: Die Bremer Kinotaz... ...alle Filme, alle Termine
B
Betty und ihre Schwestern USA 1994, R: Gillian Armstrong, D: Winona Ryder, Susan Sarandon
„Dies ist bereits die dritte Adaption von Louisa May Alcotts klassischer Geschichte einer Familie in Neu-England, die sich durch harte Zeiten während des amerikanischen Bürgerkriegs kämpft. Ryder wirft sich in ihre Rolle der heißköpfigen Jo, bis zum Überlaufen erfüllt von Nervosität und erhoffter Leidenschaft. Armstrong zeigt eine dunkle Vision der March Familie, die auch deren transzendentalen Glauben mit einschließt. Zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch überhäuft von der schieren Tugend aller Beteiligten. Obwohl wunderschön anzusehen, ist der Film einfach zu sehr getränkt von der Milch der frommen Denkensart.“ (Time Out) Atelier
Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Kroll
Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie: „ Wortmanns Film ist ein Sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenzen an das Deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achziger.“ (epd-Film) UT-Kino
Brazil Großbritannien 1985, R: Terry Gilliam, D: Jonathan Price, Michael Palin, Robert De Niro
„Terry Gilliam, aus der Monty Python Gruppe, präsentiert eine rückgewandte futuristische Fantasie - ein melancholischer, mit Pointen gespickter Horror, mit dem wir jetzt leben und den noch schlimmeren Horror, auf den wir uns zubewegen. Der Film ist wie ein bekifftes Slapstick „1984“: eine Alptraum-Komödie, bei der die Gags nur ein Aspekt des schrecklichen Traumes sind.“ (Pauline Kael) Gondel
Butterfly Kiss Großbrittanien 1994, R: Michael Winterbottom, D: Amanda Plummer, Saskia Reeves u.a.
„Befremdliches Roadmovie auf den Autobahnen Nordenglands, das von der schönen und bedingungslosen lesbischen Liebesgeschichte zwischen einer Mörderin und einer Verkäuferin erzählt. Die naive Miriam will aus der unberechenbaren Eunice einen besseren Menschen machen. Dazu wird ihr nur eine Lösung bleiben, die sie mit aller Konsequenz ausführen wird.“ (tip)Atelier
C
Casper USA 1995, R: Brad Silberling , D: Christina Ricci, Eric Idle
„Casper ist ein Mischmasch aus Live-Action und Animation, ein morphologisch extravagantes Märchen mit all den ausgefallenen Tricks, die in „Jurassic Park“ und „Roger Rabbit“ entwickelt wurden. Die Formen fließen ineinander, alles ist eine Frage der Möglichkeiten. Nicht nur die Filmzitate und Star-Cameos weisen über den Film hinaus. Die Marketing-Strategen von Universal scheinen mit einigen Action-Sequenzen der Produktion die neuste Studio-Tour vorzubereiten. Dennoch ist dieser synthetische Kinderfilm nicht ohne Charme: Er ist so schön kurzlebig wie eine Seifenblase, so süß und wunderbar wie eine riesige Portion Zuckerwatte.“ (epd-Film) UT-Kinocenter, Ufa-Palast
Crimson Tide USA 1995, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Gene Hackman
„Geradezu idealtypisch sind zwei Männer gegenübergesetzt, deren Konfrontation von Anfang an unvermeindlich erscheint. Als Capitain bzw. erster Offizier an Bord eines Atom-U-Bootes während einer kriegerischen Auseinandersetzung steht bei dieser Konfronation weit mehr auf dem Spiel als Persönliches. „Top Gun“ unter Wasser ist dabei glücklicherweise nicht herausgekommen. Keine Teenager-Helden, keine Liebesgeschichte, keine Rocksongs auf dem Soundtrack, auch nicht die kriegerische Auseinandersetzung als glorifiziertes Männerabenteuer.“ (epd-Film) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
D'Artagnans Tochter Frankreich 1994, R: Bertrand Tavernier, D: Sophie Marceau, Philippe Noiret
„Mit den Mantel und Degenfilmen verhält es sich so wie mit den Western: ihre große Zeit ist vorbei, und das vormals Festgefügte ist einem ungezwungenen Umgang mit den Mustern des Genres gewichen. Bertrand Tavernier hat in „La Fille de D'Artagnan“ diese Respektlosigkeit schon in die Personenkonstellation übernommen: Nicht die Musketiere treiben die Handlung voran, sondern Eloise, die Tochter von d'Artagnan, die in einem Kloster lebt. Tavernier hat gesagt, dies sei eine Hommage an die Actionfilme seiner Jugend, und dem Film ist eine für den Regisseur ganz untypischen Unbeschwertheit eigen. Man spürt, daß es auch einen ganz anderen Tavernier gibt: den mit einer unbändigen Lust an der Klamotte.“ (epd-Film) Atlantis
Double Dragon USA 1994, R: James Yukich, D: Mark Dacascos, Scott Wolf u.a.
