Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine

A

Akira Japan 1987, R: Katsuhiro Otomo

In dem aufwendigsten japanischen Zeichentrickfilm aller Zeiten brettern Superhelden auf Motorrädern duch ein apokalyptisches Neo-Tokio. Viel Action, Blut und mystische Weltuntergangsstimmung. In bester Gozilla-Tradition wird Tokio gleich zweimal komplett zerstört, und das Monster ist ein schmächtiger Teenager. Also einer von denen, die solche Comics wie Akira verschlingen. (hip) Cinema

B

Bad Boys – Text siehe unter Harte Jungs

Bandit Queen Indien/Großbritannien 1994, R: Shekhar Kapur, D: Seema Biwas

Dieser Film über die Chefin einer indischen Räuberbande basiert auf einer wahren Geschichte und damit hat Regisseur Shekhar Kapur auch große Schwierigkeiten. In Indien ist und bleibt der Film verboten und die Banditin Phoolan Devi hat laut dagegen protestiert, so dargestellt zu werden. Zuhause ist sie längst zum Mythos geworden ,und eines der Probleme des Filme ist, daß er die Geschichte dieses weiblichen Robin Hood so wahrheitsgetreu wie möglich zu erzählen versucht. Das Phänomen Phoolan Devi läßt sich wohl besser in einem Dokumentarfilm darstellen, wie es Miriam Quinte im letzten Jahr versuchte - die erbarmungslos realistisch inszenierte Geschichte voller Vergewaltigungen, Demütigungen und Rachefeldzügen bietet alles andere als einen gemütlichen Kinoabend. (hip) Ufa-Stern

Barcelona USA 1995, R: Whit Stillman, D: Raylor Nichols, Chris Eigeman

Der junge Regisseur Whit Stillman schickt in seinem zweiten Spielfilm zwei verwöhnte amerikanische Jungs aus der Oberschicht ins Spanien der frühen 80er Jahre - mitten in des hedonistische Freiheitsgefühl einer Metropole mit vielen Mädchen, die auf sexuelle Abenteuer aus sind, und terroristischen Anschlägen auf die ungeliebten Amerikaner. Ted und Fred wirken hier mit ihrer fast viktorianischen Mischung aus Arroganz, Naivität und Unbeholfenheit rührend hilflos, und Stillman amüsiert sich liebevoll über diese beiden seltsamen, prüden Gestalten. Er spielt diese Komödie der kulturellen Mißverständnisse konsequent durch und zeigt dabei ein erstaunlich komplexes Geflecht aus Umgangsformen, Beziehungen und Konflikten. Endlich hat sich nach Henry James mal wieder ein (hochkultivierter) Yankee damit beschäftigt, wie er und seine Landsleute sich in Europa aufführen. (hip) Europa

Betty und ihre Schwestern USA 1994, R: Gillian Armstrong, D: Winona Ryder, Susan Sarandon

„Dies ist bereits die dritte Adaption von Louisa May Alcotts klassischer Geschichte einer Familie in Neu-England, die sich durch harte Zeiten während des amerikanischen Bürgerkriegs kämpft. Ryder wirft sich in ihre Rolle der heißköpfigen Jo, bis zum Überlaufen erfüllt von Nervosität und erhoffter Leidenschaft. Armstrong zeigt eine dunkle Vision der March-Familie, die auch deren transzendentalen Glauben mit einschließt. Zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch überhäuft von der Tugend aller Beteiligten. Obwohl wunderschön anzusehen, ist der Film einfach zu sehr getränkt von der Milch der frommen Denkungsart.“ (Time Out) Atlantis

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Kroll

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „ Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achziger. Im Grunde ist „Der bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddie Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd-Film) UT-Kino

Bullets over Broadway USA 1994, R: Woody Allen, D: Dianne Wiest, John Cussack, Jennifer Tilly

„Lust und Liebe, Freundschaft und Fremdgehen, Sex und unerfüllte Sehnsüchte sind Woody Allens Lieblingsthemen, Doch in seinem 24. Film liefert er keinen bloßen Frontbericht vom Kampf der Geschlechter. Diesmal hat er sich das jüdisch geprägte Theatermilieu als Zielscheibe ausgesucht. Untermalt vom Jazz und Swing der 20er Jahre karikiert er eitle Diven, wehleidige Dandys und selbsternannte Künstler. Gut, daß wenigstens ein paar Gangster echtes Leben in den Boheme-Zirkus bringen und sich ein Killer als wahrer Kreativer zeigt. Die üppige Ausstattung, die pointenreichen Wendungen der Geschichte und nicht zuletzt die Schauspieler machen den Film zum Vergnügen.“ (TV-Spielfilm) Modernes

Butterfly Kiss Großbrittanien 1994, R: Michael Winterbottom, D: Amanda Plummer, Saskia Reeves u.a.

