Bremer Konvoi nach Bosnien unterwegs

■ Neun LKW mit Hilfsgütern für Srebrenica auf dem Weg in die Lager in Tuzla / Spendenaufruf

„Wir müssen schnell handeln. Die Leute hungern.“ Andrea Frohmader von der Bosnien-Hilfe „Brücke der Hoffnung“ hat extra ihren Urlaub abgebrochen. Der Grund: Die Eroberung der ungeschützten UN-„Schutzzone“ Srebrenica, die tausenden von Flüchtlingen, die unter jämmerlichen Bedingungen in Lagern rund um Tuzla leben. Die brauchen dringend Hilfe, und die sollen sie kriegen, auch aus Bremen. In den letzten Tagen ist ein Konvoi von neuen LKW aus Bremen in Richtung Tuzla abgegangen. An Bord: das Nötigste; Grundnahrungsmittel wie Mehl und Zucker, dazu Milchpulver und Vitamintabletten. Insgesamt 22 20-Tonner sollen innerhalb der nächsten zwei Wochen nach Bosnien rollen.

Alle Waren sind streng nach einer Liste ausgewählt, die eine Delegation der „Brücke der Hoffnung“ vor einigen Wochen mit einem Vertreter der Eingeschlossenen aus Srebrenica abgesprochen hatte. Deren Lage war nach zwei Jahren der Belagerung verzweifelt. 40.000 Menschen lebten in der Enklave, auf einem Gebiet, das vor dem Krieg von 4.000 Menschen besiedelt war. Sie litten unter schweren Mangelkrankheiten, weil die bosnisch-serbischen Belagerer einen Lebensmittelkrieg führten. Sie ließen bei der kümmerlichen Zahl von Versorgungskonvois, die überhaupt die serbischen Linien passieren durften, über ein Jahr lang kein Salz in die Enklave. Die Folge: massenhafte Schiddrüsenerkrankungen. Überleben konnten die Menschen unter anderem nur, weil es mutige Männer gab, die sich nächtens auf einen 40 Kilometer langen Fußmarsch durch den Belagerungsring machten, hinter den Linien Lebensmittel schulterten und dann wieder zurückmarschierten.

Vor einigen Wochen hatte nun die Bosnien-Hilfe geplant, ein Lager für diese Trägerkolonnen zu beliefern. Nach dem Fall von Srebrenica sollen diese Hilfsgüter nun den ausgemergelten Flüchtlingen aus der Enklave zugute kommen. Daß die Hilfe so schnell anlaufen konnte, das hat auch mit dem Verhandlungsgeschick der „Brücke der Hoffnung“-AktivistInnen zu tun. Sie haben nämlich beim Auswärtigen Amt in Bonn 485.000 Mark für Hilfsgüter loseisen können. Das Geld kam schnell, jetzt rollt der Konvoi. Daß er rollen kann, das wiederum ist auch von der Bremer Spendenbereitschaft abhängig. Bonn bezahlt nämlich nur die Lebensmittel, den Transport, 5.000 Mark pro LKW und Strecke, muß die „Brücke der Hoffnung“ aus Spenden aufbringen. Für diesen Konvoi reicht das Geld noch. Doch wenn das Auswärtige Amt noch einmal in die Bresche springen sollte, was die Bosnien-AktivistInnen sich wünschen, dann müßten die BremerInnen noch einmal das Portemonnaie öffnen und fleißig spenden.

Dazu will die „Brücke der Hoffnung“ noch einmal einen LKW mit Sachspenden auf den Weg bringen. Andrea Frohmader: „Die Flüchtlinge schlafen auf der nackten Erde, und sie haben enorme Transportprobleme.“ Deshalb sollen aus den eingegangenen Geldern Matratzen und Decken gekauft werden. Und wer noch ein überzähliges Fahrrad im Keller hat – in Bosnien wird es gebraucht. J.G.

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