„Ein weiterer Film nach einem Videospiel. Ein Erdbeben hat Los Angeles zerstört. Durch die nachfolgende Flutwelle stehen ganze Stadtteile unter Wasser. Straßenbanden beherrschen die Metropole. Die verwaisten Brüder Jimmy und Billy Lee versuchen hier zu überleben. Von ihrer Pflegemutter erhalten sie eines Tages die Hälfte eines chinesischen Talismans, der magische Kräfte besitzt. Gangsterboss Koga Shuko besitzt die andere Hälfte, will aber den fehleden Teil an sich bringen, um dann über große Macht zu verfügen.“ (Bremer) UFA-Stern, UT-Kino
Drop Zone USa 1994, R: John Badlam, D: Wesley Snipes, Yancy Butler
Ein wenig lächerlich ist es schon, wie in diesem Actionfilm alle pausenlos aus fliegenden Flugzeugen springen, um sich dann im freien Fall zu bekriegen. Spannend und rasant ist die Mischung aus „Sprung aus den Wolken“ und „Speed“ aber allemal, und weil Regisseur John Badlam uns sowohl Gewaltexzesse wie auch Machoattitüden erspart, kann man den Film allen schwindelfreien Zuschauern ruhig empfehlen. (hip) Modernes
Dumm und Dümmer USA 1994, R: Peter Farrelly, D: Jim Carrey, Jeff Daniels
„Zwei Blödiane tölpeln sich zweitausend Meilen durch die USA, um einen dubiosen Koffer im Skiparadies Aspen abzuliefern. Peter Farrellys Film, der in den USA bereits über 110 Mio. Dollar einspielte, steht in der Tradition von „Waynes World“ und bedient sich auch bei Klassikern wie Laurel & Hardy und den Marx Brothers – ohne diese Vorbilder allerdings je zu erreichen.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern
E
Ed Wood USA 1994, R: Tim Burton, D: Johnny Depp, Martin Landau u.a.
