Terroranschlag auf Omnibus in Tel Aviv

■ Sieben Tote und 32 Verletzte / Hamas bekennt sich zu der Tat

Tel Aviv (taz) – Bei einem Anschlag auf einen überfüllten Bus sind gestern in Tel Aviv sieben Menschen getötet und 32 verletzt worden. Unter den Opfern ist auch der Attentäter, der sich selbst in die Luft sprengte. Die radikale Palästinenserorganisation Hamas bekannte sich durch einem anonymen Anrufer zu der Tat. Nach dem Anschlag riegelten die israelischen Behörden den Gaza-Streifen ab. Die gewaltige Explosion erfolgte vor der Diamantenbörse von Ramat Gan an einer besonders belebten Straßenkreuzung an der Einfahrt nach Tel Aviv. Mitarbeiter der Krankenhausverwaltung bezeichneten den Zustand von drei Verwundeten gestern als kritisch. Drei weitere Opfer erlitten schwere bis mittelschwere Verletzungen, aber die Mehrzahl der eingelieferten Personen kam mit leichten Hautwunden oder Schocksymptomen davon. Kurz nach dem Anschlag demonstrierten in der Nähe des Tatorts ungefähr 300 Personen gegen die „verbrecherische Regierung“ und riefen „Tod den Arabern!“ Zur gleichen Zeit besuchte Polizeiminister Mosche Schahal die Szene und erklärte, daß die Friedensverhandlungen solchen Mordtaten ein Ende setzen sollten.

Im Lot-Hotel am Toten Meer, wo die israelisch-palästinensischen Verhandlungen am Sonntag wiederaufgenommen worden waren, kam es nach dem Anschlag zu einer kurzen Unterbrechung. Abu Alaa, Leiter der palästinensischen Delegation, sprach den israelischen Partnern sein Beileid aus. Zuvor hatten beide Seiten die Aussichten, daß man sich, wie ursprünglich geplant, heute auf ein Abkommen einigen werde, als gering bezeichnet. Bei den Gesprächen geht es um eine Ausweitung der palästinensischen Autonomie auf die Westbank.

Daß der Anschlag am Tag vor dem angesetzten Unterzeichnungstermin verübt wurde, ist wohl kein Zufall. Gerade in den letzten Wochen kam Kritik einer breiten palästinensischen Öffentlichkeit an den weitgehenden Konzessionen Arafats gegenüber Israel deutlicher zum Ausdruck als je zuvor. Amos Wollin Seite 9