„Befremdliches Roadmovie auf den Autobahnen Nordenglands, das von der schönen und bedingungslosen lesbischen Liebesgeschichte zwischen einer Mörderin und einer Verkäuferin erzählt. Die naive Miriam will aus der unberechenbaren Eunice einen besseren Menschen machen. Dazu wird ihr nur eine Lösung bleiben, die sie mit aller Konsequenz ausführen wird.“ (tip)Atelier

C

The Commitments Irland 1991, R: Alan Parker, D: Robert Arkins, Michael Ahern

„Alan Parker verdirbt die Sache nicht. Er ist eigentlich schon zu alt für den Soul und zu jung zum Sterben, und mit Musikfilmen (Fame, The Wall) hatte er bisher wenig Glück. Hier beweist er nun ein sicheres Gespür für Klangfarben und Rhythmen, Harmonien und Mißklänge. Kaum zu glauben, daß die Darsteller fast ausnahmslos Laien sind, so lückenlos ist ihr Zusammenspiel, so nahtlos der Übergang von der eigenen Spielfreude zu der der Figuren.“ (taz) Gondel

Crimson Tide USA 1995, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Gene Hackman

„Geradezu idealtypisch sind zwei Männer gegenübergesetzt, deren Konfrontation von Anfang an unvermeintlich erscheint. Als Captain bzw. erster Offizier an Bord eines Atom-U-Bootes während einer kriegerischen Auseinandersetzung steht bei dieser Konfrontation weit mehr auf dem Spiel als Persönliches. „Top Gun“ unter Wasser, diese Befürchtung, die sich beim Blick auf die identische Konstellation von Regisseur und Produzenten einstellt, ist dabei glücklicherweise nicht herausgekommen. Keine Teenager-Helden, keine Liebesgeschichte, keine Rocksongs auf dem Soundtrack, auch nicht die kriegerische Auseinandersetzung als glorifiziertes Männerabenteuer. Dafür liefert der Anfang ein so einfaches wie eindringliches Beispiel für die Möglichkeit der Fiktion, die sich real gibt und realistisch ist, weil sie vorhandene Krisenherde der Weltpolitik nur ein kleines Stück weiterzuspinnen braucht.“ (epd-Film) Ufa-Palast, UT-Kinocenter

D

D'Artagnans Tochter Frankreich 1994, R: Bertrand Tavernier, D: Sophie Marceau, Philippe Noiret

„Mit den Mantel- und Degenfilmen verhält es sich so wie mit den Western: ihre große Zeit ist vorbei, und das vormals Festgefügte ist einem ungezwungenen Umgang mit den Mustern des Genres gewichen. Bertrand Tavernier hat in „La Fille de D'Artagnan“ diese Respektlosigkeit schon in die Personenkonstellation übernommen: Nicht die Musketiere treiben die Handlung voran, sondern Eloise, die Tochter von d'Artagnan, die in einem Kloster lebt. Tavernier hat gesagt, dies sei eine Hommage an die Actionfilme seiner Jugend, und dem Film ist eine für den Regisseur ganz untypische Unbeschwertheit eigen. Man spürt, daß es auch einen ganz anderen Tavernier gibt: den mit einer unbändigen Lust an der Klamotte.“ (epd-Film) Gondel

Double Dragon USA 1994, R: James Yukich, D: Mark Dacascos, Scott Wolf u.a.

