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■ Mit Bundessolarzellen auf du und duTöpfer grübelt

Berlin (taz) – „Sehr interessant“ fand Bundesbauminister Klaus Töpfer auf den ersten Blick den Vorschlag von Greenpeace, ausnahmslos alle neuen Bauten des Bundes mit Photovoltaikanlagen ausrüsten zu lassen. Damit könnte der Solarenergie in Deutschland endlich zum Durchbruch verholfen werden, so Andreas Kleinsteuber, ein Energieexperte von Greenpeace. Länder und Gemeinden könnten nachziehen.

Als Töpfer gestern die Solarfassade am Greenpeace-Werkstattgebäude im Hamburger Hafen besichtigte, erkannte auch der Ex-Umweltminister an: Der Marktdurchbruch für die Solarenergie kann nur über die Massenfertigung erreicht werden. Die Preise für Solarstrom würden sich dann ungefähr halbieren und damit unter eine Mark pro erzeugter Kilowattstunde fallen. Als Anreiz für niedrigere Preise soll das Bundesbauministerium die Ausschreibungen für Solaranlagen mit einer Höchstpreisklausel von 8.000 Mark pro Kilowatt installierte Solarfläche verknüpfen.

Bei 170 neuen Bauten, die der Bund durchschnittlich jährlich neu errichtet, können mindestens 17.000 Quadratmeter oder drei Fußballfelder Solarflächen auf Dächern und Fassaden eingebaut werden, ein knappes Drittel der derzeit in Deutschland installierten Leistung. Die zusätzlichen Kosten betragen bei Anwendung der Höchstpreisklausel nur etwa ein Prozent der Gesamtbaukosten.

Mit seiner Großbestellung könnte das Bauministerium schon zehn Prozent der Kapazität einer Solarmodulfabrik mit einem jährlichen Ausstoß von 25 Megawatt auslasten. Nach Angaben von Greenpeace-Experte Kleinsteuber wäre eine Fabrik in dieser Größe nötig, um die Preise zu halbieren. Derzeit sind in Deutschland nur etwa zwei Megawatt installiert.

Auf den zweiten Blick fand Minister Töpfer dann doch noch einen Pferdefuß bei einer solaren Zwangsaustattung seiner Bundesbauten: „Dann könnte es ja sein, daß wir ausländische Industrie fördern statt einheimischer.“ Denn die Aufträge müßten international ausgeschrieben werden. Und die letzte größere deutsche Solarmodulfabrik, die Nukem-Daimler-Tochter Angewandte Solarenergie in Wedel wird gerade dichtgemacht. rem

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