„Tim Burton hat aus der zwar denkwürdigen, keineswegs aber glamourösen Lebensgeschichte eines Kinobesessenen, der in Hollywood nie einen Fußbreit Boden gewann und seine letzten 20 Jahre mit dem Schreiben von Groschenromanen oder der Verfertigung von Pornofilmen verbrachte, eine Dekade herausgelöst: die Zeit, in der Wood...nun ja, seine größten Erfolge drehte. Mit seiner kontrastreichen Schwarzweiß-Fotografie und dem fast schon gleichförmig flüssigen, eleganten Rhythmus wirkt „Ed Wood“ bruchlos, stilsicher und handwerklich perfekt.“ (epd film)Schauburg, Ufa-Palast
Es waren einmal Flitterwochen USA 1942, R: Leo McCarey, D: Ginger Rogers, Cary Grant
„Das Jahr ist 1938, der Ort ein belagertes Europa in dem Cary Grant einen umherziehenden Radio-Reporter spielt und Ginger Rogers eine in der Bronx geborenen Glücksritterin (mit dem Wiener Baron Sleazak als Ehemann). Ein hirnrissiger Plot und bizarre Filmmusik (Walzer ohne Unterbrechung) können die Tatsache nicht verschleiern, daß dies eigentlich drei Filme in Einem sind: Liebesgeschichte, Spionageabenteuer und Anti-Nazi-Polemik. Aber die ganze Chose wird durch die schiere Respektlosigkeit gerettet, mit der hier Romanze, Dokumentarfilmausschnitte und Momente von extrem geschmacklosem Kitsch vermischt werden: Rogers Ehemann, wie er einen Kuchen in Form der Landkarte der Tschechoslowakei aufschneidet, Uhren mit Hakenkreuz-Zeigern. Eine schön exzentrische Tragikomödie.“ (Time Out) Cinema, Originalfassung mit Untertiteln
Fun USA 1995, R: Rafal Zielinski, D: Alicia Witt, Renee Humphrey
„An einem Straßenrand im urbanen Amerika treffen eines Morgens die 14jährige Bonnie und die 15jährige Hillary aufeinander und es ist sofort klar, daß sie verwandte Seelen sind. Geheimisse werden getauscht, Streiche verübt. Vandalismus und hysterisches Gelächter bestimmen den Tag, der mit einer wehrlosen alten Frau endet, die tot in einer Blutlache liegt. „Fun“ ist noch eine Fallstudie eines scheinbar sinnlosen Verbrechens, ein weiteres warnendes Beispiel zügelloser Jugend, ein Zeichen mehr für unsere moralisch bankrotte Gesellschaft. Was diesem Film allerdings seine nicht zu leugnende Kraft gibt, ist seine Weigerung, sich mit einfachen Entschuldigungen zufriedenzugeben. Das Resultat ist ein Film, der viel provozierender wirkt als etwa „Heavenly Creatures“.“ (Time Out) Filmstudio
Funny Bones Großbritannien 1994, R: Peter Chelsom, D: Oliver Platt, Jerry Lewis
Die Tränen eines Clowns gehören wohl zu den wirkungsreichsten Tricks der dramatischen Künste. In diesem Film gibt es gleich zwei von diesen weinenden Bajazzos: Jack ist von Natur aus so komisch, daß er eine Gefahr für seine Umwelt ist, und Tommy versucht mit allen Mitteln, das Publikum zum Lachen zu bringen, bleibt aber doch immer nur im Schatten seines Vaters: des erfolgreichsten Komikers von Amerika. Jerry Lewis wurde diese Rolle direkt auf den Leib geschneidert. (hip) Schauburg, Casablanca (OL) und Apollo
J
Juniors freier Tag USA 1994, R: Patrick Read Johnson, D: Joe Mategna, Lara Flynn Boyle
„Die Reihe der „Kevin-allein-zu-Haus“-Plagiate reißt nicht ab. In dieser John Hughes Produktion erwehrt sich nun ein brabbelnder Säugling dreier unterbelichteter Gangster. Leider konnte sich die Produktion nicht entscheiden zwischen einem anarchistisch-handgreiflichen Witz, der bisweilen an Warners Zeichentrickklassiker erinnert, und einer zuckersüßen Rührseligkeit, die den Film weithin unerträglich macht.“ (tip) Ufa-Palast
