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Kein Kochen unter Idealbedingungen

■ StudentInnen-Kongreß an der HU / Diskussion über Wissenschaft und Politik zwischen Relevanz und Autonomie

Ein Politiker, der versuchen muß, aus Biertischlaunen eine anständige Sozialpolitik zu destillieren, ist wie ein Koch, der aus vergammelten Zutaten ein vernünftiges Menü machen soll. Das meint der Politikwissenschaftler Helmut Wiesenthal von der Humboldt- Universität. „Macht der Experten – wie wissenschaftlich ist die Politik, und wie politisch sind die Wissenschaften?“ Über diese Frage zerbrachen sich drei Experten am Donnerstag abend ihre Köpfe, zum Auftakt des von Studierenden der drei Berliner Universitäten auf die Beine gestellten Kongresses. „Dieser Kongreß ist ein StudentInnen-Kongreß“, und ein solcher sei „per Tradition irgendwie politisch“, weiß Mitorganisator Andreas Metzger. Deshalb werden sich die Studierenden bis morgen in verschiedenen Arbeitsgruppen mit dem Thema „Politik – in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ beschäftigen.

Philosoph Christian Neugebauer aus Wien, der außeruniversitäre Seminare für Politikberatung anbietet, übte sich in Fundamentalkritik. Eine Grenze zwischen Wissenschaft und Politik gebe es in der Realität nicht. Wissenschaftlichkeit ist für ihn nur ein vorgeschobenes Argument, um sich demokratischer Kontrolle zu entziehen. „Die Studierenden sollten ihre Lehrpläne selbst bestimmen“, fordert er. Über Fächerkanon und Ausstattung der Unis solle der Volkswille entscheiden.

Da schrillten bei Wiesenthal, der den Bundesvorstand „einer im Bundestag vertretenen Partei“, der Grünen, nach der Fundi- Machtübernahme 1987 verlassen hatte, die Alarmglocken. Eine demokratische Entscheidungsfindung über die Inhalte von Wissenschaft führe zur „Bestätigung dessen, was ist“, damit wäre „wieder ein Stück Zivilisation kaputtgemacht“. Er plädierte für den Abschied von der „Lebenslüge“ einer Einheit von Forschung und Lehre. Neben den Spitzenforschern müsse es auch Experten geben, die einfach nur den Stand des Wissens weiterleiteten.

Auch für Greven ist „die Macht der Experten besser als die Macht der Dilettanten“. Bei Neugebauers Vorschlägen „würde ja die Bild- Zeitung über die Wissenschaft entscheiden“. Wissenschaft in aufklärerischer Absicht sei nur „mit großer Distanz“ möglich.

Deshalb sollten sich die Politikwissenschaftler auch nicht als Autoren von Hochglanz-Kochbüchern zu profilieren versuchen, spann er Wiesenthals Vergleich weiter. Dort fänden sich nur „Rezepte unter Idealbedingungen“, die voraussetzten, „daß man immer den teuersten Wein in die Sauce schüttet“. Ralph Bollmann

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