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■ Nützliche Werbegeschenke aus dem VerlagshausDer moderne Abo-Haushalt

Berlin (taz) – Besitzen Sie ein Biokochtopfset? So eins mit Sandwichboden und verchromtem Abtropfsieb? Wenn nicht, dann sind Sie wohl kein Abonnent. Oder sind Sie noch einer der wenigen Leser, der abonniert und sich dafür nur bedrucktes Papier ins Haus holt? Wie altmodisch!

Geschenkte Biokochtöpfe brutzeln mittlerweile bei den meisten Bleiwüstenjunkies auf dem Herd, auch das unentbehrliche fünfzigteilige Bistrobesteck und der formschöne Espressoautomat mit Zentrifugalsystem landet dank Zeitschriftenabo in vielen Haushalten. Wie das? Ganz einfach, Sie brauchen nur einen braven, regulären Abonnenten zu kennen. Der wirbt Sie und schenkt Ihnen freundlicherweise hinterher die Prämie. Einzige Bedingung: Der Werbende hat schon sein Biokochtopfset und ist auch am Bistrobesteck nicht mehr sonderlich interessiert. Nette Mitmenschen dieser Art finden sich zwar nicht gerade wie Sand am Meer, aber wer seinen Bekanntenkreis aufmerksam durchforstet, wird meistens fündig.

Werbegeschenke aus dem Verlagshaus haben eine Menge Vorteile: Erstens kauft man, was man sowieso schon immer nicht brauchte, und bekommt zusätzlich das gewünschte Druckerzeugnis frei Haus geliefert. Zweitens sind gerade Küchengeräte, die im freien Handel nicht erhältlich sind, ein Meßinstrument für akademischen Lebensstil.

Sind Sie etwa bei fremden Leuten zum Essen eingeladen, dann werfen Sie zuallererst einen Blick auf die Küchenausstattung. Besitzer besagter Biokochtöpfe (Zeit- Abo) zum Beispiel dürften Ihnen intellektuell gewachsen sein, vorausgesetzt, sie lesen, was sie abonniert haben.

Neulich, als sich unser Abo wieder mal dem Ende näherte und wir fristgemäß gekündigt hatten, gab es allerdings Probleme. Wie üblich ließen wir uns natürlich erst einmal die aktuelle Prämienliste schicken. Doch da gab es nur noch wenige Dinge, die wir nicht hatten. Der Radiorecorder mit CD-Player, der uns im letzten Jahr ins Haus geschickt worden war, entpuppte sich soundmäßig als Reinfall erster Klasse, weswegen uns auch der tragbare CD-Spieler mißtrauisch machte. Einen Staubsauger brauchten wir auch nicht dringend. Der Fensterwascher mit Wintergartenset kam ebenfalls nicht in Frage. Warum eine Maschine kaufen, die man nur einmal im Jahr benutzt – noch dazu, wenn man gar keinen Wintergarten besitzt? Dann lieber eine Supercontroll- Friteuse, inklusive Tiefkühlstufe. Aber da lag uns die „Fettfüllmenge 2 Liter“ dermaßen im Magen, daß wir lieber Abstand nahmen. Zu guter Letzt kamen die Küchenmaschine mit Schnitzelwerk und Mixer und das Regent-Kofferset in die engere Auswahl. Nach hitzigen Diskussionen siegte die Arbeitsgeschwindigkeit von bis zu 15.000 Umdrehungen pro Minute, selbst ein ganzes Rudel an Koffern kriegt das nicht hin.

Im allerletzten Augenblick hat es dann aber doch nicht mit der Küchenmaschine hingehauen. Da flatterte nämlich bei unserem werbenden Freund Verlagspost ins Haus. Ganz neu, ganz aktuell habe man jetzt auch eine Pendelstichsäge mit integrierter Hubzahlvorwahl im Programm, hieß es da. Als Heimwerker mit einer gesunden, fortschrittlichen Einstellung haben wir natürlich das brandneue Gerät bestellt.

Seit einem Monat wird jetzt wieder wöchentlich unser Briefkasten mit Hochglanzpapier verstopft. Zum Lesen kommen wir aber nur noch gelegentlich. Jetzt, wo die neue Säge so herrlich Tische und Regale zaubert, bleibt wenig Zeit für Gedrucktes. Und überhaupt: Wer liest schon gerne, wofür er nur am Rande bezahlt hat? Christine Berger

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