„Ein weiterer Film nach einem Videospiel. Ein Erdbeben hat Los Angeles zerstört. Durch die nachfolgende Flutwelle stehen ganze Stadtteile unter Wasser. Straßenbanden beherrschen die Metropole. Die verwaisten Brüder Jimmy und Billy Lee versuchen hier zu überleben. Von ihrer Pflegemutter erhalten sie eines Tages die Hälfte eines chinesischen Talismans, der magische Kräfte besitzt. Gangsterboss Koga Shuko besitzt die andere Hälfte, will aber den fehlenden Teil an sich bringen, um dann über große Macht zu verfügen.“ (Bremer) UFA-Stern, UT-Kino

Dumm und Dümmer USA 1994, R: Peter Farrelly, D: Jim Carrey, Jeff Daniels

„Zwei Blödiane tölpeln sich zweitausend Meilen durch die USA, um einen dubiosen Koffer im Skiparadies Aspen abzuliefern. Peter Farrellys Film, der in den USA bereits über 110 Mio. Dollar einspielte, steht in der Tradition von „Wayne's World“ und bedient sich auch bei Klassikern wie Laurel & Hardy und den Marx Brothers – ohne diese Vorbilder allerdings je zu erreichen.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

E

Ed Wood USA 1994, R: Tim Burton, D: Johnny Depp, Martin Landau u.a.

„Daß bei dem historischen Edward D. Wood künstlerisches Wollen und kreativer Output in einem grotesken Mißverhältnis gestanden haben, dürfte als gesichert gelten. Der Schöpfer von inzwischen legendären Billigfilmen wie „Glen or Glenda“ und „Plan 9 From Outer Space“ ist als schlechtester Regisseur aller Zeiten in die Annalen eingegangen. Tim Burton hat aus der zwar denkwürdigen, keineswegs aber glamourösen Lebensgeschichte eines Kinobesessenen, der in Hollywood nie einen Fußbreit Boden gewann und seine letzten 20 Jahre mit dem Schreiben von Groschenromanen oder der Verfertigung von Pornofilmen verbrachte, eine Dekade herausgelöst: die Zeit, in der Wood...nun ja, seine größten Erfolge drehte. Mit seiner kontrastreichen Schwarzweiß-Fotografie und dem fast schon gleichförmig flüssigen, eleganten Rhythmus wirkt „Ed Wood“ bruchlos, stilsicher und handwerklich perfekt.“ (epd film)Schauburg, Ufa-Pallast

F

Fun USA 1995, R: Rafal Zielinski, D: Alicia Witt, Renee Humphrey

„An einem Straßenrand im urbanen Amerika treffen eines Morgens die 14jährige Bonnie und die 15jährige Hillary aufeinander, und es ist sofort klar, daß sie verwandte Seelen sind. Geheimnisse werden getauscht, Streiche verübt. Vandalismus und hysterisches Gelächter bestimmen den Tag, der mit einer wehrlosen alten Frau endet, die tot in einer Blutlache liegt. „Fun“ ist noch eine Fallstudie eines scheinbar sinnlosen Verbrechens, ein weiteres warnendes Beispiel zügelloser Jugend, ein Zeichen mehr für unsere moralisch bankrotte Gesellschaft. Was diesem Film allerdings seine nicht zu leugnende Kraft gibt, ist seine Weigerung, sich mit einfachen Entschuldigungen zufriedenzugeben. Das Resultat ist ein Film, der viel distanzierter und provozierender wirkt als etwa „Heavenly Creatures“.“ (Time Out) Filmstudio

Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis

Die Tränen eines Clowns gehören wohl zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist, und Tommy versucht mit allen Mitteln, das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. Eine weitere Hauptrolle spielt Blackpool, der etwas heruntergekommene englische Badeort, den der Regisseur mit wunderbar gespielten Originalen bevölkert, die nicht zu Typen reduziert werden, sondern durch Chelsoms liebevollen Blick lebendig werden. So hat dieser sehr komische Film auch eine seltene emotionale Wärme. (hip) Schauburg, Casablanca (OL) und Apollo

H

Harold and Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cort

„Ashbys schwarze Komödie über eine Liebesaffäre zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebende Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Tod kontinuierlich überlappen, werden Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben, wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) Cinema

Harte Jungs – Bad Boys USA 1995, R: Michael Bay, D: Martin Lawrence, Will Smith

„Actionkomödie um zwei farbige US-Comedy-Stars, die harten Thrill und wortlastige Verwechslungskomödie vereinen soll. Ein mißglückter Versuch, der das Dilemma eines ganzen Genres offenbart: zwischen irrwitzig schnellen Action-Teilen viel Handlungszeit überbrücken zu müssen.“ (Filmdienst) UT-Kino, Ufa-Stern

