■ Wenn wir uns etwas von Stefanie Graf wünschen dürften:
: Einen richtigen Skandal, bitte!

Kies knirschte, als der Benetton in die unasphaltierte Seitenstraße einbog. Ein leichtes Windchen kündete von Kommendem. Der Mond schien helle. „Hier soll es passieren“, sagte der Fahrer und blickte die Blondine auffordernd an. „Ja, hier“, lächelte Stefanie Maria Graf, strich sich das Haar aus dem Gesicht und beugte sich hinunter. Zip. Genußvoll schloß Michael Schumacher die Augen. Zap. „Baby“, schummelte er, „du machst das soooo ...“ In dieser Stellung nun ward urplötzlich die Autotür aufgerissen, und eine Stimme bellte: „Steuerfahndung.“

Aus! Steuerfahndung? Popelige Hausdurchsuchungen? Sichergestellte Ordner? Steffi Graf soll also ihre Steuern nicht bezahlt haben. Nicht komplett. Oder auch nur nicht pünktlich? Michael Schumacher sich nicht die erforderlichen 183 Tage im Jahr in Monte Carlo aufhalten, um die dortigen Steuervergünstigungen zu Recht zu bekommen. „Wo“, fragt hier Hugh Grant, „soll da der Skandal sein?“

Schauen wir doch einmal in Steffis Leben: Möchten wir das führen? Die Spiele, die vielen Pflichten? Und dann sitzt sie, wenn's auf Weihnachten zugeht, mal ein paar Tage zu Hause in der Villa in Brühl oder dem Penthouse in Heidelberg oder dem Anwesen in Boca Raton oder dem Loft in New York. Da hätte sie mal frei, und was muß sie machen? Die blöde Steuererklärung. Fragen wir uns selbst: Kann man da nicht einmal ein Blatt übersehen? Wie oft übersehen wir so ein Blatt? Weist Steffi nicht irgendwie den Weg? Hin zur Bejahung eines besseren Lebens. Schauen wir uns den Rennfahrer Schumacher an, der seine Steuern offenbar in Monaco spart. Um wieviel bewundernswerter ist da Steffi, die die ihren wenigstens in der Heimat nicht zahlt! Hat sie sich nicht stets unerschrocken offen für die Kampagne „Keine Macht den Steuern“ verwendet? Und ist es nicht erstaunlich, daß sie die einzige sein könnte, die selbst von Dr. Jürgen Schneider Geld bekommen hat?

Überhaupt war's sowieso der Vater. Und andererseits ist gegen ein Skandälchen grundsätzlich wenig zu sagen. Doch, wenn nicht Steffi und nicht Schummel, wer bleibt? Aaah! Während nun also Tausende in den Finanzämtern München 1, 2 oder 3 herumlungern, machen wir uns auf den Weg in den Vorort Bogenhausen. Dort stellen wir uns vor ein großes, schönes Haus und warten, bis ein großer, schöner Wagen vorfährt. Dann knirscht Kies: „Hier soll es passieren“, wird Boris Becker sagen. Dann wird sich eine Frau hinunterbeugen, wir werden die Türe aufreißen, und es wird seine Frau sein. Das wird dann ein Skandal werden, da sind wir sicher, wie es ihn tatsächlich noch nie gegeben hat. Peter Unfried