Der Tod kam aus einer Campinggasflasche

■ Nach dem Anschlag auf die Pariser Metro tappt die Polizei weiter im dunkeln

(taz) – Auch zwei Tage nach dem Bombenattentat in der Pariser Metrostation Saint-Michel, das sieben Menschen das Leben kostete, tappten die französischen Ermittler gestern noch im dunkeln. Lediglich der Behälter, in dem sich vermutlich der Sprengstoff befand, war im Polizeilabor identifiziert worden: Eine drei Kilogramm Campinggasflasche. Die chemische Zusammensetzung ihres Inhaltes blieb gestern unbekannt. Ähnliche Sprengkörper werden in Algerien von militanten Islamisten eingesetzt.

Ein Zeuge berichtete gestern der Polizei, er habe kurz vor dem Attentat in der letzten Metrostation vor Saint-Michel eine auffällige Person beobachtet. Der Mann, den die französische Polizei als „nordafrikanischen Typus“ beschreibt, soll den Bahnsteig mit einer obszönen Geste in Richtung des abfahrenden Zuges verlassen haben. Innenminister Jean-Louis Debré kündigte für Hinweise auf den oder die Täter eine Belohnung von einer Million Francs (ca. 285.000 Mark) an. Im Fernsehen forderte er die Bürger zu besonderer Wachsamkeit auf.

Plätze und Institutionen mit viel Publikumsverkehr werden seit dem Attentat sorgfältig von Polizei und Sprengstoffspürhunden durchsucht. Vor dem gestrigen Konzert der Rolling Stones in Montpellier galt höchste Sicherheitsstufe.

Aus dem Hauptquartier der bosnischen Serben, wohin sich nach der „algerischen Spur“ der zweite Verdacht der Ermittler richtet, kam gestern ein Dementi von Radovan Karadžić. Ein Zusammenhang zwischen dem Attentat und Serbien sei „völlig ausgeschlossen“, sagte er. Algeriens Regierung sprach Frankreich ihr Beileid für das Attentat aus. dora