Zuckerbrot und Peitsche

■ Boykott der niedersächsischen Zahnärzte soll beendet werden

Hannover (taz) – Mit einer Honorarerhöhung und Sanktionen gegen weiterhin widerspenstige Dentisten will Niedersachsen den Kassenboykott der Zahnärzte nun endgültig zum Abschluß bringen. Staatskommissar Ignaz Jung Lundberg, der gegenwärtig bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KZVN) das Sagen hat, schloß gestern mit den Kassen neue Verträge ab, nach denen die Honorare in diesem Jahr um das gesetzliche Maximum von 1,7 Prozent steigen. Zuvor hatte schon Landessozialminister Walter Hiller „harte Maßnahmen“ gegen Zahnärzte angekündigt, die auch nach Abschluß des Honorarvertrages die Annahme der Krankenkassenchipkarte verweigern und statt dessen Rechnungen schreiben. Hartnäckigen Boykotteuren droht nach Angaben der Krankenkasen nun der Entzug des Kassenzulassung. Mit dem Honorarvertrag wurden auch die Preise für die zahnärztlichen Einzelleistungen, der sogenannte Punktwert, neu festgelegt. Mit den gesetzlichen Krankenkassen können die niedersächsischen Dentisten weiterhin zum bundesweiten Spitzenpunktwert abrechnen.

Mit den Ersatzkassen vereinbarte Jung Lundberg sogar eine Preiserhöhung für die Einzelleistung von 3 Prozent. Diese über der allgemeinen Honorarerhöhung von 1,7 Prozent liegende Preiserhöhung hat eine Protestaktion der KZVN des vergangenen Jahres möglich gemacht. Damals hatte die KZVN im Herbst zur Schließung der Praxen aufgerufen, weil die Zahnärzte ihre gesetzlich begrenzten Jahreshonorare angeblich schon erarbeitet hatten und nun umsonst praktizieren hätten müssen. Jürgen Voges