Sanssouci: Nachschlag
■ Seelenwäsche: Das Mäanda Frauentheater im Ratibor
Tropische Hitze herrscht im Ratibor-Theater, dicke Dampfschwaden wabern von der Bühne. Eine unangenehme, aber passende Atmosphäre für eine Performance in der Waschküche. Neben zwei Waschmaschinen liegen die Darstellerinnen des Mäanda Frauentheaters zusammengeknäuelt als menschlicher Wäscheberg. Kaum haben sie sich voneinander gelöst, beginnen sie wie besessen zu putzen, zu wischen und sich herumzuwälzen. In grüne, weiße, schwarze und bunte Fetzenkostüme gekleidet, agieren die vier Frauen in einem „Spiel um Reinigung, Aufladung, Begegnung, Reibung“ – so behauptet zumindest das Programm. Seit zwei Jahren spielt die Berliner Gruppe vorwiegend improvisiertes Straßentheater, in dem Themen wie Macht, Anderssein und Utopie frauenspezifisch umgesetzt werden sollen.
Waschzwang und Putzneurose könnten auch ein frauenspezifisches Thema sein, aber anders als der Titel des Stücks „Mega Perls – ein mörderischer Waschgang“ vorgaukelt, wird hier keine schmutzige Wäsche gewaschen. Die hohlen Waschmaschinen dienen vielmehr als Requisiten für diverse Kampf- und Flirtspielchen. Mal als schützendes Häuschen, mal als Panzer gebraucht, zeigt die Frauentruppe, was man mit ausrangierten Haushaltsgeräten so alles anfangen kann. Viel mehr als diese Recycling-Ideen bietet das Stück jedoch nicht. Garniert mit Gesangseinlagen und Akkordeonklängen soll die Aktion einen „Psychothriller“ ergeben. Der Thrill bleibt aus, dafür trieft es nur so vor lauter Psycho. „Immer wenn ich dich brauche, bist du nicht da“, klagt die Weiße zu Beginn. Auch die Schwarze hat ein Problem: „Was wollt ihr von mir?“ keucht sie. Und nach viel Gestöhne, Gewälze und Geheule gipfelt die Performance schließlich in der elementaren Frage: „Wer bin ich?“
Vom Publikum, an das die Frage gerichtet ist, kommt keine Reaktion. Wahrscheinlich quält die meisten eine ganz andere Frage: „Was soll das?“ Da mögen sich die Künstlerinnen noch so sehr abrackern, bis die weiße Clownsschminke weggeschwitzt ist, die Antwort bleiben sie uns leider schuldig. Was sie hier aus Psychoflachsinn, Liedchen, Kampftanz und einem Schuß Erotik zusammengemixt haben, ergibt einen ungenießbaren Cocktail ohne erkennbares Rezept. Zum Glück hat Mäanda den Kurzwaschgang eingelegt: nach 45 Minuten ist Schluß. Anne Winter
„Mega Perls – ein mörderischer Waschgang“, Mäanda Frauentheater, wieder vom 21.-23.7., Ratibor-Theater, Cuvrystraße 20, Kreuzberg
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