K
Die kleinen Superstrolche USa 1994, R: Penelope Spheeris, D: Travis Tedford, Bug Hall
„Für kleine Leute von 5-15 waren früher die „kleinen Strolche“ im Fernsehen Vorbild für schlechte Benehmen in allen Lebenslagen. Nun hat Penelope Spheeris (“Wayne's World“) eine Neuauflage der Mini-Anarchos gewagt. Es wurde nach neuen Kino-Gesichtern gefahndet, die Episoden modernisiert umd mit großem Aufwand umgesetzt. Ergebnis: ein lustiger Film, der zwar weit von der rotzigen Gesetzlosigkeit des Originals entfernt ist, der aber ohne Reue vergnügt.“ (TV-Spielfilm) Kino 46
Der König der Löwen USA 1994, R: Rob Minkoff
„Auch das neuste Produkt aus den Cartoon-Studios der Disney Fabrik ist für Superlative gut, räumte „The Lion King“ doch als einer der erfolgreichsten Filme aler Zeiten an den amerikanischen Kinokassen ab. Einen Großteil seines Charmes verdankt er den skurrilen und witzig portraitierten Randfiguren. Und deren Kapriolen entstehen nach wie vor in Handarbeit.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Palast, UT-Kinocenter
Küß mich! Deutschland 1995, R: Maris Pfeiffer, D: Caroline Redl, Katja Riemann
Eine Frau um die 30 im fortgeschrittenen Semester einer als brotlos bekannten Studienfach-Kombination. Krisenalter. Sie hat die Wahl zwischen dem blonden Typen mit dem gut gepolsterten Bankkonto und dem dunkelhaarigen Gauloise-Mann aus der OFF-Theaterszene. Vor allem aber will sich die Dame mit der Entscheidungsschwäche selbst verwirklichen. Der Film bietet leichte, zum Teil amüsante Sommerkost, hervorragend fotografiert umd mit witzig reduzierten Dialogen. Und eine Szene mit Detlev Buck als versoffenem Kaufhausdetektiv. (Mu) Europa und City
L
Leichen plastern seinen Weg Italien/Frankreich 1968, R: Sergio Corbucci, D: Jean Louis Trintignant, Klaus Kinski
„Die alpinen Exterieurs, deren trostlos monotones Weiß von Ennio Morricones unendlich elegischem Soundtrack quälend unterstrichen wird, präsentiert Corbucci mit einem so gigantischen Zoom, daß die zynisch parodistische Absicht überdeutlich wird. Ebenso demonstrieren die vielen lustvollen Close-Ups von ekelhaft blutverschmierten Gesichtern Corbuccis Intention, durch bewußte Übersteigerung das Westerngenre selbst als groteske Mißgeburt darzustellen.“ (Hans C. Blumenberg) Kino 46
Lotta aus der Krachmacherstraße Schweden 1992, R: Johanna Held
Noch ein schwedischer Kinderfilm, der natürlich auf einem Roman von Astrid Lindgren basiert. So schlecht kann er also nicht sein. Schauburg
M
Madita und Pim Schweden 1980, R: Goran Graffman
Madita hat tausend Flausen und gute Ideen im Kopf, die sie mit ihrer kleinen Schwester Lisabet durchführt. Sie leben in einem kleinen Dorf in Schweden. Mit von der Partie sind bei ihren Abenteuern nach das Kindermädchen Alva und der Nachbarssohn Abbe. Nach einer Erzählung von Astrid Lindgren. City
The Mangler USA 1994, R: Tobe Hooper, D: Robert Englund, Ted Levine
Tobe Hooper walzt eine Kurzgeschichte von Stephen King auf abendfüllende Länge aus. Abstruse Erklärungen über die Opfer, die die Reichen einer neuenglischen Kleinstadt einer vorsintflutlichen Wäschemangel darbringen, treten dadurch in den Vordergrund. Die Maschine allerdings ist so eindrucksvoll, daß um ihretwillen die Längen des Films durchsteht. (tip) Ufa-Stern
