■ Das Portrait
: Hundstage

Jedes Jahr zwischen Ende Juli und Ende August, wenn der Sirius nahe zur Sonne rückt und am Sternenhimmel der „große Hund“ erscheint, finden bei uns auf der Erde die „Hundstage“ statt. Sirius ist wegen seiner geringen Entfernung zur Sonne der hellste Fixstern des Himmels. In Wirklichkeit handelt es sich dabei sogar um ein Doppelsternsystem: Der Begleiter Sirius B ist ein weißer Zwerg, der kleinste und schwerste aller Sterne – und im Gegensatz zum Sirius völlig unsichtbar.

Verschiedene Menschen behaupten steif und fest, daß sie telepathische Nachrichten von einem Planeten des Sirius empfangen haben. Der Schriftsteller Robert Anton Wilson, der mit Yoga und anderen Bewußtseinstechniken experimentierte, bildete sich ein, erstmals am 23. Juli 1973 diese Nachrichten erhalten zu haben. Der Mystiker und Sex-&-Drugs-Pionier Aleister Crowley berief sich in seinen Werken ebenfalls auf Eingebungen vom „Hundsstern“. Und Drogenpapst Timothy Leary erklärte im Staatsgefängnis von Folsom, wo er wegen Besitzes von anderthalb Joints elf Jahre absitzen sollte, daß ihm seine „Starseed-Theorie“ vom Doppelgestirn Sirius in einer Art telepathischem Flash übertragen worden sei – und zwar beginnend mit den Hundstagen am 23. Juli. Die „Starseed-Theorie“ besagt übrigens, daß überall im Kosmos verbreitete Sporen bei geeignetem Klima Leben bilden und durch bewußtseinserweiternde Eigenschaften bestimmter Pflanzen den Bewohnerinnen Anschluß an die Dimension kosmischer Intelligenz ermöglichen.

Hier steckt der Hundstag Foto: AP

Doch was hat das alles mit dem Wetter zu tun? Der Sirius ist Schuld an Hochsommer, Hitzewellen und Überschwemmungen, fanden die alten Griechen. Nach dem Temperatursturz vom Wochenende heißt es ab heute wieder „satte 30 Grad“, sagte Meteorologin Anette Tanck aus Offenbach. „Sonnig, trocken und fast wolkenlos“ präsentieren sich die bis zum 23. August dauernden Hundstage. Für die heißeste Zeit des Jahres gilt: „Hundstage hell und klar, zeugen an ein gutes Jahr.“

Der Regisseur Sidney Lumet sah das keineswegs als gutes Omen: In seinem Spielfilm „Hundstage“ mit Al Pacino tappen die unerfahrenen Täter am Ende in eine Falle. KG/RaSo