Steuergeld für private Forschung?

■ Geplantes An-Institut der TU will 500.000 Mark von Berlin

Bald könnte die Technische Universität um ein Institut ärmer sein, mit dem derzeit kooperiert wird. Dem „Kunststoff-Recycling- Zentrum“ (KRZ), das die Wiederverwertung von Plastikmüll erforscht, droht das Aus: Das Institut hat 450.000 Mark Mietschulden, die niemand begleichen will.

Das KRZ ist ein „An-Institut“, das sich aus Industrie, Wirtschaft und dem Verkauf von eigenen Forschungsergebnissen finanziert. Doch so richtig anerkannt als An- Institut ist es auch noch nicht, die Kooperationsverträge mit der TU wurden nie unterschrieben. „Keiner fühlt sich für die Finanznot zuständig“, jammert KRZ-Geschäftsführer Daniel Stricker. Er wünscht sich, daß das Land Berlin 500.000 Mark „institutionelle Hilfe“ im Jahr übernimmt, um den Bestand des Zentrums zu sichern. „Ich kenne kein An-Institut, das sich vollständig und allein aus den Geldern der Privatwirtschaft finanziert. Irgendwo sind immer Gelder des Landes involviert“, begründet Stricker seine Forderung. Wer nun verantwortlich für die Finanznot ist, kann er indes auch nicht sagen.

Für den Kanzler der Technischen Universität, Ulrich Podewils, ist die Sache einfach: „Vielleicht hätte man in weniger teure Räume gehen sollen“, kritisiert er. Die Räume des Instituts kosten 700.000 Mark im Jahr und gehören der Gewerbe-Siedlungs-Gesellschaft, an der das Land Berlin beteiligt ist. Allerdings, so räumt der Kanzler ein, „leistet das KRZ interessante und gute Arbeit“. Aber das Kunststoff-Recycling- Zentrum sei „irgendwie auch ein Wirtschaftsunternehmen“ – und das verlange kostendeckende Bewirtschaftung.

Indes bezweifelt niemand, daß die Arbeit des Zentrums nicht sinnvoll sei. Vorgegebenes Ziel ist die Entwicklung von Verfahren, die ein „Downcycling“ verhindern sollen, die also eine hochwertige Wiederverwertung von Kunststoffen möglich machen. Das wird auch von Ökologen als wichtiges Forschungsfeld angesehen. In Kreisen der Studierenden ist der Ruf des Zentrums hervorragend.

Aufgebaut wurde das Zentrum von dem inzwischen emeritierten Professor Käufer. Sein Nachfolger Professor Winter lehnte inzwischen ab, das KRZ zu übernehmen – weil die Finanzierung nicht gesichert sei. Christoph Dowe