Schluß mit Dolce vita

■ Daimlers Schrempp taumelt leicht in Rom und feuert seinen Berater in Stuttgart

Stuttgart/Rom (taz/dpa) – „Insbesondere die junge Dame hatte sich in unopportunen Worten an das uniformierte Personal gewandt“, schreibt die römische Polizei. Die „junge Dame“ war in Begleitung von Daimler-Chef Jürgen Schrempp und einem Mitarbeiter, es war Mittwoch der 19. Juli um zwei Uhr nachts an der Piazza di Spagna. Die drei vom schwäbischen Konzern kamen mit einer Weinflasche aus einer Kneipe. Dann waren sie auf zwei PolizistInnen zugetorkelt und hatten sie angepöbelt. Als die Polizeibeamten die Ausweise der Deutschen sehen wollten, hatten diese die Dokumente nicht bei sich – laut einer Erklärung von Daimler Benz, weil Schrempp und Co sie vorschriftsmäßig an der Hotelrezeption hinterlassen hatten.

Die Polizisten müßten schon mit ins Hotel kommen, wenn sie die Papiere sehen wollten, meinten die Deutschen. Selbst angesichts der fortgeschrittenen Stunde hatten die Carabinieri wohl wenig Lust auf ein weiches Hotelbett und forderten Verstärkung an. Im Laufe des Streits soll es sogar zu einem Handgemenge zwischen Schrempp und den beiden Beamten gekommen sein. Resultat: Eine Anzeige wegen Beleidigung, Körperverletzung und Widerstand gegen die Staatsgewalt.

Die römische Justiz hat nun sechs Monate Zeit, um ein Verfahren zu eröffnen. Wesentlich schneller werden Fehltritte bei Daimler geahndet: Der ehemalige Finanzvorstand und jetzige Schrempp-Berater Gerhard Liener hatte letzte Woche im Manager Magazin seinen alten Chef und jetzigen Aufsichtsrats-Vorsitzenden Edzard Reuter harsch kritisiert. Reuter sei profilierungssüchtig gewesen, seine Fehler hätten das Unternehmen Milliarden gekostet. Vor allem der Kaufvertrag mit Dornier sei „einer der schlechtesten in der Geschichte des Unternehmens gewesen“.

28 Jahre hatte Liener für Daimler gearbeitet, nun schickte ihn Schrempp in die Wüste. Zur Kritik Lieners hieß es in Stuttgart-Möhringen: „Das gehört sich nicht.“ rem