Bewerber prüfen!

■ Warum sollte das Schiller Theater verscherbelt werden?

Die geplante Vermietung des Berliner Schiller Theaters an Peter Schwenkow und die Stella Musical AG gestaltet sich erfreulicherweise schwieriger, als zu befürchten war. Die Finanzverwaltung meldete Bedenken gegen den entgegenkommenden Vertragsentwurf an, den der Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin ausgehandelt hat (vgl. taz vom 18. 7.).

Es wäre ja auch absurd, wenn eine so verarmte Stadt wie Berlin für ein Schmuckstück von Theater in bester Lage tatsächlich acht Jahre lang nur 660 Mark Monatsmiete verlangen würde, um genau jenem Musical-Unternehmer die Zinsen für seine geplanten Investitionen in Höhe von fünf Millionen Mark zu finanzieren, den sie sich wegen seiner „wirtschaftlichen Seriösität“ extra ausgesucht hat.

Jetzt fragt sich, ob die Parlamentarier, die Roloff-Momin einstimmig den Auftrag erteilt hatten, mit dem CDU-Mitglied und erfolgreichen Kulturmanager Schwenkow zu verhandeln, nur Nachbesserungen fordern werden oder das Verfahren doch noch für andere Bewerber öffnen.

Der Senator fand die bisherigen Verhandlungen mit Schwenkow schon beschwerlich, dem gegenüber steht das noch unberücksichtigte Angebot von Mitbewerber Wolfgang Bocksch, der das Haus derzeit mit Broadway-Musicals bespielt. Während Schwenkow jährlich 1,3 Millionen Mark für das Haus ausgeben wollen würde – eine „Warmmiete“, von der eben die 400.000 Mark Zinsen acht Jahre lang abgezogen würden – bietet Bocksch ab sofort 1,6 Millionen Mark. Innerhalb von zwei Tagen würde man sich sicher mit dem Senator einigen können, meint Peter Massine von Bocksch Concerts.

Sondervereinbarungen, die der Senator als vorteilhafte Klauseln im Vertragsentwurf mit Schwenkow hervorgehoben hatte, sind für Bocksch offenbar selbstverständlich. So lassen etwa drei Ostberliner Subventionstheater schon jetzt in den Werkstätten des Schiller Theaters arbeiten. Laut Roloff- Momin würde eine entsprechende Nutzungsvereinbarung mit Schwenkow dem Land Investitionen in Millionenhöhe ersparen, da die Gebäude, in denen sich die entsprechenden Werkstätten derzeit befänden, „restitutionsbehaftet“ seien. Mal ganz abgesehen von einem eventuellen Restaurierungsbedarf – Hugo Holzinger vom Landesamt zur Regelung offener Vermögensfragen ist ein solches Alteigentümer-Problem noch gar nicht zu Ohren gekommen.

Die Frage, ob Schwenkow oder Bocksch respektive berlinbezogene Musicals oder Broadway- Schinken im Schiller Theater, ist letztlich sekundär. Das Haus wird privatisiert, weil die Stadt Geld braucht. Also soll sie es auch verdienen wollen. Petra Kohse