Betr.: Wiederaufnahme französischer Atomtests

■ RAF: Republique Atomique Francaise / Sehr geehrter Herr Botschafter / Berichtet / Zorn! Zorn! / Eßt Kiwis / Nicht nur auf die Kleinen / Courage / Schluß mit dem Schweigen / Eine Chance ...

betr.: Wiederaufnahme französischer Atomtests

RFA heißen wir in französischer Abkürzung, Sie wissen's: République Fédérale Allemagne. Vielleicht sollten Sie im Gegenzug folgendes Akronym in Umlauf bringen: RAF – République Atomique Française. Robert Wohlleben, Hamburg

Wir sind ein Unternehmen, das überwiegend im Versandgeschäft tätig ist. Aus ihrem Land kommen 35 Prozent der bei uns verkauften Weine, Sekte und Champagner.

Betriebsleitung und Belegschaft haben sich heute entschlossen, keine weiteren französischen Produkte zu vertreiben und das aktuelle Angebot einzufrieren, so lange, bis sich die Regierung Ihres Landes eindeutig gegen weitere Atombombentests ausspricht.

Wir denken, daß unser Verhalten nicht überheblich und überzogen ist, zumindest nicht überheblicher als das Verhalten der französischen Regierung gegenüber den Ländern Australien, Neuseeland und der polynesischen Bevölkerung.

Mit freundlichen Grüßen Gerhard H. Ischdonat, Geschäftsführung Verlag und Anzeigen, Ralf Ischdonat, Geschäftsführung Donat Handels u. Vertriebsg., Salem

Ihr fragt, was tun? Wie wäre es mit „berichten“? Anders gesagt, was soll dieser Aktionismus? Versteht sich die taz als Zeitung/Informationsmedium? Oder als NGO? Wann kommt der taz-Boykott, wenn die taz immer weiter zu Schreinemakers live degeneriert? Laßt Euch doch gleich an Ted anschließen!

Herzlichen Glückwunsch zum interaktiven Durchfall. A. Zeh, Kant

Na klar boykottiere ich französische Produkte! Ich weiß, daß ist genauso leicht und bequem, wie nicht bei Shell zu tanken. Aber welche andere Möglichkeit habe ich denn, meinen Unmut – nein, meinen Zorn! – auszudrücken? Briefe schreiben? An wen? Adressat Papierkorb!

Ich weiß, der französische Weinbauer hat keine Schuld. Oder vielleicht doch ein wenig? Ich würde mir den französischen Wein jedenfalls weiter schmecken lassen und französischen Käse ruhig genießen, wenn sich in Frankreich die Massen etwas mehr rühren würden und so laut und radikal demonstrieren würden, wie etwa gegen Kürzungen von EG-Subventionen oder gegen neue Hochschulgesetze! Aus eben diesen Anlässen sind Menschen in Frankreich durchaus bereit, tagelange Straßenschlachten auszutragen. Aber was geht die Grande Nation ein kleines Völkchen am anderen Ende der Welt an? Ignatius Urdze, Bonn

„Think global, act local“ – privater Boykott in Frankreich produzierter Lebensmittel (ja, ja auch französischen Wein, Käse...), Frankreich-Reisen wenn möglich vermeiden, Air France ins Leere fliegen lassen, in Deutschland ansässige französische Unternehmen wie Tankstellen (Elf), Kfz-Hersteller (Renault) und Hotels mit Nichtachtung strafen, natürlich keine französischen Kondome und jede Menge neuseeländische Kiwis essen! Christoph Rocholl, Lotte-Halen

Unsere Konsequenzen müssen heißen: Aufkündigung der militärischen Zusammenarbeit, Boykott aller französischen Waren, Verzicht auf Frankreich-Reisen, Kappung aller sportlichen, kulturellen, wirtschaftlichen Kontakte zu Frankreich usw., wenn sich bis 14 Tage vor Testbeginn keine Veränderung abzeichnet.

Kritiker sagen, damit würden nur die kleinen Leute, die Winzer, die Bauern getroffen?

Nein, auch viele der anderen exportorientierten Industriezweige werden getroffen. Es wird Druck auf die eigene Regierung ausgeübt werden. Eine verschärfte Wirtschaftskrise in Frankreich als Folge der Chirac-Atompolitik würde vielleicht langfristig ein Umdenken unterstützen. Michael Rost, Magdeburg

Wir sind eine Gruppe von 50 jungen Leuten (im Alter zwischen 16 und 27 Jahren) und haben uns mit dem Veranstalter kurzfristig entschlossen, unser traditionelles Sommercamp nicht an der französischen Atlantikküste (Le Gurp) stattfinden zu lassen, sondern das Sommercamp kurzfristig nach den Niederlanden zu verlegen.