Mrs. Parker & ihr lasterhafter Kreis USA 1994, R: Alan Rudolph, D: Jennifer Jason Leigh, Mettew Broderick
„Sie beherrscht 24 Sprachen aber in keiner kann Sie „nein“ sagen!“ lautet eines der berühmten bon mots der Kritikerin und Schriftstellerin Dorothy Parker, deren vergiftete Zunge in den 20er Jahren selbst bei ihren Freunden gefürchtet war. Von ihrem Leben als Bohmemien im New York der goldenen Ära erzählt Alan Rudoph in diesem Film, der viel schöner und vor allen Dingen eleganter ist, als es der schauderhafte deutsche Titel erwarten läßt. Rudolph gelingt ein kluges und berührendes Portait der Frau, die mindestens soviel Talent wie Hemingway und Fitzgerald hatte, aber sich systematisch selbst zu Grunde richtete, und Jennifer Jason Leigh spielt sie so gnadenlos realistisch, daß man als Zuschauer zugleich von ihr fasziniert und abgestoßen ist. Genauso die Wirkung, die die echte Dorothy Parker auf ihre Zeitgenoßen hatte. (hip) Schauburg
O
Outbreak USA 1995, R: Wolfgang Petersen, D: Dustin Hoffman, Donald Sutherland
In Wolfgang Petersens neuem Thriller über aus der Kontrolle geratene biologische Kampfstoffe kann man es wirklich mit der Angst bekommen, denn nichts, was er zeigt, wirkt besonders fantastisch oder unrealistisch. Die Story könnte morgen genauso in der Zeitung stehen. Anders als bei Petersens Erfolgsfilm „In the Line of Fire“ ist hier das Szenario wichtiger als die einzelnen Szenen, und manchmal artet der Film in eine von Hollywoods Materialschlachten aus. (hip)Ufa-Stern, Modernes
P
Der Pagemaster USA 1994, R: Joe Johnson, D: Macaulay Culkin, Christopher Lloyd
„Macaulay Culkin landet als Zeichentrickfigur im Reich der Phantasie. Schuld hat der seltsame Bibliothekar, der den kleinen Bücherwurm Richard auf eine lehrsame Reise schickt. In der Welt der Abenteuer begegnet unser Dreikäsehoch allen möglichen Phantasiefiguren - so dem Captain Ahab aus „Moby Dick“ und einem obskuren Doktor namens Jekyll. (TV-Spielfilm) Atlantis
Power Rangers USA 1995, R: Bryan Spencer, D: Karan Ashley, Johnny Yong
„Der Film mag ihnen Kopfschmerzen verursachen, schon wenn sie nur daran denken, wieviel neues Spielzeug er massenhaft in die Welt setzen wird, aber ihr fünfjähriger Sohn wird ihn wahrscheinlich unwiderstehlich finden - und das mehr als einmal !“ (New York Times) Ufa-Palast und UT-Kino
Der Priester Großbritannien 1994, R: Antonia Bird, D: Linus Roache, Tom Wilkinson
„Ein Film über einen schwulen katholischen Priester, einen zweiten, alkoholsüchtigen, und einen weiteren, der mit seiner Haushälterin liiert ist, wurde mit Preisen und Protesten überhäuft. Der Film erzählt seine Geschichte melodramatisch, stellenweise humorvoll, im ganzen aber sehr gleichnishaft. Wie schon „Philadelphia“ geht auch „Priest“ ins Taschentuch. Regisseurin Antonia Bird aber zeigt sogar einen zwischenmännlichen Zungenkuß und einen weichgezeichneten Analverkehr.“ (taz) City
Pulp Fiction USa 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel, Uma Thurman
„Daß da ausgerechnet Quentin Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wir, ist absurd: von Oliver Stones dumpf gespreizter, schockgeiler und schmierig koketter Verhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natual Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmaier) Kino im Stadionbad
R
Rendez-Vous in Paris Frankreich 1994, R. Eric Rohmer, D: Clara Bellar, Antoine Basler
