Staatssekretär für Glühbirnen

■ Weil im Senatssaal immer die Lichter durchbrennen: Staatssekretär Borrmann führt Buch über die Glühbirnenlage. Einen Zusammenhang mit hitzigen Debatten schließt er nicht aus.

taz: Herr Borrmann, Sie führen Buch darüber, wieviele Glühbirnen im Senatssaal im Roten Rathaus kaputtgehen. Was haben Sie festgestellt?

Detlef Borrmann, Staatssekretär für Justiz: Die Staatssekretärsrunde trifft sich jeden Montag. Bei den Sitzungen habe ich festgestellt, daß es erstens durch die vielen Glühbirnen in dem Raum immer furchtbar heiß ist und daß zweitens offenbar durch die Hitze wiederum auffällig häufig Glühbirnen kaputtgehen. Da dachte ich, es wäre gut, das mal aufzuschreiben, um die Ergebnisse dem Innenarchitekten mitzuteilen, der über die Beleuchtung entschieden hat. Seit April führe ich deshalb Buch.

Wieviel Glühbirnen gehen pro Woche kaputt?

Im Schnitt zwei. Es gibt aber Schwankungen, manchmal geht auch gar keine kaputt. Am 4. April waren fünf kaputt, am 8. Mai immer noch fünf und am 15. Mai waren es sieben. Dann wurde offenbar jemand tätig, denn am 22. Mai waren es null. Am 12. Juni war es wieder eine.

Brennen die Glühbirnen während den Sitzungen durch? Etwa, wenn Verkehrsstaatssekretär Ingo Schmitt ankündigt, das Brandenburger Tor für Autos öffnen zu wollen, oder Innenstaatssekretär Kuno Böse das Grillen im Tiergarten verbieten lassen will?

Nein. Aber es kann natürlich sein, daß die Erregung bei solchen Themen die Raumtemperatur steigen läßt und dadurch eine Ursache für das spätere Durchbrennen der Glühbirnen gesetzt wird.

Wenn im Senatssaal sieben Glühbirnen weniger leuchten, sitzen die Staatssekretäre dann im Dunkeln und im Kalten?

Nein, nein. Das lästige an dem Senatssaal ist, daß die natürliche Belichtung nicht ausreicht und deshalb auch an hellen Tagen immer – mit zusätzlicher Wärementwicklung – Licht brennen muß. Aber sieben nicht leuchtende Glühbirnen machen angesichts der Zahl der vorhandenen Lichtquellen die Staatssekretäre nicht arbeitsunfähig.

Wie führen Sie Buch? Haben Sie ein Vokabelheftchen wie Schüler in der fünften Klasse?

Das ist eine gute Idee. Ich hatte es bisher anders und weniger ordentlich gemacht, nämlich als Zahlenhinweis auf der Tagesordnung.

Die Tagesordnung sammeln sie sowieso?

Die gehört zu den dienstlichen Akten.

Die Glühbirnen waren inzwischen Thema in der Staatssekretärsrunde. Was wurde dazu gesagt?

Ein Kollege fragte beunruhigt, ob die Sitzung so wenig spannungsgeladen sei, daß man einen Ersatz im Zählen von Glühbirnen suche. Ich konnte beruhigen: Die Kontrolle der Glühbirnen führe ich immer vor Beginn der Sitzung durch.

Was ist Ihr Anliegen?

Abfallvermeidung. Bei dem Thema habe ich auch die Glühbirnen angesprochen. Wenn soviel Glühbirnen kaputtgehen, kostet das erstens Geld und zweitens produziert das Müll.

Sie sind Staatssekretär für Justiz. Sie können sich trotz der Buchhaltung über den Zustand der Glühbirnen auf Themen wie Spritzenvergabe in Gefängnissen oder Einsparungen in der Verwaltung konzentrieren?

Ich hoffe wenigstens, daß da keine Defizite entstehen. Interview: Dirk Wildt