Deportationen aus Žepa

■ Bosnische Serben „evakuieren“ die UN- Schutzzone / CNN ist eingeladen zuzuschauen

Split (taz) – Zumindest ein Teil der Bewohner der UN-Schutzzone Žepa ist in Sicherheit. Gestern morgen trafen die ersten Busse mit 150 Schwerverletzten in Sarajevo ein. Rund 1.400 der ehemals 17.000 Einwohner der Enklave, die am Dienstag von den bosnischen Serben erobert worden war, wurden in die Stadt Kladanj gebracht. Offenbar ist die sogenannte „Evakuierung“ der Bevölkerung von Žepa besser vorbereitet als eine vergleichbare Aktion in Srebrenica vor zwei Wochen. Der Vertreibung aus Žepa gingen Verhandlungen zwischen den serbisch-bosnischen Militärs und bosnischen Regierungsvertretern voraus. Ratko Mladić, der Oberbefehlshaber der bosnischen Serben, lud das Internationale Rote Kreuz und den US-amerikanischen Fernsehsender CNN ein, die „Evakuierung“ zu beobachten. Rund 60 französische Blauhelme, die auf dem Weg nach Žepa waren, wurden an einer serbischen Straßensperre jedoch aufgehalten. Bisher sind in bezug auf Žepa noch keine Berichte über Grausamkeiten, Morde oder Vergewaltigungen bekanntgeworden. Um Gewalttaten zu verhindern, sollen nun Listen der Insassen der Busse aufgestellt werden.

Keine „Evakuierung“ ist jedoch für die Männer im wehrfähigen Alter vorgesehen. Die serbische Seite will sie offenbar internieren. Die bosnischen Behörden hoffen, die Männer im Rahmen eines Gefangenenaustausches frei zu bekommen. Mehrere tausend Menschen sollen aus Furcht vor serbischen Übergriffen in die Wälder geflohen sein.

Immer mehr unter Druck gerät die westbosnische Enklave Bihać. Serbische Truppen starteten gestern morgen einen neuen Großangriff. „Konkret handelt es sich um einen von Panzern und Artillerie unterstützten massiven Angriff“, sagte eine Sprecherin des UN-Hauptquartiers in Zagreb. er Seiten 8 und 10