„Schnell weg damit!“

■ Uniklinik protestiert gegen Senatsbeschluß und Sparzwang / Gespart werden soll bei der Versorgung, Forschung und Lehre

Selbst vor den Halbgöttern in Weiß machen die Sparmaßnahmen des Berliner Senats nicht halt. 95 Millionen Mark jährlich sollen die drei Universitätskliniken Benjamin Franklin, Rudolf Virchow und die Charité laut einem Senatsbeschluß vom Juni künftig einsparen. Gestern meldeten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Benjamin-Franklin-Klinikums in einer Personalversammlung massive Proteste gegen die Zuschußkürzungen an.

„Der Beschluß muß weg, und zwar so schnell wie möglich!“ forderte Verwaltungsdirektor Helmut Schüttig und erntete tosenden Beifall aus dem vollbesetzten Klinikhörsaal. Die Zuschußkürzung des Senats sei bis zum Jahre 2003 gestaffelt, schlage dann aber voll zu Buche. Bis dahin seien fahrplangemäß 475 Millionen Mark eingespart worden. Bereits in diesem Jahr müßten noch 6,9 Millionem Mark abgeknapst werden.

„Die Kürzungen werden vor allem die befristeten Stellen treffen, also die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Mittelbaus und damit die Lehre“, prophezeite Schüttig. Die Universitätskliniken seien gleich mehrfach belastet. Die massive Zuschußkürzung, der Abbau von insgesamt 500 Betten und die Umsetzung des Gesundheitsstrukturgesetzes ab 1996 würden unhaltbare Zustände verursachen. „Das sind zu viele Probleme auf einmal“, ereiferte sich Helmut Schüttig.

Die Zuschußkürzungen erfordern im Benjamin-Franklin-Klinikum jetzt Maßnahmen, die sowohl Forschung und Lehre als auch die Krankenversorgung „massiv beeinträchtigen“: Einstellungsstopps in der Poliklinik und in medizinischen Instituten ab Oktober, ab sofort keine Vertretungskräfte mehr für Mutterschafts- und Erziehungsurlaub, keine Verlängerung von Zeitverträgen und keine Wiederbesetzung von freiwerdenden hochbezahlten C3- und C4-Professuren.

Als einziger anwesender Vertreter der Politik mußte Bernd Köppl (Bündnis 90/Die Grünen) den Kopf für die Senatsschelte der MedizinerInnen hinhalten. „Die Universitätskliniken haben im Senat keine Lobby mehr. Die Finanzpolitiker entscheiden“, erklärte er. Ursache dafür sei auch, daß zuwenig eigene Sparmaßnahmen angeboten worden seien. Damit fehle die Glaubwürdigkeit: „In Berlin haben 46 Medizinprofessoren Nebeneinkünfte in Höhe von 40 Millionen Mark.“ Silke Fokken