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■ Die Post will keine Bienenköniginnen mehr austragenKeine Monarchie im Briefkasten

Brüssel (taz) – Das Leben in Europa wird immer komplizierter. Früher konnte man eine Bienenkönigin einfach in ein Briefkuvert stecken und mit der Post an einen befreundeten Imker oder einen unliebsamen Nachbarn schicken. Damit ist jetzt Schluß, und 100.000 deutsche Imker und die Sozialdemokratische Partei sind entsetzt darüber.

Seit dem 1. Juli weigert sich die Deutsche Post AG, Tiere im Briefumschlag zu befördern. Und nicht etwa weil die Briefträger kein Gefahrgut mehr austragen wollen, was man durchaus verstehen könnte. Ganz offiziell beruft sich die Post auf die Tiertransportrichtlinie der Europäischen Union, die lange Transporte ohne ausreichende Fütterungspausen verbietet.

Zum Glück hat sich die SPD- Fraktion im Europaparlament der Sache angenommen und mitgeteilt, daß die Post „die Europäische Union als Watschenmann für eine aus wirtschaftlichen Gründen getroffene Entscheidung“ benutzt. Weil der Öffentlichkeit das Schicksal der offensichtlich stark unter Fernweh leidenden Bienenköniginnen mindestens genauso unter die Haut geht wie die gequälte Grammatik, sei hier ausnahmsweise einmal wörtlich zitiert: „Die Bienenköniginnen sind einfach kein lohnender business, die Argumentation der Post ist daher unredlich.“

Muß man sich nun darauf gefaßt machen, daß künftig nicht nur durchgeknallte Schweinetransporter und Milchlaster durch Dörfer und Städte brettern, sondern auch noch schwerbeladene Bienenköniginnentransporter, die alle acht Stunden an belebten Parkplätzen ihre Stechmonster zum Tränken und Füttern abladen? Und das alles völlig unnötig, weil die Viecher schließlich auch in der Vergangenheit nicht als Drucksachen versendet wurden?

Wie die SPD ehrenwörtlich versichert, gingen die Königinnen stets in artgerechten kleinen Kästchen auf Reisen, meist mit fünf Begleiterinnen und immer mit genügend Futter im Umschlag. Schließlich hätten die Absender ein vitales Interesse daran, daß die Tiere aktiv und munter ankämen. Bienen seien nämlich im Normalfall kein Schlachtvieh.

Leider haben die besorgten Euro-Abgeordneten vergessen mitzuteilen, warum 100.000 deutsche Imker ihren Bienenadel unentwegt auf Reisen schicken müssen. Vielleicht zum Schwänzeltanzkurs, was freilich merkwürdig wäre, weil dieser bienentypische Slalomlauf bekanntlich von den Arbeitsbienen und nicht von den Königinnen erledigt wird. Oder weshalb sonst?

Seit vor wenigen Tagen aus der Schweiz die Nachricht kam, daß sich dortige Imker gegen die Unterwanderung ihrer Stämme durch fremdländische Bienen – vor allem aus Deutschland – zur Wehr setzen wollen, macht sich langsam ein unguter Verdacht breit: Will hier jemand die Bergbiene vom Markt drängen, und blüht Deutschland bald der europäische Einheitshonig?

Jedenfalls fordern die blauäugigen SPD-Abgeordneten die Post auf, ihrem Treiben ein Ende zu setzen und den Königinnenweg endlich wieder freizugeben: „Lassen Sie die 100.000 deutschen Imker nicht im Stich.“ Ganz in der Tradition einer revolutionären Partei stacheln die Sozialdemokraten für den Fall, daß die Post stur bleibt, zum zivilen Ungehorsam auf. Wer Bienenköniginnen besitzt und sie gerne an einen bestimmten Adressaten loswerden will, solle sie weiterhin als Briefpost einwerfen, er dürfe es bloß nicht mehr auf den Umschlag schreiben. Gegen unauffällige und ausreichend frankierte Briefe in Form von sechszelligen Bienenkästchen sei die Post schließlich völlig machtlos. Alois Berger

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