Wieder Brandanschlag beim Sportverein Vatan

■ Nur Fensterrahmen angekokelt / Gleichzeitig Brandsätze in Hannover und Oldenburg

Die Bremer Feuerwehr kann langsam daran denken, eine Sondereinheit in die Lindenhofstraße zu verlegen. Zum drittenmal innerhalb eines Dreivierteljahres wurde ein Brandanschlag auf das Vereinsheim des türkischen Sportklubs Vatan in Gröpelingen verübt. Gegen halb zwei in der Nacht zum Freitag flogen, vermutlich drei, Brandsätze gegen die Vatan-Fassade. Die richteten aber keinen größeren Schaden an. Sie prallten an der Hauswand ab und brannten auf dem Fußweg aus. Lediglich der Fensterrahmen war angekokelt. Fast zeitgleich waren in Hannover gegen eine türkische Gaststätte und in Oldenburg gegen die Moschee des islamischen Vereins Anschläge verübt worden. Niemand verletzt. Purer Zufall, denn wenn der Bremer Brandsatz im Vereinsheim gezündet hätte, dann hätte es lebensgefährlich werden können. Über den Vereinsräumen wohnen zehn Familien.

Heftig reagierte die grüne Fraktionssprecherin und Ex-Ausländerintegrationssenatorin Helga Trüpel auf die Anschläge: „Unerträglich und menschenverachtend“, sagte die Grüne. „der Tod von Menschen wird bei solchen anschlägen leichtfertig mit einkalkuliert.

Die Bremer Polizei geht davon aus, daß diese Anschlagserie in unmittelbarem Zusammenhang mit der Reihe von Brandsätzen steht, die in den vergangenen Wochen gegen türkische Einrichtungen in Süddeutschland geschleudert worden sind. Und für den niedersächsischen Verfassungsschutz thehen auch die Verantwortlichen fest: Die kurdische Arbeiterpartei PKK. Der Verfassungsschutz wußte von der Planung der Anschläge, gab gestern der VS-Präsident Rolf-Dieter Minnier in Hannover zu. Nur seien die Erkenntnisse von geringem Wert gewesen, weil Orte und Zeiten nicht bekannt geworden seien. Die PKK komme mit ihren diplomatischen Initiativen zur Zeit nicht recht weiter, interpretierte Minnier, und „die Kämpfer“ müßten „bei Laune“ gehalten werden. Minnier geht davon aus, daß die Anschlagserie zum Ende des Monats abebbt.

Erst Ende November letzten Jahren war das Vatan-Vereinsheim Ziel eines Anschlagen gewesen. Damals war ein türkischer Kulturverein auf der gegenüberliegenden Straßenseite völlig ausgebrannt, der Molotow-Cocktail auf Vatan hatte keinen großen Schaden angerichtet. Ein paar Tage später sollte es das Vatan-Jugendzentrum treffen. Der Brandsatz hatte nur ein Loch in den Teppichboden gefressen und war dann erloschen. Ende März flogen wieder Brandflaschen durch die geschlossenen Vatan-Fenster. Daneben hatte es in Bremen immer wieder Anschläge auf türkische Reisebüros, Banken, und Lebensmittelläden gegeben.

J.G. / Foto: Karsten Joost