J

Jeremiah Johnson USA 1971, R: Sydney Pollack, D: Robert Redford

„Nach einer langen Zeit der Demystifikation im Western brachten die frühen siebziger Jahre eine Tendenzwende; zeitgenössischer Machismo und die Wiedererweckung des amerikanischen Ur-Mythos verbanden sich zur Neo-Mythologie eines barbarisch-romantischen Heroismus. Das erste Hauptwerk dieser Bewegung ist „Jeremiah Johnson“ und John Milius, der Drehbuchautor des Films, ist ihr Prophet. Pollacks Film hat vielleicht nicht die barbarische Grandeur, die Milius sich vorgestellt hatte, aber er vermittelt in rauer Schönheit und großer physischer Präsenz die Schlüsselbilder der Johnson'schen Existenz: die Begegnung mit einem erfrorenen Trapper, den Bau der Hütte aus Bäumen, denn unheimliche Gang durch das verbotene Bestattungsfeld der Indianer und der Kampf mit den Wölfen.“ (Joe Hembus) Kino 46

Jurassic Park USA 1993, R: Steven Spielberg, D: Sam Neil, Laura Dern, Richard Attenborough

„Wenn man nach der Kinokasse geht, ist dies der erfolgreichste Film aller Zeiten. Er ist auch - zusammen mit „King Kong“ - der beste Monster-Film, wenn man den ausdruckslosen Soundtrack, eine ärgerliche Leistung von Richard Attenborough und einige tiefklaffende Löcher im Plot ignoriert. Wie in Spielbergs „Close Encounter“ sind die Special Effects unvergeßlich. Wie in seinem Indiana Jones-Filmen wird die Spannung meisterlich aufgebaut, und die Action-Szenen sind atemberaubend. Aber hier wird auch eine bei Spielberg neue Stärke deutlich: ein trockenerer Sinn für Humor und das Vermeiden von Sentimentalitäten.“ (Chris Tookey) Kino im Stadionbad, Modernes

K

Kiss of Death USA 1995, R: Barbet Schroeder, D: David Caruso, Nicolas Cage / Originalfassung

„Als Richard Widmark eine alte Frau im Rollstuhl die Treppe hinabstieß und dazu sein hysterisch, helles Lachen erklingen ließ, verlor der Gangsterfilm seine Unschuld. Henry Hathaways „Kiss of Death“ von 1947 markierte die Geburt des modernen psychopathischen Killers. In Barbet Schroeders Remake stemmt Nicolas Cage schwer an dem Part, den sein Vorgänger Widmark so überzeugend gespielt hat. Sein breitschultriger, kindisch-labiler „heavy“ kommt nicht aus der Vorhölle, sondern vom Discounter - ein Charakter von der Stange. Die Abkehr vom gestylten Thriller der letzten Jahre war längst überfällig, aber hier ist sie noch nicht recht gelungen. Zwischen der eigenwilligen Visualität von Hathaways Original und dem vorgefertigten Look des aktuellen Kinos findet dieser „Kiss of Death“ nur den Weg des Mittelmaßes.“ (epd-Film) Ufa-Palast

Küß mich ! Deutschland 1995, R: Maris Pfeiffer, D: Caroline Redl, Katja Riemann

„Paula lebt schon lange mit Michael zusammen, und beide wollen irgendwann einmal heiraten. Da lernt sie Fabian kennen, und der Lebensplan gerät durcheinander. Maris Pfeiffer verlegt diese nicht gerade überraschende Geschichte in das Berlin des neuen Aufbruchs und Durcheinanders. Der Film gehört ins Themen- und Motivrepertoire der neueren Generation von deutschen Komödien, die das Lebensgefühl der Unter-30jährigen beschreiben. Wo Soap operas wie „Verbotene Liebe“ mehr die Ballung der unordentlichen Verhältnisse dieser Generation demonstrieren, will Maris Pfeiffer die Beziehungskonflikte im kleinen belassen. Dadurch wirkt der Film realistisch, aber auch etwas fade. Weil einem alles schon aus der Realität so bekannt und vertraut vorkommt, interessiert irgendwann der Ausgang der Geschichte nicht mehr. (epd-Film) Europa

M

Madadayo Japan 1993, R: Akira Kurosawa

„Madadayo ist Kurosawas dreißigster und kommt im heiter melancholischen Gestus eines letzten Films daher. Erzählt wird von Hyakken Uchida, einem der bekanntesten und beliebtesten Schriftsteller Japans. Er ist die klassische Figur des Weisen - eines alten Mannes zwischen intellektueller Meisterschaft und einer zuweilen ins Kindliche spielenden Naivität und Albernheit. Der Film ist perfekt ohne den Terror des Perfekten, große Filmkunst, die sich ihrer Mittel bewußt ist. „Madadayo“ ist einer der wenigen Filme, bei denen man plötzlich wieder an klassische Ästhetiken des Schönen denkt. Das Werk ist ein Kreis. Alles stimmt.“ (taz) Kino 46

