Kläfferei im Diplomatenviertel

■ Hundesportplätze verschwinden aus der Citylage, weil die Flächen für Neubauten der Botschaften gebraucht werden / Kaum Ausweichplätze für das Tölentraining

Für struppige Vierbeiner brechen hundsmiserable Zeiten an: Die Diplomaten kommen! Da müssen die Hundesportplätze in Tiergarten, um die sich vor der Maueröffnung kein Schwein kümmerte, weichen. Nach 40 Jahren Hundeleben paßt die tierische Nachbarschaft nun nicht mehr ins alte und neue Diplomatenviertel: Die Fiffis müssen raus, da hilft weder Tierliebe noch Hundeblick.

Derzeit residieren auf Berlins grünen Flecken in mittlerweile idealer Citylage noch Hundevereine zu Sonderpreisen. Der „Tiergarten-Verein Süd“ etwa zahlt für 5.000 Quadratmeter allerfeinsten Rasens im Diplomatenviertel schlappe 1.200 Mark Pacht im Monat. Aber nicht mehr lange: der Grundstückseigentümer, der Bund, will das kostbare Grün „so schnell wie möglich“ verkaufen, damit bald Botschaftshäuser aus dem Boden schießen können.

„In der neuen Hauptstadt werden diese Innenstadtarreale jetzt einfach anderweitig benötigt“, sagt Helmut John von der Bundesvermögensabteilung. Auf dem ehemaligen Hundeübungsplatz sollen bald Diplomaten aus Ägypten, Argentinien und Österreich Quartier beziehen. Die Pachtverträge mit den Hundevereinen seien unbefristet und jederzeit kündbar.

„Zum 30. Juni 1996 müssen wir runter vom Platz, und das nach über 40 Jahren“, ereifert sich Peter Hartmann, Vorsitzender des „Berliner Verbandes der Gebrauchshunde“ und des „Vereins Tiergarten-Süd“. So ein Hundeplatz zwischen den Botschaften „sieht natürlich dumm aus“, gibt Hartmann zu. Aber der Verein würde nur am Wochenende und nach Feierabend auf dem Hundeplatz mit den Kötern üben. „Eigentlich stören wir da niemanden.“

Seit der Wende mußte nach Hartmanns Aussagen schon so mancher Berliner Hundeverein den Schwanz einziehen. In einem Waldstück an der Clayallee in Zehlendorf und in den Spandauer Rieselfeldern seien die Pachtverträge aus Landschaftsschutzgründen für die Hundevereine nicht verlängert worden. An der Seestraße neben dem Gartenbauamt sollte auf dem Platz plötzlich das Laub gelagert werden.

„Der Berliner Senat hat tausend Ausreden. Es wird versucht, alle Hundevereine von den Plätzen runter zu ekeln“, empört sich Hartmann. Dabei würden die Vereine genauso für Tante Frieda und ihren kleinen Kläffer sorgen wie für Leute, die etwa mit aggressiven Hunden nicht klarkämen. „Wir leisten Verkehrssicherheit.“

Vom Senat sei schon seit Jahren keine Unterstützung zu erhalten. Auch bei der Suche nach einem Ausweichgrundstück, einer Brachfläche in Berlin, gebe es keine Hilfe. „Wir suchen jetzt schon seit zwei Jahren im Umland nach Ersatz, bislang ohne Erfolg“, klagt der Hundefreund. Häufigstes Problem: Auf den Äckern kann kein Vereinsheim gebaut werden. „Aber ohne Vereinsheim ist auch die schöne Vereinsmeierei dahin.“

In der Tat vergießt der Senat über das Verschwinden der Hundeplätze in der City keine Tränen: „Gott sei Dank verschwinden die endlich. Die Hundesportplätze interessieren uns einen Dreck“, gibt der Sprecher der Stadtentwicklungsverwaltung Dolf Straub unmißverständlich Auskunft. Außerdem sei die Stadt nicht für Hundeplätze zuständig, schon gar nicht für Ausweichplätze.

Noch sind die Wiesen, auf denen Hasso und Rex um die Wette kläffen, nicht ganz aus dem Stadtbild verschwunden. Berlin hat etwa 30 Hundeplätze, die allerdings „rund um die Uhr“ belegt sind. „Es gibt immer Brachflächen, die so ungünstig liegen, daß sie gar nicht bebaut werden können“, zeigt sich Ursula Vogel, Vorsitzende des Berliner Landesverbandes Deutscher Gebrauchshundesportvereine (DVG) zuversichtlich. Bislang hat sie auf den insgesamt 15 Plätzen des DVG „keine Probleme“ mit auslaufenden Pachtverträgen. Neue Grundstücke gibt es allerdings kaum: Seit der Wende sei es schier unmöglich, neue Grundstücke zu mieten. Silke Fokken