Nächtliche Haßtouren

■ Überfall in Meißen, Brandanschlag bei Gießen, Festnahme in Bohmte

Berlin (taz/dpa) – Die Sonderkommission Rechtsextremismus des LKA Sachsen (Soko Rex) ermittelt gegen eine ausländerfeindliche Clique, die Freitag nacht in Meißen eine Schlägerei provoziert und mit Steinen die Fensterscheiben mehrerer Döner-Kebab-Läden zerschlagen hat. Bei der Fahndung wurden 22 Randalierer festgenommen. Alle wurden wieder freigelassen.

Augenzeugen berichten, die „bekannte Meißener Clique“ sei kurz vor Mitternacht im Tanzlokal „Parkrestaurant“ aufgetaucht. Sie habe ausländische Gäste mit rassistischen Parolen provoziert und eine Gruppe portugiesischer Bauarbeiter angegriffen. Bei der von ihr angezettelten Schlägerei wurden drei Männer leicht, einer wurde schwer verletzt. Mobiliar und Fensterscheiben gingen zu Bruch. Der Sachschaden beträgt 10.000 Mark. Am Tatort wurden 12 Personen festgenommen.

Zur Fahndung orderte die Polizei Verstärkung aus Dresden und den Nachbarkreisen. Für einen Tatort am anderen Elbufer fand sie erst am späten Vormittag Zeit. Dort fiel in der gleichen Nacht ein halbes Dutzend Neonazis über von AusländerInnen betriebene Läden her. Mit Pflastersteinen hatte der Pulk die Fensterscheiben von Kebab-Läden eingeworfen. Zeitlicher Ablauf und Ziele beider Überfälle lassen auf den gleichen Täterkreis schließen.

In Braunfels bei Gießen haben Unbekannte einen Brandanschlag auf ein von Türken bewohntes Haus verübt. Verletzt wurde niemand, der entstandene Sachschaden wird auf 150.000 Mark geschätzt. Hinweise auf die Täter gab es zunächst nicht, sagte die Polizei in Gießen. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund könne aber nicht ausgeschlossen werden. Nach Polizeiangaben waren die Täter gegen 3Uhr in das Gebäude eingedrungen und hatten an mehreren Stellen Feuer gelegt. Die türkische Familie ist derzeit in Urlaub. Unterdessen hat die Polizei nach dem Brandanschlag vom Freitag auf eine türkische Moschee in Bohmte bei Osnabrück einen ersten Verdächtigen ermittelt. Da keine Fluchtgefahr bestehe, sei kein Haftbefehl beantragt worden. dek