Das hat noch gefehlt: CDU auch in Italien

■ „Italienische Volkspartei“ des Rocco Buttiglione benennt sich schon wieder um

Rom (taz) – Schon seit Wochen verbreiten die italienischen Medien, Helmut Kohl habe in dieser Angelegenheit seine Finger im Spiel. Nun scheint es endgültig bestätigt: Die vor einem Vierteljahr in die Minderheit geratene Führungsspitze der „Italienischen Volkspartei“, mit dem ehemaligen Papst-Berater und Philosophen Rocco Buttiglione an der Spitze, hängt nun völlig am ideologischen Tropf der Deutschen. Das zeigt sich bis hin zum Namen: Cristiano- Democratici Uniti – CDU.

Die Umtaufe – die zweite seit der Auflösung der einst ewig regierenden, 1992 aber auf weniger als zehn Prozent der Wählerstimmen gefallenen Democrazia Cristiana – war nötig geworden, weil sich die Volkspartei im Frühjahr gespalten hatte: Der linke Parteiflügel hatte ein Mißtrauensvotum gegen Buttiglione durchgebracht, danach gab es allerlei gegenseitige Ausschlußverfahren, am Ende einigten sich die Streitenden so, daß der Name „Italienische Volkspartei“ bei der Linken bleibt, das Parteisymbol – ein Ritterschild mit Kreuz – aber bei Buttiglione.

Die Grundorientierung der CDU wird Mitte-Rechts sein: Bereits bei den Regionalwahlen im Juni hatte Buttiglione sich mit der Forza Italia Silvio Berlusconis zusammengetan. Ein großer Erfolg war das freilich nicht. Einen einzigen Kandidaten von Format brachte Buttiglione durch, ansonsten kam die einst nahe der absoluten Mehrheit angesiedelte Partei gerade noch auf zwei Prozent. Der Versuch, wieder mit dem Namen „christlich“ Stimmen zu sammeln, hat etwas Verzweifeltes.

Und das gilt auch fürs Finanzielle: Nachdem Berlusconi erkannt hat, wie wenig Stimmen ihm die Partnerschaft mit dem Papst-Vertrauten tatsächlich einbringt, hat er ihm die vorher noch einigermaßen ansehnlichen Fördergelder wieder entzogen. Buttiglione ist nun ganz auf Zuwendungen seitens der Bischofskonferenz angewiesen, die seit langem wieder von einer klerikalisierten Katholikenpartei träumt – und von Unterstützung durchs Ausland, und da ist eben Kohl gefragt. Der scheint auch einigermaßen geneigt – folgsam hatte Buttiglione seinerzeit ja seinen Rat angenommen, die zunächst in Aussicht genommene Liierung mit den Linksdemokraten wieder aufzugeben und nach rechts zu marschieren.

Den Italienern ist derlei zumindest im Augenblick weitgehend gleichgültig. Nach Umfragen interessieren sich gerade mal zwischen fünf und zehn Prozent für die neue Partei – und wer sie wählen würde, können die Demoskopen derzeit überhaupt nicht abfragen, so gering sind die zustimmenden Werte. Werner Raith

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