Klapperkisten kosten Millionen

■ Gutachten im Auftrage des Senats: Traditionelle Mißwirtschaft im Bremer Behördenfuhrpark bedeutete Jahr für Jahr Millionen-Verschwendung

Stolze 26 Jahre hat das älteste Behördenfahrzeug Bremens auf dem Buckel. Es ist ein gewöhnlicher LKW, der einst 41.000 Mark gekostet hat. Im Polizeidienst kam das Vehikel nicht allzu häufig zum Einsatz – 160.000 Kilometer stehen bis heute auf dem Tacho. Kaputt war der Kastenwagen allerdings häufiger. 113.500 Mark haben die Reparaturen gekostet – genausoviel wie ein Jaguar-Coupé.

Bremens Behördenfahrzeuge sind die reinsten Klapperkisten, die auch noch unwirtschaftlich verwaltet werden. Zu diesem Schluß kommt eine Bremer Unternehmensberatung, die im Auftrag der Senatskommission für Personalwesen (SKP) 755 Fahrzeuge des Landes und der Stadtgemeinde Bremen untersucht hat.

Die Kosten für die Mercedes-Limousinen der Senatoren sind in dem Gutachten allerdings nicht berücksichtigt. Sie werden für 6.000 Mark jährlich geleast. „In der Gesamtsumme kann man das vernachlässigen, weil das keine normalen Leasingverträge sind. Das sind Sonderkonditionen, die einfach nicht zu vergleichen sind“, begründet Fritz-Heiner Hepke, Sachbearbeiter im Organisationsbereich der SKP, die Lücke im Gutachten.

Ansonsten weist das Gutachten auf Heller und Pfennig genau aus, wieviel die Behördenfahrzeuge gekostet haben: 38.308.015,33 Mark steht unter der Rubrik Kaufpreis. Das sind rund 40 Millionen Mark. Etwa 10 Millionen Mark sind für Reparaturen ausgegeben worden.

Nach Meinung von Hepke ist das „viel zu viel“. „In Bremen werden die Autos geflickt, bis sie buchstäblich auseinanderfallen“, kritisiert er die gängige Praxis. Neue Autos gibt es nicht – es muß gespart werden. Eine „Milchmädchenrechnung“, moniert Hepke. „Neufahrzeuge wären wesentlich billiger als die horrenden Reparaturkosten.“

Am schlimmsten sei es bei der Polizei, der Feuerwehr und dem Wasserwirtschaftsamt. „Die veralteten Fahrzeuge verursachen dort enorme Kosten. Es ist erschütternd, wenn man sich zum Beispiel den Fuhrpark der Feuerwehr anguckt. Die haben fast nur alte Wagen. Das älteste Löschfahrzeug ist 20 Jahre alt und hat nur 67.000 Kilometer gefahren. Dabei könnten auch Löschfahrzeuge verkauft werden.“ Es gebe mittlerweile einen regelrechten Weltmarkt und eine rege Nachfrage nach alten Löschfahrzeugen, argumentiert Hepke.

„Besonders kritisch“ ist es seiner Einschätzung nach auch im Wasserwirtschaftsamt. „Dort steht ein Mercedes Unimog, Baujahr 1972. Der Wagen hat 44.000 Mark gekostet, ist 184 Kilometer gelaufen und hat 77.000 Mark an Reparaturen gekostet. Und diese Liste ließe sich fortsetzen.“

Daß die Behörden mit neueren Fahrzeugen im wahrsten Sinne des Wortes besser fahren, läßt sich anhand der Kfz-Kosten im Hauptgesundheitsamt nachvollziehen. Die Behörde hat kaum alte Karren. Die Wagen haben insgesamt 280.000 Mark gekostet, die Reparaturkosten liegen bei etwas über 30.000 Mark. „Neuere Fahrzeuge machen eben eine Menge aus“, sagt Hepke.

Doch das allein reiche nicht, um die Kosten zu senken. Die Beamten in den Behörden hätten „kaum eine Vorstellung“ über die wirklichen Kosten eines Kraftfahrzeugs, heißt es in dem Gutachten. „Viele denken, wenn das Auto steht, kostet es ja auch nichts. Dabei fallen zum Beispiel Zinsen und Abschreibungen an, die nicht berücksichtigt werden“, fügt Hepke hinzu. Diese Mißwirtschaft koste den Steuerzahler jährlich mehrere Millionen Mark. „Über die genaue Höhe kann man nur spekulieren“, sagt der SKP-Mitarbeiter.

Gemeinsam mit dem Finanzressort soll er jetzt ein Konzept erarbeiten, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. „Es gibt nur Überlegungen. Wir müssen uns jetzt erst mit den Dienststellenleitern zusammensetzen. Wir hoffen, daß wir Ende des Jahres was auf dem Papier haben“, sagt Hepke zum Zeitplan. Eine Möglichkeit sieht er darin, eine Zentralstelle zu bilden, die den gesamten Fuhrpark verwaltet. „Die Zentralstelle schafft Autos an, verwaltet und vermietet sie an die Behörde“, erklärt er das Modell. „Sämtliche Daten der Fahrzeuge werden bei der Zentralstelle gespeichert. Wenn die Reparaturkosten dann zu teuer werden, entscheidet die Zentralstelle über den Verkauf.“ Den Behörden solle es jedoch freigestellt werden, ob sie von dem Angebot der Zentralstelle Gebrauch machen oder nicht. „Wenn Mietautos, Taxis oder Verträge mit dem Stadtauto billiger sind, könnte sich die Behörde auch dafür entscheiden“, versichert Hepke. Daß die Autos der Zentralstelle unter Umständen dann kaum noch oder gar nicht mehr angefordert werden, erschreckt ihn nicht. „Das ist auch eine Entwicklung, mit der wir leben können.“ kes