Feuer und Fasten gegen Atomtests

■ Französischer Botschafter kündigt noch mehr Tests an / Schampusumsatz in Schweden bricht ein

Berlin (AFP/rtr/epd/taz) – Die Proteste gegen die geplanten französischen Atomtests werden radikaler. In der australischen Hauptstadt Canberra haben gestern sechs Demonstranten kurzzeitig die französische Botschaft besetzt. Auf dem Dach entrollten sie ein Banner mit der Aufschrift „SOS Moruroa“. In Perth müssen sich zwei StudentInnen wegen eines Brandanschlags auf das französische Konsulat verantworten. Im norditalienischen Padua verübten militante Atomtestgegner einen Anschlag auf eine Renault-Niederlassung. Zwei Lastwagen brannten aus.

Angeheizt wurde die Stimmung noch durch den französischen Botschafter in Neuseeland, Jacques Le Blanc. Der hatte erklärt, Frankreich könne auf dem Moruroa-Atoll so lange Atombomben zünden, bis der Atomteststoppvertrag unter Dach und Fach sei. Das aber kann noch Jahre dauern. Rechtsexperten des Öko-Instituts in Darmstadt hingegen beharrten, es bedürfe für jeden einzelnen Test einer Genehmigung durch die EU-Kommission. Die Territorialversammlung für Französisch-Polynesien lehnte die Tests gestern ab. In Japan riefen acht Verbände von Atombombenopfern zum Boykott französischer Produkte auf. Insgesamt 71 Organisationen und 47 Abgeordnete haben inzwischen dazu aufgerufen, keine französischen Waren mehr zu kaufen. Finanzminister Masayoshi Takemura will an einer Aktion gegen die Atomtests vor Moruroa teilnehmen.

Neuseelands Premierminister Jim Bolger will heute mit seinem australischen Kollegen Paul Keating über weitere Maßnahmen gegen die Tests beraten. Der African National Congress (ANC) und das russische Parlament haben sich gegen die Atomtests ausgesprochen.

Nach Australien und Neuseeland beginnen die Boykottaufrufe nun auch in Skandinavien Wirkung zu zeigen. In Schweden ist der Absatz an französischem Wein um 100.000 Flaschen pro Woche zurückgegangen. In Norwegen wollen die Angestellten der staatlichen Alkoholshops künftig keine französischen Tropfen mehr herausgeben. Frankreichs große Champagner-Häuser äußerten sich besorgt über die Boykottaufrufe. Sie klagten auch über erste Abbestellungen in Australien und Neuseeland. Unklar ist, ob der Boykott auch in Deutschland, Großbritannien und den USA greift, den wichtigsten Absatzmärkten für den Export von jährlich 80 Millionen Flaschen Schampus.

Pax Christi und Aktion Sühnezeichen lehnten in einer Erklärung die geplanten Tests als „große Gefahr für das Leben in der Südsee“ ab. Brot für die Welt will Partnern in der Region beim Kampf gegen die Tests helfen. ten Seite 6