Madita und Pim Schweden 1980, R: Goran Graffman

Madita hat tausend Flausen und gute Ideen im Kopf, die sie mit ihrer kleinen Schwester Lisabet durchführt. Sie leben in einem kleinen Dorf in Schweden. Mit von der Partie sind bei ihren Abenteuern noch das Kindermädchen Alva und der Nachbarssohn Abbe. Nach einer Erzählung von Astrid Lindgren. Schauburg

The Mangler USA 1994, R: Tobe Hooper, D: Robert Englund, Ted Levine u.a.

„Tobe Hooper walzt eine Kurzgeschichte von Stephen King auf abendfüllende Länge aus. Abstruse Erklärungen über die Opfer, die die Reichen einer neu-englischen Kleinstadt einer vorsintflutlichen Wäschemangel in Gestalt 16jähriger Jungfrauen darbringen, treten dadurch in den Vordergrund. Die Maschine allerdings ist so eindrucksvoll, daß man um ihretwillen die Längen des Films durchsteht.“ (tip)UFA-Stern

Moritz in der Litfaßsäule DDR 1983, R: Rolf Losansky, D: Dirk Müller, Dieter Mann

„Die Alltagsnöte eines Neunjährigen und ihre Bewältigung mit Hilfe realer und phantasievoll vermittelter Erlebnise und Einsichten. Kinderfilm aus der DDR, der mit pädagogischer und künstlerischer Einfühlung dem Lern- und Unterhaltungsanspruch gleichermaßen gerecht wird.“ (Rororo-Filmlexikon) Ufa-Palast

Die Möwe Jonathan USA 1973, R: Hal Barlett, D: viel Möwen

„Richard Bachs Bestseller wird auf der Leinwand eine allzu gründlich erklärte Allegorie, komplett mit platter Erzählstimme und einem prätentiösen Soundtrack von Neil Diamond. In dem Film verkörpert die rebellische Möwe die Motive der geistigen Entwicklung und des menschlichen Fortschritts, indem sich sich von einer Besessenheit von der Geschwindigkeit zu einer etwas modischeren östlichen Philosophie hin entwickelt und sich letzlich als Messiasfigur entpuppt. Wenn man all das ignoriert (was allerdings sehr schwer fällt), hat man ein schön fotografiertes Essay über Vögel, in dem die Küstenlandschaft sehr effektiv genutzt wurde.“ (Time Out) Cinema

O

Outbreak USA 1995, R: Wolfgang Petersen, D: Dustin Hoffman, Donald Sutherland

In Wolfgang Petersens neuem Thriller über aus der Kontrolle geratene biologische Kampfstoffe kann man es wirklich mit der Angst bekommen, denn nichts, was er zeigt, wirkt besonders fantastisch oder unrealistisch. Die Story könnte morgen genauso in der Zeitung stehen. Anders als bei Petersens Erfolgsfilm „In the Line of Fire“ ist hier das Szenario wichtiger als die einzelnen Szenen, und manchmal artet der Film in eine von Hollywoods Materialschlachten aus. (hip)Ufa-Stern

P

Power Rangers USA 1995, R: Bryan Spencer, D: Karan Ashley, Johnny Yong

„Wenn die Worte „Go, go, Power Rangers !“ nicht die TV-Titelmusik in Ihrem Kopf klingeln lassen; wenn Sie fragen müssen, was ein Zord ist, dann haben die Power Rangers Ihren Haushalt verschont und Sie haben viel Geld gespart. Wenn Sie aber wissen, daß Tommy der weiße Ranger und Billy der blaue Ranger ist, werden Sie wohl auch im Kino nicht an den „Power Rangers“ vorbeikommen. Der Film mag Ihnen Kopfschmerzen verursachen, schon wenn Sie nur daran denken, wie viel neues Spielzeug er massenhaft in die Welt setzen wird, aber Ihr fünfjähriger Sohn wird ihn wahrscheinlich unwiderstehlich finden - und das mehr als einmal !“ (New York Times) Ufa-Palast

Der Priester Großbritannien 1994, R: Antonia Bird, D: Linus Roache, Tom Wilkinson

