Deutsche Soldaten suchen Zeltplatz

Seit Dienstag ist die deutsche Sanitätseinheit, die die Schnelle Eingreiftruppe für Bosnien unterstützen soll, im kroatischen Trogir. Bisher ist unklar, wo sie ihr Feldlazarett aufbauen kann  ■ Aus Trogir Erich Rathfelder

„Wenn schon Krieg, dann wenigstens schön.“ So könnte das Motto der deutschen Sanitätseinheit lauten, die am Dienstag dieser Woche an der kroatischen Adriaküste eingetroffen ist. Denn ihr Stationierunsort Trogir gilt mit dem im 13. Jahrhundert errichteten Dom als die schönste mittelalterliche Stadt Dalmatiens. Bisher haben die inzwischen angekommenen 100 Soldaten davon freilich recht wenig gesehen. Statt dessen sitzen sie zwischen ihren Containern auf dem Kasernengelände der ehemaligen jugoslawischen Volksarmee und wissen nicht so recht, was tun.

Von den Schwierigkeiten dieser ersten Tage kann der Presseoffizier Oberstleutnant Helmut Wetzel ein Lied singen. Die UNO, so Wetzel, sei auf die Ankunft der deutschen Sanitäter nicht vorbereitet gewesen. „Zunächst mußten wir mit den UNO-Stellen Verhandlungen führen, mußten einen Platz für das Lazarett finden, die bürokratischen Prozeduren durchlaufen.“ Und immer noch sei eine befriedigende, endgültige Lösung nicht gefunden worden.

Das jetzt ins Auge gefaßte Gelände, das der kroatischen Armee gehört, sei zwar nicht optimal, aber immerhin gut genug, „zumindest für eine Übergangslösung“.

Doch die Zeit drängt. Mitte August soll das Feldlazarett stehen. „Wir werden im Zeitplan bleiben.“ Oberstleutnant Günther Pusch ist einer der hundert Neuankömmlinge. Ausschließlich Freiwillige, unter ihnen auch Wehrpflichtige, hat das Bonner Verteidigungsministerium nach Kroatien geschickt. Pusch ist noch etwas unsicher, wie die deutsche Einheit sich in die Struktur der UNO und der Schnellen Eingreiftruppe eingliedern soll. Auf die Frage, wo denn sein Blauhelm sei, reagiert der Offizier etwas verlegen. Die neue Truppe sei ja nicht Teil der UNO-Truppe, „über den Status innerhalb der UNO werden noch Verhandlungen geführt auf der Grundlage der Verträge, die Deutschland mit der UNO abgeschlossen hat“.

Ist die deutsche Truppe also Teil der Schnellen Eingreiftruppe? „Auch nicht. Die Sanitätstruppe hat einen anderen Status als die Luftwaffeneinheit, die mit ihren Tornados in Italien eingesetzt ist.“ Die Sanitätstruppe soll die Schnelle Eingreiftruppe unterstützen, sei aber nicht direkt Teil dieser Truppe. Ihre Befehle erhalte sie direkt aus dem Kommandozentrum der Unprofor, von dem Oberkommandierenden, General Janvier, der zugleich aber auch Oberkommandierender der Eingreiftruppe ist.

Rund 600 deutsche Soldaten werden nach Trogir kommen, ihr Status jedoch erscheint weiter ungeklärt. Betty Dorsey, Sprecherin der britischen Truppen, zuckt mit den Achseln. Ihr sei nicht bekannt, daß die Deutschen zu den UNO- Truppen gehörten oder gar zur Eingreiftruppe. „Die Eingreiftruppe setzt sich in Bosnien aus den britischen, französischen und niederländischen Truppen zusammen.“ Könnte das Problem sein, daß man die deutschen Truppen gar nicht dabei haben wolle? Betty Dorsey zuckt diplomatisch mit den Achseln. Doch ein hinzukommender Offizier lächelt etwas süffisant. „Die Eingliederung neuer Truppenteile bereitet immer Schwierigkeiten.“

In einem Café im Zentrum Trogirs wird über die Ankunft der deutschen Soldaten diskutiert. Eine Kontroverse gibt es nicht. „Wir sind alle froh, daß endlich deutsche Truppen hier in Kroatien sind“, sagt Johann, der über 20 Jahre in Hamburg gearbeitet hat. „Die UNO-Truppen haben bisher sowohl in Kroatien wie in Bosnien den Serben in die Hände gespielt. Wenn die Deutschen dabei sind, verändert sich dies vielleicht“, hofft er. Schließlich hätten sich die Deutschen mit der Anerkennung Kroatiens als Freunde erwiesen. Und er deutet auf das Schild am Eckhaus der Straße. „Kohl-Genscher-Straße“ ist da zu lesen.

Von einer Kumpanei zwischen Deutschen und Kroaten will Oberstleutnant Günther Pusch nichts wissen. „Die Sanitätseinheit in Trogir ist kein Instrument nationaler Politik. Wir sind hier, um im Rahmen der internationalen Institutionen, der UNO und der Schnellen Eingreiftruppe zu agieren.“

Besondere kroatische Erwartungen könnte die Sanitätseinheit nicht erfüllen.