■ Straßmanns kleine Warenkunde: Die Safedose

Erstmal ein Test, bei dem alle mitmachen können.

Wie kochen uns eine Kartoffel. Kartoffeln kochen kann jeder, auch doofe Männer, die Säuglinge nicht lieben. Flocke Butter drauf, Prise Salz, und dann...Dann lesen wir flüchtig den Satz: KARTOFFELN MACHEN HODENKREBS, WIE AMERIKANISCHE WISS. Und dann beißen wir zu. Lecker. Aber halt! Schon zwickt es in den Hoden, die Hoden schwellen an, wir rennen zum Urologen, der nimmt eine Gewebeprobe, wir machen unser Testament. Eine Woche später ist der EU-Kartoffelmarkt tot.

Das ist die entsetzliche Macht der Medien. Die Macht der Medien ist sogar so entsetzlich, daß selbst Frauen, wenn sie obigen Satz in der Zeitung gelesen haben, von ihrem Hodenkrebs überzeugt sind. Die Medien haben ja gar keine Ahnung, was sie mit Sätzen wie diesen anrichten.

Letzte Woche sagte einer im Radio, Einbrecher stehlen mit Vorliebe Schecks, Kreditkarten und Sparbücher, die meistens in der Schreibtischschublade liegen. Als hätte ich sowas schon immer geahnt, sprang ich auf und versteckte alle meine Wertgegenstände (sogar zwei Babyfotos meines Sohnes) so gut, daß sie bis heute verschwunden sind. Ähnliches geschah jüngst auf der SAIL in Bremerhaven, wo der NDR eine sehr bescheuerte Sendung produzierte. Ein NDR-Mann sagte über die Lautsprecheranlage zu uns Schaulustigen: „Vorsicht, es sind Diebe unterwegs. Gebt Dieben keine Chance!“ Da griffen sich die Schaulustigen ans Portemonnai und zeigten den Dieben so ihre Verstecke. Bestimmt waren die Diebe vorher normale Schaulustige gewesen, und der NDR-Mann ein Komplize. So entsetzlich ist die Macht der Medien!

Es blüht das Geschäft mit der Angst. Kartoffelarme Pommes kommen auf dem Markt, in der Volkshochschule kann man trainieren, nicht nach dem Portemonnai zu fassen, wenn einer von Dieben spricht. Und der ruhmreiche Conterna-Versand aus 75206 Keltern, einem dahingeschissenen Ort voller strunzdummer Pavianärsche, bietet für 16,80 Mark eine Safedose an. Das ist eine Dose, die wie eine Unox-Gulaschsuppendose aussieht. Innendrin aber stecken Gold, Edelsteine, Hunnis, EC-Karten, Geschmeide und Brilli-Uhren. Ins Regal gestellt, zwischen Dreihühnchennudeln und Erbsen sehr fein, findet die kein Einbrecher. Außer er schreit: Einbrecher sind im Haus! Dann faßt man unwillkürlich ins Regal und verrät alles.

Eben, als ich noch mal „Einbrecher sind im Haus!“ las, griff ich automatisch nach meinem Sony-Recorder „Mega Bass“. Ach so, da hatte ich meine Wertsachen eingebaut! Die Medien: man muß sie mit ihren eigenen Mitteln schlagen! BuS