Vorschlag

■ Second-Line-Partying mit der Rebirth Brass Band im Podewil

Die Vorgänger Foto: Günter Beer

Die Rebirth Brasser passen nicht ins Klischee von klapprigen alten Herren, die einem zum abertausendstenmal „When the Saints Go Marching in“ blasen. Nein, die Jungs von der Rebirth Brass Band sind eher Street-Youngsters. Im Unterschied zu den Ghettoblastern aus der Bronx haben sie aber wenig mit der Resegregation afroamerikanischer Kultur im Sinn, die mit dem Rap kam. Die Second Liner, die zu Rebirth-Brass-Konzerten kommen, werden zwar auch in Läden gesichtet, in denen die aktuellen HipHop-Scheiben scheppern, aber die öffentlichen Blas- Spektakel, nach denen sie benannt sind, lassen sie sich nicht entgehen. „Eine Second Line ist eine Straßenparade, die manchmal ein Begräbnis, aber immer öfter auch andere soziale Aktivitäten in der Black Society begleitet“, erklärt der Rebirth-Brass-Band- Produzent Keith Keller. „Eine Second Line, das sind die Leute, die auf der Straße tanzen, wenn dort eine Brass Band um ihren Arsch spielt und zig Leute dazu mit Stöcken auf Weinflaschen und Kuhglocken den Rhythmus einklopfen.“ Diese Leute tanzen den „buck-jump dance style“, den Keller als „bedeutendsten nordamerikanischen Tanzgroove ungehemmter sexueller Parodie“ bezeichnet; sie feiern eine extrovertierte Massenparty.

Die Rebirth Brass Band spielt in der Folge der Dirty Dozen Band, die in den siebziger Jahren die New-Orleans-Blaskapellenmusik (r)evolutionierte und reafrikanisierte. In den zwölf Jahren ihres Bestehens wurde das Durchschnittsalter so um Anfang Zwanzig gehalten, mit der Rap- und HipHop-Mode wurde auch die Musik der Band aggressiver. Zum Repertoire gehören Michael-Jackson-Titel, Rap, Hard-Core-Funk und Reggae wie auch zeitgenössischer Jazz. „Heutzutage wird eine Brass Band im Straßeneinsatz von Hunderten Extrovertierten umgeben – total verrückten, durchgeknallten Typen, die in allen erdenklichen Posen voll sexueller Anspielungen daherkommen, extrem viel saufen, kiffen und mit den Titten wackeln – das ist alles eine sehr „physische Realität“, erzählt Keller. „Shake Them Titties“ heißt denn auch einer der aktuellen Straßenpartygroover der Rebirth Brasser, den sie auf ihrer CD „Rollin“ (Rounder) festgehalten haben. Ob das für das bebankte Podewil-Hofgarten-Styling nicht 'ne kleine Nummer zu heiß ist, wird sich heute abend erweisen. Bis dann. Christian Broecking

Heute, 20 Uhr, Podewil, Klosterstraße 68/70, Mitte