Demo gegen französische Atomtests

■ Grüne: Chirac schreiben, nicht das Volk boykottieren

Französische Akkordeonmusik umspielte gestern morgen die BesucherInnen auf dem Marktplatz. Aber der lässige Schein trog: Bündnis 90/Die Grünen hatten zusammen mit dem BUND und unabhängigen AtomgegnerInnen Transparente gegen die geplanten französischen Atomtests im Südpazifik aufgestellt. „Atomtests stoppen – Atomwaffen verschrotten“ forderten die AktivistInnen und hofften auf viele UnterstützerInnen.

Aber nur wenige PassantInnen ließen sich die Flugblätter mit der Adresse des französischen Präsidenten Chirac in die Hand drücken. Sie sollten ihren Protest an den Verantwortlichen schreiben. „Wir kritisieren nicht das französische Volk, sondern die Politik“, sagte Elisabeth Hackstein, Fraktionssprecherin der Grünen. Die Grünen würden daher auch keinen Boykott französischer Waren unterstützen. Wichtiger sei es, sich mit den Umwelt- und FriedensaktivistInnen zu solidarisieren und Druck auf Chirac auszuüben.

Nicht alle AtomgegnerInnen begnügten sich damit. Nachdem die Kundgebung nach 30 Minuten vorbei war, zogen vier Bremer Friedensaktivisten in die Lebensmittelabteilung bei Karstadt. Die Frankreich-Boykotteure wurden schnell fündig: Salat, Camembert, Senf aus Dijon, edle Essige und diverse Champagner-Flaschen nebst schwarzem Tabak wanderten in den Einkaufskorb. 409,64 Mark wollte die Kassiererin für den gallischen Warenkorb. „Das kaufen wir nicht, wegen der französischen Atomtests“, klärte ein Boykotteur die Frau auf und wollte den Geschäftsführer sprechen. Abteilungsleiter Lücke war gut geschult: „Ich kann Sie ja verstehen, aber ich habe da nichts mit zu tun“, sagte er, lächelte und drängte die Atomgegner ab. „Ein ganz großes Lob für Greenpeace, was die da gegen Shell gemacht haben“, aber doch bitte nicht wegen Atomtests gegen Karstadt vorgehen. „Danke für Ihren Besuch.“

Francoise Pouradier Duteil, Sprecherin der Vereinigung im Ausland lebender Franzosen, versteht die propagierte Mißachtung ihres Heimatlandes: „Wir freuen uns über den internationalen Protest“. Ihre auch in der französischen Regierung einflußreiche Vereinigung vertritt weltweit alle im Ausland lebende Franzosen und Französinnen. Politisch sonst eher uneins, sind alle gegen die Atomtests. Sie wollen Präsident Chirac überzeugen, die Atomtests abzusagen.

Pouradier Duteil schlägt schreibfreudigen AtomgegnerInnen den Satz „Non aux essais nucleaires francais“ für Post an Monsieur le Président vor. Jacques Chirac lebt im Palais de l'Elysée, 75008 Paris. Die Bremer Grünen haben ihre Meinung noch gestern nach Paris gefaxt. (Fax: 00331-47422465).

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