Wir sind für einen Boykott französischer Waren einschließlich Tourismusboykott, bis die französische Regierung erklärt, daß keine Atomtests im Pazifik stattfinden. i.A. Thomas Haller, Jugendclub Courage e.V., Oberhausen

Ich bin für den Boykott französischer Waren, keinen Urlaub in Frankreich! Schluß mit der Leisetreterei, weil unsere Väter und Großväter zwei Weltkriege angezettelt haben. Ein Boykott hat nichts mit der Franzosenfeindlichkeit der Vergangenheit zu tun. Harald Walther, Bielefeld

Die Chance, den Präzedenzfall für die Wiederaufnahme der Kernwaffenversuche (andere Atommilitärs werden nachziehen) zu verhindern, wäre einen „Streit unter Freunden“ durchaus wert, und Bonns offizieller Protest wäre die Gelegenheit, dem Anspruch der Bundesregierung auf mehr internationale Verantwortung gerecht zu werden. Mathias Meisel, Chemnitz

Es ist am sinnvollsten, wenn die Franzosen selbst auf die Straße gehen. Und genau das werden sie tun, wenn der Export (und damit die Produktivität) einbricht. Ich werde also weiterhin französische Produkte im Regal liegen lassen und andere KundInnen bitten, dies ebenfalls zu tun. Heiko Gabriel, Bardowick

Wenn deutsche AutofahrerInnen ihre heilige Kuh opfern und Shell-Tankstellen boykottieren, um die Verseuchung der Nordsee zu verhindern, wäre es überheblich, ignorant und anmaßend, wenn man/frau jetzt nicht die Franzosen boykottieren würde. Oder glauben wir uns hier sicher vor dem Dreck? Dorothee Dralle

Die französisch-deutsche Freundschaft könnte sich hic et nunc bewähren: Gute Freunde sollten sich die Meinung sagen und auf gravierende Fehler des anderen aufmerksam machen können. Mimosenhaftes Verweisen auf den besserwissenden Deutschen kann die französische Marianne nur disqualifizieren. Also Kritik auch von ganz oben und vorerst den Bordeaux im Keller lassen! Wolfgang Kempf, Anke Knopp

Selbstverständlich bekommt Greenpeace für seine Aktionen in und um Moruroa zumindest einen Teil des vielen Geldes, das wir nicht mehr für französischen Käse, Wein oder Zigaretten und schon gar nicht in dem Land unserer „befreundeten Nachbarn“ ausgeben.

Damit's ihnen aber nicht nur im Portemonnaie wehtut, brauchen wir die Adressen und Fax-Nummern der französischen Vertretungen in deutschen Großstädten und in Bonn: Wenn nicht unsere „Volksvertreter“, dann bombardieren wir sie eben selbst kilometerweise mit unserem Protest.

Und was spricht – bei solch schönem Wetter – dagegen, wenn Hunderttausende vor der französischen Botschaft in Bonn ihre Picknick-Körbe auf großen weißen Laken ausbreiten? Nebenbei eignen sich die Tücher ganz vorzüglich als Spruchbänder gegen Atomtests. Martina Nolte, Hamburg

Die französischen Atomtests müssen verhindert werden. Dazu sind alle Formen politischen Drucks, die sich gegen die Entscheidungsträger und nicht gegen das französische Volk richten, geeignet, also Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und andere politische Willensbekundungen. Reinhard Knisch, DGB-Kreisvorsitzender, Rostock

Die französische Bevölkerung ist eher unaufgeklärt, was Umwelt und atomare Probleme angeht. Das ist das eine, das andere ist, daß die chauvinistischen Kräfte enorm und umliegende Staaten, insbesondere Deutschland, mit unterschwelligem Neid betrachtet werden. Ein Bokyott französischer Waren würde am Nationalstolz des französischen Bürgers rütteln, die deutsch-französische Freundschaft wäre beendet.

Meinetwegen eine Milliarde Flugzettel über die Grande Nation schütten und versuchen, das Thema in aufklärenden Diskussionen in den französischen Medien zu lancieren.

Boykott? Ich fürchte mich auch ziemlich vor moralisierenden Deutschen. Vincent Klink, Stuttgart