"Priest – ein Film über einen schwulen katholischen Priester, einen zweiten, alkoholsüchtigen, und einen weiteren, der mit seiner Haushälterin liiert ist - wurde mit Preisen und Protesten überhäuft. Der Film erzählt seine Geschichte melodramatisch, stellenweise humorvoll, im ganzen aber sehr gleichnishaft. Wie schon „Philadelphia“ geht auch „Priest“ ins Taschentuch. Im Gegensatz zu Hollywood zeigt die Regisseurin Antonia Bird sogar einen zwischenmännlichen Zungenkuß und einen weichgezeichneten Analverkehr.“ (taz) City

R

Rangoon USA 1995 R: John Boorman, D: Patricia Arquette, Frances McDormand u.a.

Nachdem die Militärdiktaturen Latein- und Südamerikas fast alle – wenigstens auf dem Papier – zu Demokratien geworden sind, bietet sich für das beliebte Genre „Naive Fremde im Kampf gegen das einheimische Böse“ Asien an, in diesem Fall: Rangoon, Hauptstadt von Burma. Eigentlich wollte die amerikanische Ärztin nur mal ausspannen, doch dann gerät sie ins burmesische Oppositionellen-Milieu. Einige bessere Menschen kämpfen im Tempel&Regenwald-Ambiente mit viel Feuerwerk gegen ganz viele schlechte. (Mu)UFA-Stern

S

Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons

„In den beiden ersten „Die Hard“- Filmen startete Bruce Willis immer als halbwegs ordentlich gekleideter Kerl, um dann als zerzupfter, blutender Held zu enden. In „Die Hard with a Vengeance“ trägt er gleich zu Beginn ein schmutziges Unterhemd, wie um zu signalisieren: „Warum nicht gleich zur Verfolgungsjagd schneiden?“ Was die Fans erwarteten und was dieser Film auch bietet, ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hard“s Was fehlt, ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Ufa-Palast, UT-Kino, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

T

Tank Girl USA 1995, R: Rachel Talalay, D: Lori Petty, Malcolm McDowell

„Die amerikanische Verfilmung eines britischen Unterground-Comics. Tank Girl stampft (und rollt) mit ihrem Panzer durch ein post-apokalyptisches Australien, begleitet von ihren Freunden, Kreuzungen aus Mensch und Känguruh. Lori Petty als erster Versuch Hollywoods, ein Riot Grrl auf die Leinwand zu bekommen. Schnelles, buntes, lautes Kino, das auch die Comic-Fans nicht völlig enttäuscht. Mit ein wenig mehr Mut hätte „Tank Girl“ die „Barbarella“ der 90er werden können.“ (tip) City

Tommy Boy – Durch dick & dünn USA 1995, R: Peter Segal, D: Chris Farley, David Spade

„Eine auf ein größtmögliches Publikum abzielende und daher bewußt anspruchslos gestaltete Krawallklamotte, die selbst dem doofsten Zuschauer nocht ein Gefühl der geistigen Überlegenheit vermittelt, angesichts des Filmhelden, eines dummdreisten Fabrikantensohnes, der mit Hilfe eines schnöseligen Yuppies die Firma seines verstorbenen Vaters vor dem Konkurs retten will. Chris Farley und David Spade waren als Nebendarsteller in „Coneheads“ noch wirklich witzig. Hier wirken sie vorwiegend albern.“ (Tip) UT-Kino

Top Dog USa 1995, R: Aaron Norris, D: Chuck Norris

Actionstar Chuck Norris ist inzwischen auch ziemlich alt geworden. Jetzt muß ihm schon ein Hund bei der Suche nach einer Verbrecherbande helfen, und wenn man dann auch noch erfährt, daß dieser perfekt trainierte Vierbeiner Einstein heißt, ist klar, wer von den beiden den Sherlock und wer den tumben Watson spielt. (hip) UT-Kinocenter

U

Und täglich grüßt das Murmeltier D: Bill Murray, Andie McDowell

Eine der witzigsten Zeitreise-Storys der Filmgeschichte: Ein zynischer Medienmann, der Fernsehwetterfrosch Murray, wird jeden Morgen in den vorhergehenden Tag zurückgeworfen – Grund: Er soll's nochmal versuchen und besser machen, vor allem: ein besserer Mensch werden. Das klingt scheußlich moralinsauer. Aber der Film führt dabei so genau und witzig die kleinen und gemeinen Details unseres Alltagslebens vor, daß man alsbald mit dem tragischen Held mitleidet, der Jahr um Jahr denselben Tag durchleben muß. UFA-Stern

