Streit um Tarifpolitik

■ Gesamtmetall droht mit Selbstmord, wenn die IG Metall nicht netter wird

Berlin (taz/dpa) – Der Streit um flächendeckende Tarifverträge in der Metallbranche spitzt sich zu. Wie berichtet, hat die Führung des Arbeitgeberverbandes angedroht, sich selbst kurzerhand aufzulösen, wenn die IG Metall sich nicht reformfreudiger zeigt. Gestern konterte der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel: Die Drohung des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, sich aufzulösen, sei eine „Bankrotterklärung“. Die Spitze von Gesamtmetall versuche damit, von eigenen Fehlern in der Tarifbewegung dieses Jahres „abzulenken“ und mit „massivem Druck“ auf die Gewerkschaft die kommenden Tarifrunden einzuläuten.

Wie berichtet, ist die Führung von Gesamtmetall nach dem letzten Tarifabschluß stark unter internen Beschuß geraten. Nicht wenige Kritiker aus den Arbeitgeberreihen forderten hinter vorgehaltener Hand den Rücktritt von Gesamtmetall-Geschäftsführer Kirchner und Präsident Hans-Joachim Gottschol. Gottschol sagte gestern, die angedrohte Selbstauflösung sei ein Signal an die Gewerkschaften. Ziel müsse sein, den Spielraum der Betriebe spürbar zu vergrößern. „Statt Unterstellungen von sich zu geben, hätte ich vom Vorsitzenden der IG Metall einen weiterführenden Beitrag zur Reform des Flächentarifvertrages erwartet“, so Gottschol.

Nach Angaben des Vizepräsidenten der Arbeitgeberorganisation, Dieter Hundt, wird eine Selbstauflösung in den Metallverbänden derzeit nicht diskutiert. Sie könne aber eine letzte Konsequenz sein, „wenn wir uns in der Tarifpolitik nicht auf die veränderte Situation einstellen“. Flächentarifverträge würden vor allem dadurch zunehmend in Frage gestellt, daß in immer mehr Betrieben Regelungen über Entgelte, Arbeitszeiten und Sonderzahlungen zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat direkt getroffen würden. Auch der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Wilhelm Sandmann, hatte bereits Ende vergangener Woche den Arbeitnehmervertretern „maßlose Tarifansprüche“ vorgeworfen. BD