„Es gibt eine Virtuosität des Flirtens, von der man sich in Deutschland keinen Begriff macht, und eine Art und Weise, es darzustellen, die hier fremd ist wie China. Immer noch verhält sich eine Szene von Rohmer zur deutschen Szene wie ein Souffle zu Schaumgebäck. Das hat bekanntlich historische Gründe. Erst mit dem Weggang von Lubitsch und Ophüls kam dem deutschen Kino die Anmut abhanden. Es hat sie seitdem nicht wiedergefunden.“ (taz) Gondel
S
Star Trek – Treffen der Generationen USA 1994, R: David Carson, D: William Shatner, Patrik Stewart, Malcolm McDowell
„An Selbstironie wird nicht gespart: Scotty und Kirk zeigen selbstbewußt Bierbauch. Derweil die „Next Generation“-Besatzung mangels Sicherheitsgurten wieder kräftig von den Sesseln geschüttelt wird. Beim großen Showdown gibt's bewußt nostalgisch alte Papp-Kulissen samt träger Zweikampf-Dramaturgie.“ (Bremer) Kino im Stadionbad
Stirb Langsam: Jetzt erst recht USA 1995, R: John McTiernan, D: Bruce Willis, Jeremy Irons
„Was die Fans erwarteten, und was dieser Film auch bietet ist pure Action mit noch größeren Explosionen und Stunts. Aber durch ein schwaches Drehbuch ist dies dennoch der schwächste von den drei „Die Hards.“ Was fehlt ist der selbstironische Witz der von Willis gespielten Filmfigur John McClane.“ (New York Times) Ufa-Palast, UT-Kino
T
Tank Girl USA 1995, R: Rachel Talalay, D: Lori Petty, Malcolm McDowell
„Die amerikanische Verfilmung eines britischen Unterground-Comics. Tank Girl stampft (und rollt mit ihrem Panzer) durch ein post-apokalyptisches Australien, begleitet von ihren Freunden, Kreuzungen aus Mensch und Känguruh. Lori Petty als erster Versuch Hollywoods, ein Riot Grrl auf die Leinwand zu bekommen. Schnelles, buntes, lautes Kino, das auch die Comic-fans nicht völlig enttäuscht. Mit ein wenig mehr Mut hätte „Tank Girl“ die „Barbarella“ der 90er werden können.“ (tip) City
Tommy Boy – Durch dick & dünn USA 1995, R: Peter Segal, D: Chris Farley, David Spade
„Eine auf ein größtmögliches Publikum abzielende und daher bewußt anspruchslos gestaltete Krawallklamotte, die selbst dem doofsten Zuschauer nocht ein Gefühl der geistigen Überlegenheit vermittelt angesichts des Filmhelden, eines dummdreisten Fabrikantensohnes, der mit Hilfe eines schnöseligen Yuppies die Firma seines verstorbenen Vaters vor dem Konkurs retten will. Chris Farley und David Spade waren als Nebendarsteller in „Coneheads“ noch wirklich witzig. Hier wirken sie vorwiegend albern.“ (Tip) UT-Kino
U
Überleben! USA 1992, R: Frank Marshall, D: Ethan Hawke, Vincent Spano
„Was die Ernährung mittels Menschenfleisch betrifft, verhandelt Marshall ausschließlich die moralische Frage. Halbverhungert debattiert man den kannibalischen Akt, empört sich, wägt ab, bekreuzigt sich und schreitet schließlich mit feierlichem Ernst zur Tat. Die praktischen Probleme des Verzehrs von rohen, tiefgefrorenen Leichen lösen sich wie von selbst. Marschall überhöht das Totenmahl zum mystischen Verbrüderungsritual. Die Moral von der Geschichte: Ein Kamerad ist, wen man essen darf.“ (taz) Kino 46
Und täglich grüßt das Murmeltier R: Harold Ramis, D: Bill Murray, Andie McDowell
Eine der witzigesten Zeitreise-Storys der Filmgeschichte: Ein zynischer Medienmann, der Fernsehwetterfrosch Murray, wird jeden Morgen in den vorhergehenden Tag zurückgeworfen – Grund: Er soll's nochmal versuchen und besser machen, vor allem: ein besserer Mensch werden. Das klingt scheußlich moralinsauer. Aber der Film führt dabei so genau und witzig die kleinen und gemeinen Details unseres Alltagslebens vor, daß man alsbald mit dem Held mitleidet, der Jahr um Jahr denselben Tag durchleben muß. UFA-Stern
