Eintagsfliege oder Afrikas Troubadour

■ Morgen abend im Schlachthof: Youssou N'Dour

Spannend wird es auf jeden Fall: Hat der große internationale Erfolg seiner Hitsingle „7 Seconds“ den afrikanischen Troubadour Youssou N–Dour nun schon verdorben oder nicht? Als der senegalesische Superstar vor gut einem Jahr im Schlachthof auftrat, wirkte gerade dieser Popsong im Vergleich zu seinen anderen Stücken wie eine kalte Dusche: zu offensichtlich maßgeschneidert für den westlichen Markt und ohne die unwiderstehlichen Tanzrhythmen, mit denen die Band „Super Etoile“ die Kesselhalle zum Kochen brachte.

Denn schon damals strahlte N'Dour das Charisma des Erfolges aus. Seine elfköpfige Band spielte zugleich so ausgelassen und präzise, daß die Stimme des Sängers frei auf den Rhythmen zu surfen schien. Die Reibung zwischen der modernen Instrumentierung (Keyboards und Bläsersatz) und den typisch afrikanischen Spielformen macht zum großen Teil den Reiz dieser Musik aus, und der Spieler der traditionellen Talking Drum kann auf dem 20 Zentimeter großen Instrument viel interessantere rhythmische Variationen trommeln als der Drummer auf dem Standardschlagzeug.

Gibt es nun am Donnerstag abend noch mehr Popklone zu hören, oder ist N'Dour der Alte geblieben? Kommt jetzt vielleicht auch ein anderes Publikum? Etwa jene, für die Musik nur dann interessant ist, wenn sie in den Charts auftaucht? Die werden sich dann sicher wundern über die stämmigen afrikanischen Männer, die bei den Konzerten von N–Dour ständig versuchen, die Bühne zu erklimmen um dort für ein paar Augenblicke ekstatisch zu tanzen, bevor sie von den Ordnern weggezerrt werden. „7 Seconds“ lang schafft es kaum einer, da oben zu bleiben.

Willy Taub