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: Blüdöniüm

„Operation Plutonium“. TV- Krimi. Mittwoch, 23.00 Uhr, ARD

Eigentlich handeln sie ja mit Kondomen. Aber das Plutoniumgeschäft ist auch nicht schlecht. Also versuchen die beiden Wiener Greenhorns Papenheim und Gröstl, spaltbares Material zu besorgen. Mit 300 schwach radioaktiven russischen Brandmeldern gehen die Dealer der Wiener Staatspolizei in die Fänge, die sie darauf prompt zu Lockvögeln macht.

Auf einer ereignisreichen Fahrt durch halb Rußland besorgen Papenheim und Gröstl spaltbares Material, und die von den Wienern gestellte Falle schnappt zu: Als mutmaßliche Käufer werden – ha ha! – drei Beamte des Bundesverfassungsschutzes verhaftet.

Irgendwie ist in dieser Geschichte dann auch noch echtes Plutonium im Spiel, mit dem ein nicht näher bezeichneter Staat in Nahost seine erste Atombombe zündet. Eine Geschichte, die sich trotz einiger witziger Ideen besser nacherzählen als über 85 zähe Minuten am Bildschirm verfolgen läßt. Die Koproduktion von MDR und ORF war für eine Farce zu konventionell gestrickt und für einen Plutonium-Krimi nicht spannend genug. Was darauf zurückzuführen sein mag, daß inländische Zuschauer mit erheblichen Sprachproblemen konfrontiert wurden: Sächsisch und Wienerisch – das ist einfach zuviel für mitteleuropäische Ohren.

Das Sächsische hätten wir ja beinahe noch dechiffrieren können. „Blüdöniüm“: dieser wiederkehrende Ausspruch hat – möglicherweise – etwas mit dem Filmtitel „Operation Plutonium“ zu tun. Russische Unterhaltungen indes wurden untertitelt oder sogar per Voiceover eingesprochen. Aber sobald die beiden Wiener Gröstl und Papenheim miteinander dialogisierten, riß trotz multikultureller Aufgeschlossenheit jeglicher Verständnisfaden. Über die Enträtselung des öfter artikulierten Umlautes „Göö(l)d“ geriet ich sogar mit dem (zufällig bei mir zu Gast befindlichen) Sprachforscher Klaubenheim- Lautschere ernstlich in Streit. Er meinte, „Göö(l)d“ sei entweder ein unter homophilen Österreichern verwendeter Balzlaut oder ein expletives (das heißt überschüssiges) Sprachelement, und wies meine Hypothese, der Laut hätte etwas mit Zahlungsmitteln zu tun, als unwissenschaftlich zurück. Eine Klärung steht aus. Manfred Riepe