Krieg um Elvis

■ Zwei Kommunen zanken sich um den Ehrentitel „deutsche Elvis-Stadt“

Frankfurt/Main (taz) – Bad Nauheim ist ein lauschiges Städtchen. Außer den Salinen im Kurpark hat die Kommune in der Wetterau wenig zu bieten. Das war vor 35 Jahren ganz anders: Damals residierte „King Elvis“ während seiner Militärzeit 1958–1960 mit seinem Clan in einer lokalen Hotelsuite. Und deshalb war der Ort knappe zwei Jahre lang das Mekka für alle Rocker und Roller aus ganz Deutschland – „Love me Tender“.

Und weil das Geschäft mit den Kurgästen heute nur schleppend läuft, wollen die Stadtoberen, die zu den Zeiten von Elvis Presley begeisterte Rock'n'Roller waren, an das golden age anknüpfen. Am 26. August soll in Bad Nauheim eine 60 Meter hohe schwarze Stele mit einem Relief des King-Kopfes enthüllt werden. Eingeladen zu den Feierlichkeiten ist auch die Witwe des 1977 verstorbenen Idols, Priscilla Presley, und erwartet werden gutsituierte Pilger aus aller Welt. Viel Lob für diese Idee gab es auch von der deutschen Elvis-Presley- Gesellschaft, die sich seit fünf Jahren regelmäßig in Bad Nauheim zum „Elvis-Kongreß“ trifft. Also alles in Butter?

Mitnichten. Denn im benachbarten Friedberg fühlen sich die Jünger Elvis' – vor allem die aus den Reihen der CDU – durch die Enthüllung des Denkmals in Bad Nauheim extrem düpiert. Vor allem der Termin ärgert sie. Denn schon vor Monaten ging ein Antrag ihrer Partei im Friedberger Stadtparlament glatt durch, wonach am 2. September ein Teilstücks der Kaiserstraße feierlich in Elvis-Presley-Platz umbenannt wird. Schließlich habe Elvis in Bad Nauheim „nur“ gewohnt, in Friedberg aber, in den amerikanischen „Ray Barracks“ Dienst geschoben. Friedberg sei also der wahre Ort für eine posthume Würdigung und der Denkmalsenthüllungstermin nebenan ein „bewußte lancierter Affront“. So der Friedberger CDU-Vorsitzende Ulrich Kiefer.

Die Bad Nauheimer hingegen kontern, daß ihre Terminwahl „purer Zufall“ gewesen sei. Man habe sich mit einem Denkmal „rücksichtsvoll“ benommen, weil man damit auf eine eigene, weit kostengünstigere Straßenumbenennung verzichtet habe. Und im übrigen, schüttet der Leiter des kurstädtischen Hauptamtes, Wolfgang Unkel, Öl ins Feuer, sei Bad Nauheim sowieso die deutsche Elvis-Stadt. Seitdem herrscht Krieg um Elvis, und wer die Schlacht gewinnt ist ungewiß.

Fest steht jedenfalls, daß die internationalen Fans im Laufe von zehn Tagen nicht zweimal in die hessische Provinz reisen werden. Dennoch wollen beide Kommunen an ihren Daten festhalten und schicken ständige neu „Pferde“ ins Rennen. Friedberg präsentiert den angeblich weltbesten Elvis-Imitator, Detlef Malinkewitz, und Bad Nauheim will am Tag der Enthüllung des Denkmals das neueste Werk des 81jährigen Heimatforschers Heinrich Burk vorstellen: „Elvis in der Wetterau“.

Ein Ende des Streites ist nicht abzusehen. Nächster Zündstoff ist die in beiden Kommunen unabhängig voneinander gewachsene Idee eines Elvis-Museum. In Friedland bietet ein „Superfan“ als Grundstock 300 vor der Kaserne selbst ergatterte Autogramme an. Nett, sagen die Nauheimer, aber wir könnten das Hotel, in dem der König ruhte, zu einem „Heartbreak-Hotel-Museum“ promovieren. Geadelt sei das Bett, in dem Elvis schlief, der Nachttopf, und und und... Klaus-Peter Klingelschmitt