W
Während du schliefst ... USA 1995, R: Jon Turteltaub, D: Sandra Bullock, Peter Gallagher
„Während du schliefst ...“ erzählt die wunderbare Aschenputtel-Geschichte der Fahrkartenverkäuferin Lucy aus Chicago. Romanzen dieser Art spielen stets in einer Parallewelt, in der Verwechslungen und Zufälle das Leben beherrschen und manche Wahrscheinlichkeitsregeln aufgehoben ist. Wer soll schon ernsthaft glauben, daß zunächst nur ein einziger Mann in ganz Chicago an Sandra Bullock Gefallen findet. Aber damit der Zauber wirken kann, brauchen gerade Romanzen Hauptdarsteller, die ihnen Bodenhaftung geben, den Anschein von Wirklichkeit. Darum ist Sandra Bullock eine ideale Besetzung. Sie ist keine Fee, sondern handfest, leicht verwirrt und stark verstrubbelt.“ (Der Spiegel) Europa
When Night is Falling Kanada 1994, R: Patricia Rozema, D: Pascale Bussieres, Rachael Crawford
Warum sollen nicht auch die Lesben ihren eigenen, gnadenlos kitschigen Liebesfilm haben, in dem eine schöne Frau der anderen sehnsüchtig in die Augen blickt, das „Coming Out“ einer protestantischen Lehrerin in den schönsten Bonbonfarben gefeiert wird, und ihre wild romantische Freundin in einem wild romantischen Zirkus ständig bei exotisch, grazilen Performances gezeigt wird ? Wer allerdings hofft, daß die Regisseurin von „I've Heard the Mermaids Singing“ hier auch etwas von dessen Leichtigkeit, Witz und Poesie entwickelte, wird schwer enttäuscht sein. (hip) Cinema und Casablanca (OL)
Y
Yankee Zulu Südafrika 1993, R: Gary Hofmeyr, D: Leon Schuster, Wilson Dunster u.a.
„Der Autor und Hauptdarsteller Leon Schuster hatte eine brillante Fernsehshow: die „versteckte Kamera“ Südafrikas. Danach machte der burische Komiker erfolgreich Komödien im eigenen Land. Doch seine Satire auf unverbesserliche Rassisten, dämliche Fernsehshows und die Affären des britischen Königshauses ist politisch zu flach, komödiantisch zu fett und darstellerisch zu ungehobelt.“ (tip)UT-Kino, Ufa-Stern und die englische Originalfassung im Ufa-Palast
Z
Zauber eines Sommers USA 1995, R: Craig Bolotin, D: Juliette Lewis, C. Thomas Howell
„Die elfjährige Alice bewundert Sheryl, das Mädchen von gegenüber, die mit dem coolen Rick geht. Von „American Graffiti“ bis „Meerjungfraue küssen besser“ lassen alle Wir-werden-erwachsen-und-lernen-die-Liebe-kennen-Filme grüßen. Leider nur inhaltlich, nicht qualitativ. Bei Juliette Lewis muß man sich inzwischen fragen, ob sie nach „Kap der Angst“ nicht doch gewaltig überschätzt worden ist. Und C.Thomas Howell wünscht man in so manchen Momenten zurück in die Fänge des Highway-Killers „The Hitcher“.“ (TV-Spielfilm) City
Der Zaubertroll USA 1994
Zeichentrickfilm über einen kleinen Troll, der im New Yorker Central Park Zauberkunststücke vorführt.Ufa-Stern
Zero Patience Kanada 1993, R: John Greyson, D: John Robinson, Normand Fauteux / Originalfassung mit Untertiteln
Ein Musical über Aids in dessen Mittelpunkt der legendäre „Patient Zero“ steht, der als erster den HIV-Virus nach Nordamerika gebracht hat. Ein kanadischer Journalist meinte zu dem Film: “You don't have to be gay to like it!“ Cinema
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen