Europa pfeift auf Chirac

■ Greenpeace-Aktivisten auf Moruroa-Atoll gelandet? / Heftige Tumulte im Europaparlament

Berlin (taz) – Das war zuletzt Wladimir Schirinowski passiert. Frankreichs Präsident Jacques Chirac mußte sich wegen der geplanten Atomtests im Pazifik gestern im Europaparlament laute Sprechchöre der ParlamentarierInnen anhören. In Neuseeland meldete Greenpeace, drei Aktivisten seien mit einem Schlauchboot in die Zone eingedrungen, die inzwischen mit einem Stahlseil für Schiffe gesperrt wurde. Es fehle aber jeder Kontakt mit ihnen. Einer der Aktivisten ist der 63jährige David McTaggart, Gründungsmitglied und Ehrenpräsident der Organisation. Die US- Regierung will mit Chirac wegen der gewaltsamen Stürmung der Rainbow Warrior II Kontakt aufnehmen.

In Australien hatten die weitverbreiteten Boykottaufrufe erste meßbare Auswirkungen. Australiens größter Importeur für französische Spirituosen, Yalamba Wines, verzeichnet Umsatzeinbußen von 40 Prozent. In der Bundesrepublik hat mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz erstmals eine große Umweltorganisation zum Boykott französischer Waren aufgerufen. Der Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Vokkert, forderte, auf Frankreichreisen zu verzichten. Der französische Botschafter in Bonn, François Scheer, warnte hingegen vor einem verbissenen Ton in den Diskussionen mit Frankreich: Das „könnte Rückwirkungen haben auf die allgemeine Stimmung in Frankreich, und alte Ressentiments könnten wieder aufleben“. In Paris appellierten 400 französische WissenschaftlerInnen an ihre Regierung, auf die Tests zu verzichten, unter ihnen der Chef des französischen Atomforschungszentrums CEA, Gilles Cohen-Tanoudij. Die Sozialisten im französischen Parlament verlangten eine Volksbefragung zu den Atomtests. ten Seiten 2 und 7