Sanssouci
: Vorschlag

■ Kubanischer Salsa at its best: "Los Van-Van" im Tränenpalast

Schweißperlen statt Tränen: Wenn heute abend Los Van-Van im Tränenpalast spielen, hat einen schweren Stand, wer nicht tanzen will. Denn Juan Formell und seine Van-Van, das sind die unangefochtenen Könige der kubanischen Tanzmusik: Seit mehr als 25 Jahren beherrschen sie die Populärmusik der Karibikinsel wie keine zweite Band. Ein Vierteljahrhundert, und kaum ein Jahr, in dem Los Van-Van nicht einen Ohrwurm in Kubas Hitparaden hatten. Es ist ein Erfolg, in dem Arbeit steckt. Der Rhythmus der Van-Van, der so zielstrebig in Beine und Hüften geht, ist in seiner Struktur äußerst komplex. Die Truppe um den Kontrabassisten, Komponisten und Orchesterleiter Juan Formell spielt kubanischen Salsa. Doch Los Van-Van sind zum Klassiker der kubanischen Popmusik geworden, gerade weil sie deren klassische Formen herausgefordert haben. Die Basis ist der kubanische Son, aber Los Van-Van schöpfen auch aus Rockmusik und Tradition, fusionieren verschiedene karibische Rhythmen und Stile – und schaffen nebenbei ihren ganz eigenen, den Songó. Unüberhörbar ist auch der Einfluß des Jazz. Und Juan Formells Salsa-Band hat großzügig an den Jazz zurückgegeben: Der junge Superstar des kubanischen Jazz, der Pianist Gonzalo Rubalcaba (der in einigen Wochen auch auf Deutschland- Tournee geht), begann seine Karriere vor zehn Jahren als Musiker bei den Van-Van.

Juan Formell macht Tanzmusik mit Texten. Darin geht es nicht um Sozialkritik oder die Beförderung der Revolution, sondern um Unterhaltung, um das Leben und die Liebe, die ausgelassenen Feiern und die alltäglichen Sorgen. Aber auch hier hat seine Musik Format. „Juan Formell“, sagt Rubalcaba über seinen alten Meister, „ist ein Chronist der kubanischen Lebensauffassung.“ Den guten „Buenagente“ etwa, den ein Lied der Van- Van besingt, haben viele in Kuba gleichsam als Teil ihres Nationalcharakters adoptiert: „Meine Hände sind immer leer“, heißt es da, „so viel geb' ich, ohne zu haben / Aber was kann ich tun? /

So sind meine Hände.“

Einer der großen Hits der Van-Van schmettert im fröhlichen Refrain: „Havanna hält's nicht mehr aus!“. All die lieben Verwandten wollen aus der Provinz in die große Stadt ziehen, und den Habaneros wird's zuviel. Das kennt jede Familie in Kubas Hauptstadt, und natürlich hat man Vetter und Tante doch irgendwie untergebracht. Aber Formells Lied ist ihr tanzbarer Stoßseufzer, und dafür lieben sie ihn und seine Van-Van. Bert Hoffmann

Heute 22 Uhr, Einlaß 21 Uhr, Tränenpalast, Bahnhof Friedrichstraße, Mitte