Der Reinickendorfer Oberschulrat rät

■ Faktisch ausländerfeindlich oder nur schlicht blöd? / Traurige Posse um Schulzuweisung für burmesisches Mädchen

Nanja Maung Yin, die zwölfjährige Tochter eines Ingenieurs aus Burma und einer Dolmetscherin aus Taiwan, versteht die Welt nicht mehr: 12 Einser-Noten bekam sie gerade im Abschlußzeugnis! Die Lehrer bescheinigten der Klassensprecherin darüber hinaus: „Durch vernünftige und verständnisvolle Reaktionen hilft sie oft, Konflikte zu bereinigen.“ Und ihre Musiklehrer ergänzten, daß „ihre musikalische Begabung offensichtlich ist“. Mit diesen Beurteilungen bewarb die Schülerin aus Heiligensee sich bei drei Oberschulen: bei der neuen Euro-Schule in der Cité Foche, an der Humboldt-Oberschule sowie an der Georg-Herwegh-Oberschule. Das Bezirksamt Reinickendorf, Abteilung Volksbildung, wies sie jedoch in die Musik nicht besonders fördernde Gabriele-von-Bülow-Oberschule ein. Dazu erklärten der sozialdemokratische Volksbildungsstadtrat Diethard Rüter und sein eigentlich schon ins neue Landesschulamt aufgestiegener Oberschulrat Knut Cichonczyk: „Im Bewußtsein der Eltern hat sich eine Gütegarantie der Gymnasien verankert, die so nicht immer zutrifft. Fast an jedem Gymnasium kann man Musik machen.“ 900 Zuweisungen nehme man in jedem Schuljahr vor: „Wenn ich da in einem Falle nachgäbe, würden alle anderen folgen“, so Cichonczyk, dem dieser „Einzelfall“ ansonsten leid tut, er ist ihn aber auch ziemlich leid: „Die Eltern haben sich an alle Stellen gewandt, auch an die Presse.“ Die Wochenzeitung Nord-Berliner richtete sogar eine Hotline ein und bat um Leserbriefe. Mittlerweile haben sich auch die CDU-Abgeordnete Charlotte Wegener und die CDU-Bezirksstadträtin von Reinickendorf, Frau Wanjura, an den Oberschulrat gewandt.

Nanjas Vater, Khin Maung Yin, beschwerte sich schriftlich bei der Schulbehörde. Ihn verbittert insbesondere, daß eine der drei von Nanja gewünschten Oberschulen inzwischen sogar ihre Bereitschaft bekundet hat, sie mit Schulbeginn aufzunehmen, aber der Schulrat dies nicht mitmachen will: „Das ist in höchstem Maße bürokratisch und schülerfeindlich.“

Auch bei der Reinickendorfer SPD tut sich jetzt was – der Fraktionsvorsitzende der BVV, Peter Senftleben, riet dem Vater: „Allein die Entscheidung wegen Wohnort-nähe ist für mich unverständlich. Sie sollten weiter für Ihr Recht kämpfen.“ Die Grünen versprachen, eine Kleine Anfrage zu stellen. Helmut Höge