutschen Fernsehen“, freut sich Professor Eli Erich Lasch, seines Zeichens sowohl Geistheiler als auch Schulmediziner und Hauptakteur der Sendung. Via Bildschirm wird er vor der Kamera den Patienten vor der Glotze im Wohnzimmer die heilenden Hände auflegen und folgende Worte sprechen: „Konzentrieren Sie sich darauf, gesund zu werden. Aus meinen Händen strömt ein goldweißes, heilendes Licht“ – zack, schon sind Migräne oder Akne wie weggeblasen.

Die Idee zu einer eigenen Fernsehsendung war Lasch nach einem Auftritt bei „Schreinemakers live“ im Oktober 1993 gekommen. Nach Vorbildern aus dem russischen TV hatte er dort zum ersten Mal das Experiment der Heilung per Satellitenschüssel ausprobiert. „Die Resonanz war überwältigend. Ich habe Tausende von begeisterten Briefen bekommen. Es gab keine negativen Erfahrungen der Zuschauer, dafür zahlreiche Erfolge“, strahlt der Geistheiler.

„Die Leute hatten das Gefühl, ich sei aus dem Fernseher heraus in ihre Stube gestiegen.“ Ein junger Mann habe jahrelang auf einem Auge nur schwarz-weiß sehen können, nach der Sendung sei seine Farbblindheit verschwunden. Eine Frau war an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, kam in Laschs Kahuna- Heilzentrum und war – o Wunder – nach drei Wochen geheilt.

„Ich weiß auch nicht, wie das funktioniert!“ wundert sich Lasch, der als langjähriger Schulmediziner seinen eigenen Heilkräften – die hat nämlich nicht jeder – selbst lange nicht so recht trauen wollte. Der Mensch wird von Licht gesteuert, Heilerhände senden Licht aus, Bildschirme verstärken die Lichtwirkung, so lautet seine vage Vermutung zu den Heilerfolgen.

Für seine Bildschirmauftritte nimmt der Heiler keinen Pfennig. Vielmehr finanziert das Kahuna- Heilzentrum, von Lasch geleitet und gegründet, die Telepraxis. Etwa 18.000 Mark kostet eine Dreiviertelstunde auf dem Bildschirm. „Ich verstehe die Sendung aber absolut nicht als Werbung für mich“, beharrt Lasch auf seinem Non-profit-Interesse. Seine Berliner Praxis sei ohnehin hoffnungslos überfüllt. Zwischen 150 und 250 Mark zahlen die Patienten für eine Heilsitzung.

Nur mit der Berliner Ärztekammer könnte es Streß geben. Die hat nämlich schon einen Prozeß angestrengt, weil Lasch gegen die Berufsordnung verstoßen habe. Eine individuelle Behandlung via Mattscheibe sei gesetzlich verboten. „Ärzteunwürdige Scharlatanerie“, lautet der Vorwurf der Ärztekammer. Ist die Fernseh- Heilung Humbug, oder fürchten die Götter in Weiß, daß ihnen ihre schulmedizinischen Felle davonschwimmen? Am Europäischen Gerichtshof läuft zur Frage der Eigenwerbung von Ärzten jedenfalls derzeit ein Musterprozeß. „Bis die entschieden haben, mache ich erst mal weiter“, sagt der Heiler. Silke Fokken