■ Rosi Rolands Bremer Geschichten
: Chemie der Staatskunst

Wirtschafts-Staatsrat Prof. Frank Haller ist ein Spieler. Was seinen Beruf angeht, hat er bisher immer wieder gewonnen: Die Senatoren unter ihm kamen und gingen, die Koalitionen wechselten, er blieb der Chef. Privat kommt ihn seine Spieler-Leidenschaft aber hin und wieder teuer zu stehen. Und das nicht nur bei Pferderennen. 100 Mark wettete Haller mit dem Kollegen von Soziales, Christoph Hoppensack, darauf, daß er, Haller, nach SPD und FDP nicht weiter für einen CDU-Wirtschaftssenator den Behördenchef abgeben werde. Haller verlor, wie man weiß.

Gegenüber dem Staatsrats-Kollegen Prof. Jürgen Lüthge wettete Haller auf das Gegenteil, er setzte ironisch triumphierend darauf, Lüthge könne wohl vom Amt nicht lassen ganz nach dem Motto: Lieber Staatsrat irgendwo, wenn es sein muß auch Bildung, als loslassen.

1.000 Mark setzte Lüthge dagegen in der großen Runde der Staatsräte. Die Männer hatten Freude an dem Spiel, aber Haller zögerte. Lüthge soll ein Einsehen gehabt und in die Runde gerufen haben: „500, wenn Du gerade klamm bist.“ Haller, so in die knauserige Ecke getrieben, konnte sich nicht mehr verweigern und willigte ein. Nun muß er nur noch zahlen: Lüthge lehnte den ihm angetragenen Job bei Bringfriede Kahrs ab.

Gern dagegen hätte Lüthge wieder den Platz des Umwelt-Staatsrates eingenommen, nachdem Manfred Morgenstern nach Düsseldorf gerufen wurde. Immerhin hat Lüthge dieses Ressort fast von null an aufgebaut, war nur widerwillig mit Eva-Maria Lemke-Schulte zum Bauressort übergewechselt und hat auch als Bau-Staatsrat immer wieder mit Lust in die weiche Flanke der grünen Umwelt-KollegInnen hineinregiert. Aber die neue Umwelt-Senatorin Tine Wischer (SPD) hat den erfahrenen Umwelt-Mann, ihren Parteifreund Lüthge, nicht einmal gefragt, ob er ins Umwelt-Ressort zurückwolle, geschweige denn erklärt, warum sie ihn nicht wolle. Die Gründe liegen auf der Hand: Lüthge wäre einfach zu kompetent gewesen. Mit Lemke-Schulte konnte der Staatsrat regieren, wie er wollte, das ist er gewohnt, Tine Wischer will dagegen auch etwas zu sagen haben.

Aus dem Wirtschafts-Ressort kommt nun mit Fritz Logemann ein Staatsrat, der von Umwelt-Fragen weniger Ahnung hat. Muß er auch nicht, wenn wenigstens die Chemie mit der Senatorin stimmt, und das ist ja in der hohen Staatskunst, deren Weisheit höher ist als alle Vernunft, entscheidend, findet Rosi Roland