Das Fragezeichen beinhaltet eine Frage

■ betr.: „Sie scheut keine Arbeit“, taz vom 22./23. 7. 95

Soweit ich informiert bin, sind Nachrecherchen mühselig und lästig.

Im Artikel über die Filmreihe im Deutschen Historischen Museum, von mir veranstaltet vom 22./23.7. bis zum 16./17.9. (hier geschah der erste Fehler), ist ausdrücklich die gemeinsame Differenz, der Grundnenner „DDR- weiblich?“ der Veranstaltungsreihe benannt. Das Fragezeichen beinhaltet eine Frage.

Ich bin Westberliner linke Feministin und noch vieles mehr, ich hab' selber eine feministische Kulturredaktion in der taz realisiert vor mehr als zehn Jahren. Mir war immer wichtig, bei der Arbeit Poren zu öffnen, andere Denkanstöße zu geben, altes Gelände neu zu beleuchten. Mir ist das immer wieder gelungen, mal besser, mal schlechter; mir lag immer am Herzen den weiblichen Blick zu stärken, unterschiedliche Blickweisen selbstverständlich eingeschlossen.

Ich bin allerdings auch immer davon ausgegangen, daß nicht reißerisch ungefragt über etwas geschrieben wird, was mit einem Satz hätte erklärt werden können. Die Pressemappe schließt einen Überblick ein, den Frau Westphal als „mit Liebe zusammengestellt“ erwähnt. Herzlichen Dank. Nur der Rest des Artikels setzt mir ein zu kurzfristiges Denken voraus.

Ich hänge an der Arbeit und bin für eine sorgfältige Handhabung, es handelt sich um neun Jahre Arbeit, neun Jahre mit der West-Ost- Differenz in Berlin. Meine Gauck- Behörden-Recherche hat einen Hintergrund. Meine Freundin Ingrid Schmid-Harzbach ist abgebildet auf dem Platz der Revolutionäre und konnte immer einreisen, Petra Kelly hatte Einreiseverbot, wie einige andere Courage-Redakteurinnen zur Zeit der DDR. Inge Viett wurde beherbergt, und Ruth Werner, Helene Berner oder Ine Lange waren Heroinnen. Tamara Bunke wurde ausgebildet, um Che Guevara den Boden zu bereiten, ich wollte die Archivarbeit gesamtdeutsch historisch und aktuell recherchiert vorstellen.

Eine Frage von Frau Westphal an mich hätte ihren zu kurz gezielten Angriff – besser unüberlegter Seitenhieb genannt – zu einer politischen Diskussion über die Rolle der Frau im realdeutschen Sozialismus in Bild und Ton bringen können.

Nichts ist zu spät, das „Gauck- Wochenende“ liegt zeitlich noch vor uns. Es findet am 2./3. 9. im Zeughaus-Kino Unter den Linden 2 statt. Annette Maennel hat ihr Kommen zugesagt. Ihr Buch, auch als Vorankündigung von der Elefantenpress im Herbst als Neuerscheinung angekündigt („Auf sie war Verlaß“), in der Pressemappe enthalten, hat Frau Westphal übersehen. Wäre zuwenig Platz im Artikel gewesen, darauf hinzuweisen, hätte der Seitenhieb den Platz besser gefüllt. Annette Eckert