Der unsichtbare Dritte USA 1959, R: Alfred Hitchcock, D: Cary Grant, Eva Marie Saint, James Mason

Cary Grant will nur kurz mal mit seiner Mutter im Plaza Hotel mittagessen, aber dann reagiert er aus Versehen auf den Ausruf eines Pagen und wird für den Rest des Films durch ganz Amerika gehetzt. Über „Psycho“, „Vertigo“ und „Die Vögel“ kann man zwar besser schreiben, streiten und philosophieren, aber wenn es darum geht, wie viel Spaß man auch heute noch und nach wiederholten Sehen an einem Hitchcockfilm haben kann, dann ist dies sein bester Film. Hier hält er die Balance zwischen Thrill, Witz, Geheimnis und Stil am perfektesten. Der Film ist gefüllt mit klassischen Szenen - am bekanntesten ist der Angriff eines Doppeldeckers auf Grant und die Verfolgungsjagd über die Gesichter der amerikanischen Präsidenten des Monuments von Mount Rushmore. Und als Krönung gibt es dann noch die wohl anzüglichste Schlußeinstellung der Filmgeschichte. (hip) Kino im Stadionbad

When Night is Falling Kanada 1994, R: Patricia Rozema, D: Pascale Bussieres, Rachael Crawford

Warum sollen nicht auch die Lesben ihren eigenen, gnadenlos kitschigen Liebesfilm haben, in dem eine schöne Frau der anderen sehnsüchtig in die Augen blickt, das „Coming Out“ einer protestantischen Lehrerin in den schönsten Bonbonfarben gefeiert wird und ihre wild-romantische Freundin in einem wild-romantischen Zirkus ständig bei exotisch-grazilen Performances gezeigt wird ? Wer allerdings hofft, daß die Regisseurin von „I've Heard the Mermaids Singing“ hier auch etwas von dessen Leichtigkeit, Witz und Poesie entwickelt, wird schwer enttäuscht sein. (hip) Cinema, Filmstudio und Casablanca (OL)

Whooper Punch 777 Deutschland 1988, R: Jürgen Tröster, D: Burkhard Rönnefarth, Manfred Krug, Ben Becker u.a.

„Der kleine Sohn eines Sportjournalisten hilft seinem verreisten Vater aus der Patsche, indem er in das Hotelzimmer eines berühmten Boxers vordringt und mit ihm ein aufsehenerregendes Star-Interview durchführt. Eine Kinderkomödie, deren nette Ausgangsidee durch eine ungeübte, erzählschwache Idee zunichte gemacht wird.“ (Internat. Filmlexikon) Atlantis, City

Y

Yankee Zulu Südafrika 1993, R: Gary Hofmeyr, D: Leon Schuster, Wilson Dunster u.a.

„Der Autor und Hauptdarsteller Leon Schuster hatte eine brillante Fernsehshow: die „versteckte Kamera“ Südafrikas. Danach machte der burische Komiker erfolgreich Komödien im eigenen Land. Doch seine Satire auf unverbesserliche Rassisten, dämliche Fernsehshows und die Affären des britischen Königshauses ist politisch zu flach, komödiantisch zu fett und darstellerisch zu ungehobelt.“ (tip)Ufa-Palast und UT-Kino

Z

Zauber eines Sommers USA 1995, R: Craig Bolotin, D: Juliette Lewis, C. Thomas Howell

„Die elfjährige Alice bewundert Sheryl, das Mädchen von gegenüber, die mit dem coolen Rick geht. Von „American Graffiti“ bis „Meerjungfrauen küssen besser“ lassen alle Wir-werden-erwachsen-und-lernen-die-Liebe-kennen-Filme grüßen. Leider nur inhaltlich, nicht qualitativ. Bei Juliette Lewis muß man sich inzwischen fragen, ob sie nach „Kap der Angst“ nicht doch gewaltig überschätzt worden ist. Und C.Thomas Howell wünscht man in so manchen Momenten zurück in die Fänge des Highway-Killers „The Hitcher“.“ (TV-Spielfilm) City

Der Zaubertroll USA 1994

Zeichentrickfilm über einen kleinen Troll, der im New Yorker Central Park Zauberkunststücke vorführt.Ufa-Stern